Der Prozess um ihren VIP-Kunden Uli Hoeness verleiht der Bank Vontobel einen neuen Bekanntheitsgrad, den sich das Zürcher Traditionshaus so wohl nicht gewünscht hat.

Die Bank Vontobel ist in Deutschland (mit mässigem Erfolg) zwar schon seit einigen Jahren präsent. Doch erst der laufende Steuerhinterziehungsprozess um Bayern-Manager Uli Hoeness macht die Zürcher Privatbank im Nachbarland nun richtig bekannt.

Allerdings sind sich die Kommentatoren in den Medien weitgehend einig: Für Vontobel ist die Affäre ein negativer PR-Coup, der dem Ruf der Bank schadet.

Die Zeitungen beschäftigen neben dem möglichen Reputationsverlust der Vontobel vor allem zwei Punkte: Hätte die Bank ihren Kunden Hoeness nicht viel früher zur Steuerehrlichkeit drängen müssen? Und: Hat sie dies nicht getan, weil sie am wilden Spekulationstreiben von Hoeness kräftig mitverdient hat?

Hat Vontobel Hoeness gemolken?

Das «Handelsblatt» stellt richtigerweise fest, dass «die riesigen Summen mit denen Hoeness mit Devisen herumzockte, sogar im Vergleich mit der Grösse des Devisengeschäfts der Privatbank beachtlich» gewesen seien. Vontobel habe an Hoeness gut mitverdient, meint die grösste Wirtschaftszeitung Deutschlands.

Auch 2007, als er 71 Millionen Euro verlor, habe Vontobel im Handel mit Devisen und Edelmetallen noch 16 Millionen Franken verdient. Hingegen seien die Einnahmen in diesem Geschäft nach der Selbstanzeige von Hoeness von 28,4 auf 15,4 Millionen Franken zurückgegangen, rechnet das «Handelsblatt» vor. Vontobel müsse sich nun die Frage gefallen lassen, ob sie ihren besten Devisen-Kunden nicht etwas zu lange gemolken habe.

Auch die «Neue Zürcher Zeitung» wirft indirekt diese Frage auf. Auch wenn die Devisengeschäfte nur einen kleinen Bruchteil der gruppenweiten Betriebserträge ausgemacht hätten, liege der Schluss auf der Hand: «Hoeness war wohl ein bedeutender Kunde der Teileinheit Devisen- und Edelmetallhandel.»

Grundsätze von Gründer Hans Vontobel verletzt?

Vontobel verlege sich in der Situation aufs Schweigen, kommentiert die «Berner Zeitung»: «Möglichst nicht erwähnt werden, scheint die Devise zu sein». Die «Tagesschau» der ARD zeigt sich einigermassen verständnisvoll, die Bank müsse sich nur schon aus juristischen Gründen schützen, «doch es geht auch um die Reputation, und die ist ziemlich angekratzt». Für den Kommentator der NZZ ist ebenso klar: Ein Reputationsschaden bleibe zurück.

Für den «Blick» ist der Hoeness-Skandal ein «herber Image-Verlust. Gründer Hans Vontobel hat stets betont, dass man sich von anderen Instituten abheben und nachhaltig arbeiten müsse».

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