Die Bedeutung der Banken respektive des Finanzsektors ist äusserst hoch. Wie der Finanzsektor die NEAT finanzierte zeigt Raphael Vannoni von der Schweizerischen Bankiervereinigung auf.

Raphael Vannoni 200Raphael Vannoni ist Leiter Economic Analysis bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Am 4. September 2014 haben wir unseren Bankenbarometer publiziert. Kurz zusammengefasst: Allen Unkenrufen zum Trotz erwirtschafteten die Banken ein positives Ergebnis. Doch was, wenn dem nicht mehr so wäre? Könnten wir froh sein, dass die viel gescholtenen Banker keine Gewinne mehr einfahren oder würden wir alle darunter leiden? In einem einfachen Beispiel möchte ich Ihnen aufzeigen, dass – zumindest in der mittleren Frist – eine Reduktion der Erträge des Banken- respektive Finanzsektors massive Auswirkungen auf uns alle hätte.

Vergleich mit Deutschland

Für eine Schätzung gehe ich davon aus, dass der Wertschöpfungsanteil des Schweizer Finanzplatzes dem des deutschen entspräche (vgl. Abbildung).

Unter dieser Voraussetzung hätte der Wachstumsbeitrag des Finanzsektors über die letzten zehn Jahre weniger als einen Drittel betragen. Im Rahmen dieser statischen Analyse wäre die Schweizer Wirtschaft von 1992 bis 2012 anstelle von 1,5 Prozent um nur 1,3 Prozent pro Jahr gewachsen.

Enormer Verlust

Über die zehn Jahre kumuliert entspräche dies einem Verlust der Wertschöpfung von 19,6 Milliarden Franken, welcher gar die NEAT-Gesamtkosten übertreffen würden. Inklusive indirekte Effekte des Finanzsektors, durch beispielsweise nicht mehr bezogene Vorleistungen in anderen Sektoren, wäre der Verlust der Wertschöpfung noch weitaus grösser – zusätzliche 7,5 Milliarden Franken.

Mit diesem Betrag hätte der Lötschberg-Basistunnel inklusive diversem neuem Rollmaterial finanziert werden können.

Wachstumsbeiträge ausgewählter Schweizer Branchen (1992-2012)

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«Finanzsektor modifiziert», gemäss Wachstumsraten und Anteil an der nominalen Wertschöpfung des deutschen Finanzsektors (durchschnittlicher Anteil 1992-2012: 4,6 Prozent, Wachstum p.a.: 1,4 Prozent). Quellen: BAKBASEL, OECD, eigene Berechnungen.

Was können wir nun daraus schliessen? Kurz: Der Banken- respektive Finanzsektor nimmt seine Aufgabe als bedeutender Sektor ungebrochen wahr. Die Banken lieferten im Jahr 2013 Gewinnsteuern von fast 2 Milliarden Franken ab und finanzieren die Realwirtschaft nach wie vor ausreichend und zu günstigen Konditionen.

Produktive Symbiose

Zwischen dem Finanzsektor und der Gesamtwirtschaft herrscht folglich eine produktive Symbiose. Wenn es der Gesamtwirtschaft gut geht, profitiert der Bankensektor – und umgekehrt. So sollten wir zu diesem wichtigen Sektor aber auch zur produktiven Symbiose Sorge tragen. Denn es dürften auch in Zukunft einige Grossprojekte anstehen, die es zu finanzieren gilt.