Unsere Altersvorsorge steht nicht in jeder Hinsicht gut da. Entsprechend sind Reformen notwendig, wie Raphael Vannoni von der Schweizerischen Bankiervereinigung erklärt.

Raphael Vannoni neuRaphael Vannoni ist Leiter Economic Analysis bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Die Altersvorsorge beziehungsweise ihre Finanzierung stellt zwar ein Thema dar, das alle Personen direkt betreffen wird, aber meist noch nicht im einzelnen Fokus liegt. Doch es läuft eine aktuelle Reformdiskussion, wie schon mein Kollege Martin Hess in seinem Blogbeitrag letzte Woche festgehalten hat. Dabei gilt es, heute die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen, damit wir und unsere Kinder den Lebensabend ohne finanzielle Sorgen verbringen können.

Demographischer Wandel birgt Gefahren

Die zentrale Frage lautet: «Alles eitel Sonnenschein bei unserer Altersvorsorge?» Ich würde es eher als wechselhaftes April-Wetter bezeichnen.

So bedroht der demographische Wandel die nachhaltige Finanzierung unserer Altersvorsorge. Bei der AHV beispielsweise ist dieser Wandel bedenklich. Bei Einführung der AHV im Jahr 1948 kamen auf einen Rentner noch 6,5 Erwerbstätige, 2007 waren es 3,7 und bis 2035 dürfte ein Rentner nur noch von 2,1 Erwerbstätigen finanziert werden. Die Babyboomer-Generation lässt grüssen. Sie sehen, Reformen in unserer Altersvorsorge sind dringend nötig.

Männer arbeiten über das gesetzliche Rentenalter hinaus

Auch wenn das gesetzliche Pensionierungsalter für Männer bei 65 und für Frauen noch bei 64 liegt, arbeiten männliche Schweizer im Durchschnitt länger. Gemäss OECD beträgt das tatsächliche Pensionierungsalter für Männer 66,1 Jahre – die Frauen liegen genau bei den gesetzlichen 64 Jahren.

Diese Werte liegen leicht über dem Durchschnitt aller OECD-Staaten (Männer: 64,2 beziehungssweise Frauen: 63,1). Entgegen landläufiger Meinung ist gemäss OECD auch die Erwerbstätigkeit von vor der Pensionierung stehenden Personen (55 bis 64) überdurchschnittlich hoch (Schweiz: 70,5 Prozent, OECD: 55,6 Prozent). Hier gilt es die Anreize zu erhalten, länger zu arbeiten – beispielsweise durch eine Kürzung der AHV-Rente bei vorzeitigem Austreten aus der Erwerbstätigkeit.

Oder was halten Sie von einer Senkung der Beiträge an das Alterskapital für über 55-Jährige von derzeit 18 Prozent auf beispielsweise 15 Prozent? Dies würde für Unternehmen den Anreiz steigern, ältere Personen anzustellen.

Erhöhung des Rentenalters oder Senkung der Renten

Die OECD erwartet, dass bis 2050 die meisten Industriestaaten das Pensionierungsalter auf 67 Jahre erhöhen werden. In eine ähnliche Richtung geht die geplante Reform der Schweizer Altersvorsorge. So ist unter anderem eine Anpassung des Pensionierungsalters der Frauen an jenes der Männer sowie eine Flexibilisierung des Rentenbezugs geplant.

Eine solche Flexibilisierung ist meines Erachtens zwingend notwendig, genauso wie eine Stabilisierungsregel («Schuldenbremse») für die AHV oder eine Senkung des Mindestumwandlungssatzes – auch wenn dies 2010 vom Volk mit grosser Mehrheit abgelehnt wurde.

Ich gehe davon aus, dass früher oder später auch Rentenkürzungen, eine weitere Erhöhung des Rentenalters oder gar die freie Pensionskassenwahl auf den Tisch kommen. Bis dahin sehe ich wechselhaftes Wetter am Horizont unserer Altersvorsorge.