Ein führender Schweizer Versicherer holt Teile seiner IT aus dem Subkontinent zurück. Das lässt aufhorchen.

Top-qualifizierte Informatiker zu tiefen Lohnkosten: Diese verlockende Kombination trieb in der Vergangenheit zahlreiche Schweizer Finanzunternehmen zur Auslagerung ihrer IT nach Indien. So der zum französischen Konzern Axa gehörende Allversicherer Axa Winterthur: Bereits 2005 zügelte er seine Software-Entwicklung auf den Subkontinent.

Wie die «NZZ am Sonntag» (Artikel in der Printausgabe) am vergangenen Wochenende berichtete, besinnt man es sich in Winterthur nun aber anders. So fiel dort kürzlich der Entscheid, die IT-Dienste zurück nach Europa zu holen. Allerdings nicht in die Schweiz, sondern in die Slowakei.

Man spricht Deutsch

Mit der wachsenden Komplexität der Applikationen bewähre sich das Geschäftsmodell mit Indien nicht mehr, begründet der Versicherer diesen Schritt gegenüber dem Sonntagsblatt. Zudem habe die Slowakei gegenüber Indien den Vorteil, kulturell und geografisch näher zu sein.

Und, besonders erstaunlich für ein Unternehmen der Finanzbranche, wo Englisch als Dienstsprache gilt: «Die slowakischen Mitarbeitenden beherrschen die deutsche Sprache, was die Zusammenarbeit stark vereinfacht», so der Versicherer.

Beispiel könnte Schule machen

Derweil kommt der von der «NZZ am Sonntag» zitierte Luzerner Finanzprofessor Bruno Waser zum Schluss, dass das Beispiel Schule machen könnte: «Wir wissen von Firmen, die statt Rückverlagerungen in die Schweiz Verschiebungen von einem ausländischen Standort zu einem anderen ausländischen Standort machen, da die angestrebten Ziele nicht erreicht wurden.»

Dabei scheint Osteuropa bei Schweizer Finanzunternehmen besonders hoch im Kurs zu sein. Wie auch finews.ch berichtete, bauen etwa die beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS ihre Backoffice-Standorte in Polen mit hohem Tempo aus.

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