Gut möglich, dass die Finanzbranche neues Vertrauen in der Bevölkerung gewinnen kann, wenn sie sich in unkonventionellen, aber möglichst sinnvollen Bereichen engagiert. Ein Beispiel dafür ist jetzt am Entstehen.

Sport©Shutterstock

Der Zürcher PR-Berater Roland Cecchetto (Bild unten), heute Teilhaber der Agentur Communicators, war schon immer jemand, der sich über den Tellerrand seines angestammten Geschäfts hinaus wagte. So lancierte er vor einigen Jahren beispielsweise den Jefferies-Studienpreis für herausragende Diplomarbeiten von Fachhochschul-Absolventen.

Roland Cecchetto 500

Doch in all dieser Zeit beschäftigte Cecchetto noch ein anderes Thema; nämlich die Tatsache, dass es in der Schweiz nur wenige Stiftungen gibt, die talentierte Jugendliche und ihre Angehörigen im Sportbereich finanziell unterstützen.

Bekannte Institutionen wie die Schweizer Sporthilfe fokussieren ihre Mittel zwar auf Sportler, aber nur auf solche mit einem hohen nationalen Niveau – und sind deswegen nicht in der Lage, junge Nachwuchssportler zu fördern.

Ein sportliches Vorhaben

Und hier setzte Cecchetto an, dessen Sohn Tom selber ein hoch begabtes Nachwuchstalent im Tennis ist. Der Kommunikationsmann begann, seine Idee umzusetzen, indem er einen Anlagefonds andachte, der eine Stiftung alimentiert. Diese wiederum soll junge Sporttalente langfristig unterstützen. Unter diesen Prämissen entsteht nun konkret die «Stiftung zur Förderung junger Sporttalente», wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Finanziell wird sich die Stiftung auf einen geplanten und in der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen Anlagefonds abstützen. Mit der Accuro Group und ihrer Tochtergesellschaft IFAG ist ein etabliertes Institut für alle Belange rund um den gesamten Investment- und Portfolio-Teil verantwortlich.

Breite Investorenschicht

Ein wichtiges Merkmal des geplanten Fonds ist, dass je nach Kundenwunsch ein Teil oder die gesamten Erträge sowie zusätzlich noch ein Anteil der Gebühren, welche die Fondsleitung erhebt, direkt in die Stiftung fliessen. Mit diesen Mitteln sollen dann in einigen Jahren die jugendlichen Sporttalente finanziell unterstützt werden.

Auch für Accuro-CEO Roger Zulliger (Bild unten) ist das Projekt durchaus etwas Aussergewöhnliches. Er sieht aber ein grosses Potenzial, weil er damit gemäss eigenen Angaben eine breite Investorenschicht ansprechen könne.

roger zulliger 501

«In der ersten Phase, also bei der Suche von Seedmoney, werden wir grössere Institute ansprechen, die unserer Meinung nach affin für dieses Modell sind. Der geplante Fonds ist aber für alle Investoren geeignet, die ein Interesse an der Förderung junger Sportler haben. Im Gegensatz zu einer einmaligen Spende bietet ein Fondsinvestment die Möglichkeit der nachhaltigen Förderung. Denn das Fondskonzept sieht vor, dass regelmässig ein fester Prozentsatz an die Stiftung fliesst. Ein zusätzlicher Anreiz liegt in der möglichen Ausschüttung eines Renditeanteils an Investoren», sagt Zulliger.

Bei Bedarf auch Derivative

In einem ersten Schritt peilt der Accuro-Chef ein Fondsvolumen von rund 20 Millionen Franken an. «Unser Ziel ist es, einen Startbetrag zu erreichen, mit dem wir glaubhaft den Fördergedanken des Projekts vertreten können», so Zulliger. Wie sich im Gespräch weiter zeigt, scheint ihn das anhaltend problematische Zinsumfeld nicht sonderlich zu beunruhigen. Zulliger sagt: «Der Fonds kann auf ein breites Spektrum an Finanzinstrumenten zugreifen, um sich auch in anspruchsvollen Marktsituationen zu behaupten.»

Konkret: «Wir planen, ein global ausgerichtetes Portfolio ohne Anbindung an eine Benchmark aufzubauen. Investitions-Schwerpunkte bilden Aktien und Obligationen sowie bei Bedarf derivative Finanzinstrumente», so Zulliger.

Erste Gesuche schon 2016

Roland Cecchetto will bis im vierten Quartal 2015 das gesamte Projekt aufgegleist haben, so dass 2016 die ersten eingehenden Unterstützungsgesuche von jugendlichen Nachwuchssportlern geprüft werden können. Bei der Vergabekommission hat Cecchetto einige Personen im Visier – ehemalige Profi-Sportler auf internationalem Niveau, die selber am besten wissen, wie schwierig es sein kann, eine Sportler-Laufbahn, das Training, die Auslandreisen und das Material zu finanzieren. Allerdings sei es noch zu früh, konkrete Namen zu nennen, sagt Cecchetto. Ein Beirat oder Patronatskomitee soll mit «Ambassadoren» die Stiftung zusätzlich bekannt machen.

Die grösste Schwierigkeit am Ganzen? Cecchetto muss nicht lange überlegen: «Ein Finanzinstitut zu finden, das sowohl das Aufsetzen des Fonds, dessen Management und auch den Vertrieb übernimmt und erst noch das Seedmoney sucht. Hier habe ich erlebt, dass alle grossen Finanzhäuser, die ich angefragt habe, keinen Sinn für Innovationen hatten, sondern nur an Bewährtem festhalten und schon gar nicht einen neuen Fonds aufsetzen und finanzieren wollten. Und dies trotz des immensen Branding- und Marketingpotenzials, das damit verbunden ist.»

Bloss nicht die Huhn-oder-Ei-Frage

Nun wünscht sich Cecchetto bloss noch Leute, die «innovativen Mut» beweisen, denn bisweilen ist er bei manchen Menschen mit einer doch eher zögerlichen Grundhaltung konfrontiert. Dann sagt man ihm: «... es ist einfacher, wenn der Fonds und die Stiftung einmal stehen ...». Dies widerspiegle die «Chicken-or-Egg-Frage», bei der man letztlich an Ort stehenbleibe, sagt Cecchetto. «Doch in der jetzigen Phase ist es entscheidend, dass wir das Seedmoney zusammenbringen, um den Fonds aufzusetzen», so der zielstrebige Initiant.

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