An der noblen Zürcher Bahnhofstrasse vermietet eine Firma neu Büros auf Zeit – und macht typische Private-Banking-Atmosphäre zugänglich für jedermann. Ein weiteres Zeichen, dass ein Ära zu Ende geht.

Gediegene Empfangsräume in altehrwürdigen Gebäuden mit viel Stuck und dunklem Holz: das gehörte früher ebenso zum Markenzeichen der Schweizer Privatbanken wie das obligatorische «wine and dine» und die Angewohnheit, über die Herkunft des Geldes nicht allzuviele Fragen zu stellen.

Seit dem offiziellen Übertritt der Branche in die «Weissgeld-Ära» lässt sich damit jedoch nicht mehr punkten – und wie sich zeigt, ist nun auch das Private-Banking-Ambiente keine Exklusivität mehr.

So im ehrwürdigen «Gryffenhaus» an der Bahnhofstrasse 10. Seit diesem März bietet dort die Berliner Firma Satellite Office auf drei Etagen und einer Gesamtfläche von 646 Quadratmetern Büros und Konferenzräume an – inklusive angehängtem Sekretariat, wenn das gewünscht wird.

Bahnhofstr3 500

Nur einem erlauchten Kreis zugänglich

«Das Haus Gryffenberg als Juwel der Extraklasse verleiht Ihrem Geschäft immer den richtigen Rahmen», werben die Berliner vollmundig für die luxuriös ausgestatteten Räumlichkeiten, die gemäss dem Geschäftsmodell von Einzelpersonen, Teams und Gruppen «flexibel» für Tage, Wochen und Monate angemietet werden können.

Ein Blick auf die Webseite der Anbieterin zeigt: hier wird typische Schweizer Private-Banking-Atmosphäre geboten, wie sie früher nur einem erlauchten Kundenkreis zugänglich war (siehe Bilder). Und der Blick von der Dachterrasse auf die Genfer Bank UBP, den Hauptsitz der Zürcher Kantonalbank und die Schweizerische Nationalbank lassen einen direkt ins Herz des Zürcher Bankenplatzes eintauchen.

Das Haus Gryffenberg gehört der Zürcher Immobiliengesellschaft PSP und wurde von dieser seit 2013 aufwändig saniert. Bereits ist im Erdgeschoss das Mode-Label Dolce&Gabbana mit einem «Flagship Store» eingezogen. Ein Fakt, mit dem Satellite Office ebenfalls die exklusive Lage zu unterstreichen sucht.

Bahnhoftstr2 500

Wo einst die Safdié-Banker geschäfteten

Wie viel die Büromiete kostet, das will die Vermieterin Satellite Office auf Anfrage von finews.ch nicht preisgeben. Sie gibt lediglich an, dass Interessenten zuerst gegen Entgelt einem firmeneigenen Club beitreten müssen, der dann Zugang zu den verschiedenen Angeboten ermöglicht.

Dass einer kein «Ultra High Net Worth Individual» mehr sein muss, um Zugang zu den exquisiten Räumen zu erlangen, dürfte jedoch auf der Hand liegen.

Übrigens: An der Bahnhofstrasse 10 sass einst die vorab im Geschäft mit israelischer Kundschaft tätige Banque Safdié. Auch dieses Institut ist verschwunden, seit es Anfang 2011 von der Bank Leumi in der Schweiz übernommen wurde. Leumi wiederum verkaufte ihre Schweizer Bank an Julius Bär – die an der Bahnhofstrasse 36 immer noch einen prunkvollen Sitz unterhält.

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