Für die hiesige Finanzbranche rückt bereits die nächste digitale Bedrohung aus dem Ausland heran. Der chinesische Riese Alibaba streckt mehrere Arme Richtung Schweiz aus, wie finews.ch erfahren hat.

Nächsten Januar steht die Phalanx gegen Apple Pay: bis dahin soll die helvetische Applikation Twint in ihrer neuen Form bereitliegen, um die digitale Brieftasche von Apple in der Schweiz zu kontern. Hinter Twint stehen mit der UBS, der Credit Suisse, Raiffeisen, der Zürcher Kantonalbank und Postfinance die grössten Banken des Landes – und alle ziehen sie bei der Abwehr des amerikanischen IT-Riesen an einem Strick.

Doch möglicherweise blickt das Swiss Banking in seinen Anstrengungen in die falsche Richtung. Denn wie sich zeigt, streckt der chinesische Internet-Gigant Alibaba seine Arme nicht nur nach Europa, sondern auch Richtung Schweiz aus.

Als Schreckgespenst der hiesigen Finanzbranche nimmt sich dabei insbesondere die Bezahl-App Alipay aus. Die von Ant Financial – dem Finanz-Arm von Alibaba – entwickelte Applikation zählt dank der führenden Stellung in China schon heute 450 Millionen Kunden.

860 Milliarden Franken Volumen

Für diese wickelt der Dienst nach eigenen Angaben Zahlungen von insgesamt 860 Milliarden Franken ab – dreimal mehr als die amerikanische Paypal und ein Vielfaches von Apple Pay.
Ant Financial forciert Alipay in Europa schon seit Monaten. In Frankreich ging sie dazu erstmals eine Partnerschaft mit einer Bank ein. In Deutschland arbeitet Ant Financial mit dem Kreditkarten-Anbieter Wirecard zusammen. Wirecard lancierte vor einigen Wochen auch hierzulande eine App, über die sich in Franken via Alipay bezahlen lässt, wie die Schweizer «Handelszeitung» berichtete.

Doch das ist nicht der einzige Vorstoss der «chinesischen Amazon» Alibaba Richtung Schweiz. Wie die Tourismusorganisation Schweiz Tourismus gegenüber finews.ch erklärte, steht sie in Kontakt mit Alibaba bezüglich einer möglichen zukünftigen Kooperation mit der Reiseplattform Alitrip.

Touristen als Treiber der Expansion

Wie sich in anderen europäischen Ländern zeigte, ist Alitrip an Reisepaketen für chinesische Touristen interessiert, die sie in Zusammenarbeit mit den örtlichen Reiseveranstaltern erstellt. Das ist nicht nur insofern bedeutsam, als damit noch deutlich mehr Chinesen die Schweiz bereisen könnten. Sondern auch deshalb, weil die chinesischen Touristen den Treiber für die Ausbreitung von Alipay im Ausland darstellen.

Alipay will in Europa überall dort sein, wo Chinesen am liebsten einkaufen. Nicht von ungefähr wurden im Pariser Shopping-Palast Printemps bereits spezielle Alipay-Terminals an den Kassen installiert.

Konzertiertes Vorgehen

Diese fehlen in der Schweiz – noch. Dereinst könnten solche fixen Terminals auch im Schweizer Handel stehen, heisst es bei der Deutschen Wirecard auf Anfrage. Und Schweiz Tourismus weiss: «Gemäss unserer Information sollte Alipay 2017 in der Schweiz verfügbar sein.»

Eine Anfrage zum genauen Vorgehen blieb bei Alibaba bisher ohne Antwort. Dennoch zeigt das konzertierte Vorgehen in ganz unterschiedlichen Sektoren die Macht des Alibaba-Angebots. Was auch immer der Kunde für Bedürfnisse hat – bei Alibaba wird er fündig.

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