Er wäre keineswegs verwundert, wenn die weltweite Aktienhausse noch bis ins zweite Quartal 2017 hinein anhalten und die Schweizer Βörse zu einer «Nachholrally» ansetzen würde, sagt Stephan Heitz. 

Stephan Heitz ist ‹Head of Continental Europe & Nordics› bei Axa Investment Managers. Er schreibt monatlich für finews.ch.

Entgegen den anfänglichen Prognosen war 2016 ein gutes Aktienjahr für die Anleger, vorausgesetzt, sie haben in amerikanische Titel investiert: Der S&P 500 schloss das Jahr mit einem Plus von 9,5 Prozent ab, in Franken gerechnet waren es sogar 11,5 Prozent.

Einmal mehr hat die US-Börse den berühmten Unkenrufen getrotzt, die aus einer höheren Bewertung amerikanischer Aktien im Vergleich zu den europäischen Vergleichswerten und einer weiter fortgeschrittenen, jetzt auf Zinserhöhungen ausgerichteten Zentralbank-Politik die Empfehlung abgeleitet hatten, US-Aktien eher zu meiden.

Deutlich schlechtere Ergebnisse

Eine offensichtliche Fehleinschätzung, denn der Schweizer Aktienmarkt hat gemessen am Swiss Market Index (SMI) mit Verlusten von 6,8 Prozent deutlich schlechtere Ergebnisse erwirtschaftet. Europäische Aktien waren gemessen am Euro Stoxx 50 trotz Sorgen um die Stabilität des Euro mit plus 0,7  Prozent in lokaler Währung und minus 0,8 Prozent in Franken noch auf Vorjahresniveau, und sogar die von der Brexit-Unsicherheit belastete britische Börse hat mit plus 14,4 Prozent in Pfund besser abgeschnitten als die Schweizer Börse, durch die Pfund-Schwäche dann allerdings auch nur noch mit plus 0,3 Prozent.

Die Gründe hierfür sind sicherlich unterschiedlicher Natur. Natürlich ist der SMI stark in der Bankbranche gewichtet, und die UBS mit minus 18 Prozent und die Credit Suisse mit minus 32 Prozent haben sicherlich den Leitindex belastet.

Falsche Positionierung

Die internationalen Schwergewichte Nestlé mit minus 2 Prozent und die Pharmakonzerne Roche und Novartis mit jeweils rund minus 15 Prozent haben ebenfalls zur unterdurchschnittlichen Entwicklung der Schweizer Börse beigetragen, was wohl zu weiten Teilen der Franken-Aufwertung des Jahres 2015 geschuldet war.

Ein Hauptgrund für die divergierende Entwicklung der Aktienmärkte dürfte aber in jedem Fall die Positionierung der Anleger zu Jahresbeginn gewesen sein. Erinnert man sich an die Prognosen Anfang 2016, so war die einhellige Meinung: Aktien sind verhalten positiv zu beurteilen, mit Bewertungsvorteilen für Europa und die Schweiz; US-Aktien hingegen wurden eher kritisch gesehen.

Unternehmerfreundliche Politik erwartet

Institutionelle Anleger hatten aber zu Jahresbeginn nur eine sehr geringe Aktienquote weltweit und eben eine starke Untergewichtung in den USA. Ein grösserer Verkaufsdruck konnte mithin gar nicht aufkommen.

Die Prognosen 2017 sind fast genau gegenläufig: Aktien werden jetzt weltweit positiv beurteilt; insbesondere den US-Titeln wird ein deutlicher Aufschwung durch eine unternehmerfreundliche Politik der Trump-Regierung zugetraut. Gezogen von der US-Börse sollten auch der Euro-Raum und die Schweiz positive Aktienergebnisse erzielen. Die Gefahr ist gross, dass dies ein Irrtum sein könnte.

Allgemeine Euphorie

Eine alte Börsenweisheit besagt: «The trend is your friend», aber eben auch nur, solange ein Trend anhält! Und Hausse-Phasen enden meist nicht nach der ersten Zinserhöhung, sondern erst nach drei bis vier Leitzins-Erhöhungen, nachdem selbst diese Zinserhöhungen in einer Phase allgemeiner Euphorie zunächst ignoriert worden sind.

Ich wäre keineswegs verwundert, wenn die weltweite Aktienhausse noch bis in das zweite Quartal hinein anhalten und auch die Schweizer Βörse zu einer Nachhol-Rally ansetzen würde.
Sollten jedoch im Sommer die Leitzinsen in den USA tatsächlich auf 2 Prozent und die zehnjährigen T-Bills auf 4 Prozent Rendite gestiegen sein, dann wären Aktien in den USA mit Kurs/Gewinn-Verhältnissen von über 22 gegenüber Bonds wirklich teuer.

Ein spannendes Jahr

Es mag dann durchaus zu einer Umkehr der relativen Stärke kommen, und Schweizer und europäische Aktien könnten in diesem Fall besser abschneiden als US-Unternehmen. Bei einer nachhaltigen Korrektur in den USA ist ein völliges Abkoppeln der europäischen Börsen aber wohl kaum realistisch. Kurzum, das Jahr wird spannend.


Stephan Heitz 192Stephan Heitz ist seit Januar 2009 bei Axa Investment Managers tätig. Er startete als Head of Axa IM Northern Europe mit Verantwortung für Deutschland, Österreich, Schweiz, Belgien, Luxemburg und die Niederlande. Im Jahr 2014 wurde die geographische Verantwortung um die Länder Italien, Spanien und die Nordics ausgeweitet und die Region in ‹Continental Europe & Nordics› umbenannt.

Zuvor war er ab 2001 für die Swiss Life Asset Management in Zürich tätig, zuerst als Director, dann als Managing Director und CEO. Von 1993 bis 2001 arbeitete er bei der ABN Amro Bank. Er startete seine Karriere 1989 beim Schweizerischen Bankverein (heute UBS).

Heitz absolvierte ein Studium an der Universität Fribourg und schloss in Volks- und Betriebswirtschaftslehre ab. Er ist Certified Fund Officer und absolvierte das Advanced Management Program (AMP) an der Harvard Business School.

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