Die Anlagerichtlinien müssten für Pensionskassen angepasst werden, findet Frank Rosenschon, Managing Director bei Blackrock. Der Asset-Management-Riese möchte in der Schweiz weiter gezielt investieren – auch über Akquisitionen.


Herr Rosenschon, Asset Manager wie Blackrock empfehlen, dass Pensionskassen ihre Anlagerichtlinien flexibler gestalten, damit sie vermehrt in Alternative Anlagen investieren können, um ihre Renditevorgaben zu erreichen. Ist Bewegung in die Szene gekommen?

Tatsächlich sind institutionelle Anleger flexibler geworden. Oder genauer: Gerade Pensionskassen nutzen den Spielraum, der ihnen durch die Richtlinien gegeben ist, deutlich besser aus.

In welcher Weise?

Institutionelle Anleger haben im Fixed-Income-Bereich beispielsweise ihre Rating-Grenzen ausgeweitet. Wo früher die Vorgabe «AA» noch strikt eingehalten worden ist, «wagen» sich Investoren nun auch an Anleihen im «Non-Investment-Grade»-Bereich heran, um die geforderten Renditen zu erzielen.

«Die Richtlinien sollten entmystifiziert werden»

Offener sind die Investoren beispielsweise auch gegenüber Bank Loans geworden oder Anlagen in Schwellenländern. Dasselbe stellen wir im Bereich Private Equity oder Infrastruktur fest.

Dafür hat es keine regulatorischen Anpassungen gebraucht?

Nein. Wo wir und die Swiss Funds & Asset Management Association (Sfama) aber Anpassungsbedarf sehen, ist im Bereich Alternatives.

Die Sfama fordert diesbezüglich eine Änderung der BVV2-Richtlinien...

...ja, der Bereich Alternatives sollte in den Richtlinien etwas «entmystifiziert» werden.

Was meinen Sie damit?

In der Alternatives-Quote sind alle Anlagen drin, die aus regulatorischer Sicht nicht Aktien, Obligationen oder Immobilien sind. Das macht nur noch beschränkt Sinn und die Sfama strebt da eine Neuordnung an.

Was würde Sinn machen?

Beispielsweise der Bereich Private Equity: Dabei handelt es sich auch um Investments in Unternehmen, mit dem Unterschied, dass deren Aktien nicht an der Börse gelistet sind. Die Risikoklasse ist aber sehr ähnlich, vor allem die Liquidität ist deutlich geringer.

«Schweizer Investoren haben viel Erfahrung im Managen illiquider Anlagen»

Oder die Bank Loans: Dabei handelt es sich im ökonomischen Sinn um Fixed-Income-Anlagen, doch werden sie in BVV2 den Alternatives zugeordnet. Das gleiche gilt für den Bereich Private Debt.

Die Illiquidität macht diese Anlagen nicht riskanter?

Doch, aber insbesondere Schweizer Institutionelle Anleger haben sehr viel Erfahrung im Managen von Anlagen mit geringerer Liquidität. Schauen Sie sich den Immobilien-Bereich an.

Die Asset Manager könnten sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie mit der Neuordnung der BVV2-Richtlinie vermehrt hochmargige Produkte verkaufen wollen.

Dieser Vorwurf könnte kommen, doch wäre er nicht zielführend. Das Problem im Vorsorgesystem ist: Im aktuellen Tiefzinsumfeld können die Pensionskassen mit den bestehenden Richtlinien die Rendite nicht immer erzielen. Also müssen entweder die Leistungsversprechen gesenkt oder die Richtlinien den bestehenden Herausforderungen angepasst werden. Die Sfama hat diesbezüglich konstruktive Vorschläge, die nun mit dem Regulator offen diskutiert werden.

Alternatives sind teurer als passive Produkte. Der Kostenfaktor war bei den Pensionskassen in den letzten Jahren ein entscheidendes Argument. Ist das noch immer so?

Ja, in der Schweiz ist der Trend zu passiven Anlagen besonders ausgeprägt. Ich schätze, rund zwei Drittel der traditionellen Anlagen sind hier passiv gemanagt (passive Mandate, Indexfonds und ETFs) – und der Trend hält an.

«Wir haben noch Nachholbedarf»

Dieses Vorgehen ist wohl nicht nur ein Resultat des Kostendrucks, sondern reduziert in einem Pensionskassen-Portfolio auch die Komplexität erheblich. Doch für Anlagen, die nicht im Core-Bereich liegen, suchen die Investoren gerade in den letzten zwei Jahren nun sehr gezielt nach aktiv gemanagten Anlagen, die höhere Renditen versprechen.

Sie hatten vor zwei Jahren in einem Interview gesagt, Blackrock wolle «schweizerischer» werden, um Anlagebedürfnisse besser zu treffen. Hat Blackrock denn noch Angebotslücken – gerade im Bereich Alternatives?

Ja, im Bereich Schweizer Immobilien, Wandelanleihen oder Insurance Linked Securities (Katastrophenanleihen) gibt es zum Teil noch Nachholbedarf. Hier schauen wir uns das Umfeld auch genau an. Eine Ergänzung sollte aber nicht nur für den Schweizer Markt Sinn machen, sondern auch das internationale Angebot von Blackrock ergänzen.

Blackrock hat – nach dem Kauf des Private-Equity-Geschäfts von Swiss Re im Jahr 2012 – auch in der Schweiz ein Portfoliomanagement. Gibt es Pläne, dies auszubauen?

Ja, wir wollen den Schweizer Asset-Management-Markt in seinem weiteren Aufbau unterstützen. Doch muss ein entsprechender Ausbau auch im Kontext des Schweizer Marktes Sinn ergeben, wie dies mit dem Private-Equity- und Infrastruktur-Team der Fall ist.

Also sind auch Akquisitionen ein Thema?

Wir beobachten und sind nahe am Markt, haben aber diesbezüglich keine konkreten Pläne.

Wie hat sich denn die Schweizer Plattform von Blackrock entwickelt?
Wir geben keine Assets under Management für die einzelnen Länder bekannt. Aber Sie können davon ausgehen, dass es in der Schweiz deutlich über 100 Milliarden Franken sind.

«Wir spüren bei den Kunden Akzeptanz»

Die Schweiz ist für Blackrock ein Schlüsselmarkt – der Konzern investiert hier gezielt. Das sieht man auch daran, dass unser Personalbestand hier in Zürich von 25 auf über 100 Angestellte gewachsen ist.

Wie ist die Entwicklung in der Westschweiz – dort war Blackrock vor fünf Jahren noch kaum präsent?

Auch dort haben wir auf inzwischen zehn Angestellte ausgebaut. Dies hat sich auf die Wahrnehmung bei den Kunden deutlich ausgewirkt. Wir spüren bei den Kunden Akzeptanz, dass mit Blackrock ein neuer Wettbewerber im Markt ist.


Frank Rosenschon stiess 2012 zu Blackrock Schweiz und leitet seither das institutionelle Geschäft. Er kam von der Credit Suisse, wo er während vier Jahren grosse institutionelle Schweizer Kunden betreute. Davor war der 47-Jährige mehrere Jahre in Deutschland als Berater für institutionelle Anleger tätig. Seine berufliche Karriere startete er bei der Commerzbank in Frankfurt. 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.53%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.54%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.26%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.12%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel