In der laufenden Debatte um das passive Investieren werden die Töne immer schriller. Hedgefonds-Manager Paul Singer stimmt nun das Sterbelied auf den Kapitalismus an. 

In der Debatte aktives Investieren versus passives Indexieren hat ein Lager zurzeit die Nase ganz klar vorne: Im ersten Halbjahr 2017 zogen Investoren erneut rund 500 Milliarden Dollar aus aktiv gemanagten Investments ab und steckten sie in passive Anlagestrategien.

Manche aktive Manager sahen sich aufgrund des anhaltenden Trends bereits gezwungen, sich in die Arme eines starken Partners zu stürzen, wie Aberdeen Asset Management, der mit Standard Life zusammengeht.

Drastische Worte von Paul Singer

Andere Asset Manager spielen das Thema herunter, der Kuchen für aktives Management bleibe für sie gross genug. Manche aktiven Manager begrüssen den Trend sogar – oder zumindest einen Teil seiner Auswirkungen, denn er betreffe insbesondere Manager mit schlechter Performance oder solche, die eine pseudoaktive Strategie nahe an einer Benchmark oder einem Index verfolgten.

Hedgefonds-Manager wie Paul Singer von Elliott Management greifen dagegen zu drastischen Worten und beschwören eine Untergangsstimmung herauf. «Passives Investieren läuft Gefahr, den Kapitalismus zu verschlingen», schrieb Singer kürzlich an seine Kunden, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» aus dem Schreiben zitiert.

Ein zerstörerischer Klecks

«Was in ihren Anfängen vielleicht eine clevere Idee war, ist zu einem Klecks angewachsen, der einen zerstörerischen Einfluss auf die Wachstumseffekte und die Zukunftsperspektiven der freien Märkte hat.»

Singer wählt die Beschreibung des Untergangsszenarios, um seine Hedgefonds-Strategien zu verteidigen. Es ist klar: Hedgefonds sind der Inbegriff des aktiven Investierens, denn ihr Zweck ist es, in allen Marktlagen eine Rendite zu erzielen.

Nicht wirkliches Investieren

Singers Hedgefonds legten im zweiten Quartal 0,4 Prozent zu, seit Jahresbeginn beläuft sich die Performance auf 3,5 Prozent. Damit haben Investoren noch nicht viel verdient, behält ein Hedgefondsmanager in der Regel doch 2 Prozent Gebühren ein.

Singer bemängelt, dass Strategien, welche sich an einem Index oder einer Benchmark orientieren, nicht wirkliches «Investieren» beinhalten. Und Verkäufer von Indexprodukten wie ETF hätten keinerlei Beweggründe, Unternehmen zu besseren Leistungen anzuspornen und den Aktionärswert zu erhöhen.

Aktiv heisst bei Singer aktivistisch

Singer und der Elliott-Hedgefonds, der zurzeit rund 33 Milliarden Dollar schwer ist, fahren hingegen ausgeprägte aktivistische Strategien. Vor zwei Jahren machte er Schlagzeilen, als er Argentinien zwang, Schulden an Gläubiger zurückzuzahlen. Das Land geriet an den Rand eines Bankrotts.

Mit der Absicht, den Stromverteiler Oncor Electric Delivery zu kaufen, hat Elliott Warren Buffett herausgefordert, der ebenfalls für das Unternehmen ein Angebot unterbreitet hatte.

Keine Chance, kein Risiko

Aktionärsaktivist Singer kritisiert, in einer Welt mit passiven Investments, hätten kleinere Investoren keine Chance, sich für ihre Anliegen einzusetzen. «Währenddessen tragen die grossen Investoren und Produkteanbieter keinerlei (ich wiederhole: keinerlei) Risiken, solange sie mit ihrer Performance nicht mehr als 0,05 Prozent unter dem Index liegen.» Nur dann würde sich ein Kunde beschweren.

Der Passivtrend scheine nur stabil, dabei sei er nicht nachhaltig und brüchig, schliesst Singer das Thema in seinem Quartalsbericht ab.

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