Der frühere UBS-Präsident Peter Kurer brach optimistisch auf, um für finews.first Europa zu erkunden. Nun findet er sich wieder in einer mehr nachdenklichen Stimmung.


Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.


Erreicht der fromme und von der langen Wanderschaft ermüdete Pilger Santiago de Compostela und schreitet zur Wallfahrtskathedrale, die sein Ziel ist, wird er vielleicht den Weg durch die Rúa das Orfas wählen. Dann wird ihm ein über die Strasse gehängtes Spruchband nicht entgehen: «Independência para a Galiza».

Galizia 500

Mariano Rajoy wird es kennen, er ist Galizier und in Santiago geboren. Dieses Banner erklärt vielleicht mehr als alle gelehrten Abhandlungen, weshalb der spanische Premier derart rabiat auf die katalonischen Sezessionswünsche reagierte. Er weiss wohl, dass ihm früher oder später nicht nur Katalonien, sondern ganz Spanien einschliesslich Galizien um die Ohren fliegen wird.

Dazu später und nun der Reihe nach: Im Frühjahr berichtete der Europareisende in dieser Kolumne aus Rom, dies aus Anlass des 60. Geburtstages der Europäischen Union. Er hatte seinen Bericht mit einem Besuch in der Basilika Santa Maria del Popolo abgeschlossen, wo der Priester die Gemeinde mit einem «La messa e finita, andate in pace» entliess. Ich kolportierte dies durchaus auch allegorisch zur Situation der EU.

«Die EU-Fans gewannen geistiges Oberwasser»

Im Laufe des Frühlings und des Sommers hellte sich die Situation für die EU dann auf. Die wirtschaftlichen Daten und die Kurse der europäischen Aktien zeigten nach oben, in Frankreich siegte in den Präsidialwahlen mit Emmanuel Macron eine Lichtgestalt, in den Verhandlungen mit England gewann die EU zunehmend die Oberhand, während das britische Brexitlager mehr und mehr in die Defensive geriet; in Deutschland zeichnete sich ein Sieg der Bundeskanzlerin ab, was Stabilität und erweiterten Handlungsspielraum für Europa ansagte. Die EU-Fans gewannen geistiges Oberwasser.

Im Juni erleben wir Elmar Brok in Zürich beinahe in Feststimmung. Locker sitzt er auf dem Hocker, eine fröhliche, schätzungsweise anderthalb Meter lange Krawatte liegt auf seinem stattlichen Bauch und unter seinem Seehundschnauz sondert er selbstgefällige Sottisen zu den Engländern ab.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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