Am Mittwoch gibt die US-Notenbank ihren Zinsentscheid bekannt. Gut möglich, dass die Fed damit die Märkte noch mehr beunruhigt.

Die Finanzwelt blickt gebannt der Sitzung der US-Notenbank Fed entgegen: Am Mittwochabend kommuniziert die Fed ihren Zinsentscheid. Die meisten Analysten und Ökonomen rechnen mit einer weiteren kräftigen Zinserhöhung. Fast niemand erwartet allerdings, dass sich damit kurzfristig etwas Grundlegendes am Inflationsbild ändern wird. Denn die Fed kann weder Erdöl zu Benzin raffinieren, noch die Getreideernte steigern oder die Lieferketten-Probleme lösen.

Im Bann der Rezessionsängste

Die Sitzung des Fed-Offenmarkt-Ausschusses ist nicht das einzige grosse Ereignis im dieswöchigen US-Terminkalender, das die Märkte stark bewegen könnte. Nur einen Tag nach dem Zinsentscheid zeigt sich, wie es um die US-Wirtschaft steht: Die Zahlen zum Bruttoinlandprodukt (BIP) fürs zweite Jahresviertel werden am Donnerstag veröffentlicht. Obschon der Konsens nach wie vor davon ausgeht, dass die US-Wirtschaft im zweiten Quartal gewachsen ist, hat sich am Börsenparkett zuletzt zunehmend Pessimismus breit gemacht. 

Das Rezessionsgespenst geht um. So zeigte etwa eine Umfrage der Bank of America unter Fondsmanagern, dass deren Stimmung an einem neuen Tiefpunkt angelangt ist: Die Rezessionserwartungen der Anlegerprofis sind auf den höchsten Stand seit Mai 2020 gestiegen. Auch etliche Ökonomen vermuten, dass die US-Wirtschaft im zweiten Jahresviertel abermals geschrumpft ist und sich damit bereits in einer technischen Rezession befindet.

Das BIP fiel im ersten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 1,5 Prozent. Das Minus war auf die Lagerbestände und vor allem auf den Handel zurückzuführen. Wenn die Wirtschaft im vergangenen Juni-Quartal real dennoch gewachsen ist, dann wohl nur in einem blutarmen Tempo, heisst es vielerorts.

Geringe Wahrscheinlichkeit für 100 Basispunkte

Das Tauziehen zwischen einer Inflationskrise und einer sich verlangsamenden Wirtschaft, die in eine Rezession ableiten könnte, spiegelt sich in den Zinserwartungen der Anleger. Nach dem schwindelerregend hohen Anstieg der Konsumentenpreise im Juni rechneten die Märkte zeitweise mit einer Zinserhöhung der Fed um einen ganzen Prozentpunkt. Ein solcher Schritt erscheint nun aber unwahrscheinlich. Die Fed-Funds-Futures messen einer Anhebung um 100 Basispunkte derzeit nur etwa eine Wahrscheinlichkeit von 10 Prozent bei.

Grund dafür sind die sich eintrübenden Konjunkturaussichten. So deuten beispielsweise die vorläufigen Daten zum US-Einkaufsmanagerindex für Juli an, dass die Wirtschaftstätigkeit des privaten Sektors geschrumpft ist. Derweil fielen die jüngsten Zahlen zum Immobilienmarkt durchwegs schlecht aus, während die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung zunehmen. Vorübergehend sanken im Zuge dieser Makrodaten die Erwartungen gar auf eine Zinserhöhung um nur 50 Basispunkte.

Überraschung eher unwahrscheinlich

Eine Zinsanhebung um einen halben Prozentpunkt könnte die Märkte allerdings eher verunsichern als beruhigen. Denn die Fed würde mit einem solchen Schritt unter anderem riskieren, angesichts der rekordhohen Inflationszahlen ihre Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die Teuerung zu verlieren. Die Wächter des Dollar sind auch kaum daran interessiert, die Märkte mit einer Überraschung zu überrumpeln. Selbst die Leitzinserhöhung um 75 Basispunkte im vergangenen Monat signalisierte die Fed vorweg über Wirtschaftsmedien.

Ungeachtet der Rezessionsängste erwarten die Finanzmärkte für Mittwoch daher eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte. Die entscheidende Frage ist allerdings, wie es danach weitergehen wird: Mehrheitlich stellen Anlageexperten in Aussicht, dass im September eine weitere Zinsanhebung von 50 bis 75 Basispunkten folgen wird. Gleichzeitig halten sich aber die Rezessionsängste.

Schon wieder Zinssenkungen in Sicht?

Adrian Zürcher, Head of Global Asset Allcoation bei UBS Wealth Management, warnte gegenüber der Agentur «Bloomberg», dass die US-Notenbank «die Zinszügel womöglich zu schnell anziehen» könnte. Die Wahrscheinlichkeit für eine US-Rezession nehme zu. Seiner Meinung nach wird die US-Notenbank im Jahresendviertel wahrscheinlich das Tempo der Zinserhöhungen drosseln, während andere Zentralbanken beim Zinsniveau aufholen. Auf Sicht von zwölf Monaten erwartet der UBS-Profi unter anderem einen zum Franken schwächeren Dollar und eine deutlich nachlassende Inflations-Dynamik.

An den restlichen drei Sitzungen in diesem Jahr werden zusätzliche Zinserhöhungen folgen, wobei diese kleiner ausfallen werden, erklärte derweil Thomas Stucki, Investmentchef bei der St. Galler Kantonalbank. Ende 2022 werde der US-Leitzins bei rund 3,5 Prozent und damit über dem konjunkturneutralen Niveau sein. Wie aus den Futures-Kontrakten ersichtlich sei, «erwarten die Finanzmärkte jedoch nach einer kurzen Pause bereits im ersten Halbjahr 2023 die erste Zinssenkung der Fed», schreibt Stucki in einer Markteinschätzung. Für 2023 werden demnach insgesamt drei Zinssenkungen erwartet.

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