Daniel Durrer von GAM über die Vorzüge eines Nischenanbieters im Anlagefonds-Geschäft und den einzigartigen Luxus in dieser Position.

Daniel_Durrer_GAM_500

Daniel Durrer ist Head of Fund Distribution Intermediary Clients für Continental Europe.


Herr Durrer, wieso setzt GAM ausschliesslich auf Fonds?

Das hat Tradition bei uns. Vor 27 Jahren war GAM ein Pionier auf diesem Gebiet. Das war damals eine absolute Neuheit. Wenn Sie heute ein Mandat bei GAM haben, dann besitzen sie 30 bis 35 Fonds im Portfolio. Dazumal hat sich das keine Bank getraut. Man dachte, dass ein Kunde auf seinem Depotauszug mindestens 100 Einzeltitel sehen müsse, sonst sei er enttäuscht und habe das Gefühl, man mache zu wenig für ihn.

Inwiefern hat sich das geändert?

Heute verfolgen wir die Strategie des «Access Great Investment Talent». Mit anderen Worten: Wir verschaffen unseren Kunden den Zugang zu besten Investment-Talenten. Dabei haben wir einen klaren Prozess, um solche Leute aufzuspüren. Falls sie unabhängig bleiben wollen, stellen wir ihnen unsere Plattform zur Verfügung, so dass sie als externe Fondsmanager für uns arbeiten können.

Wie soll man sich das konkret vorstellen?

Bei GAM zeichnen wir uns dadurch aus, dass wir keine «Hausmeinung» haben. Anders gesagt haben wir keine generelle Einschätzung etwa zur Entwicklung des Dollar.


«Wir haben keine Hausmeinung»
Klar, habe ich meine persönliche Meinung. Aber ein anderer Manager kann eine gegenteilige Sichtweise haben. Unsere In-House-Manager geniessen also volle Freiheiten, wie sie ihre Portfolios managen wollen. Innerhalb der Firma agieren sie wie Unternehmer. Sie definieren, wer für sie arbeitet, wie das Portfolio gemanagt wird, und sie übernehmen dafür auch die Verantwortung.

Wie finden Sie die «besten» Manager?

Wir stecken sehr viel Arbeit in den Auswahlprozess. Nur so können wir sicherstellen, dass die Strategien dieser Talente auch langfristig Bestand haben. Eine rigorose Due Diligence sowie eine disziplinierte Risikokontrolle sind immens wichtig – unser Vorgehen hat sich gerade in der Krise von 2008 enorm bewährt.

Ein guter Manager kann doch selbständig bleiben. Wieso sollte er sich GAM anschliessen?

Bei uns können sich die Leute auf das konzentrieren, was sie am besten können, nämlich aufs Investieren. GAM nimmt ihnen den ganzen Rest ab – Execution, Vertrieb, Legal, Compliance etc. Manager, die bereits etablierte Firmen besitzen, binden wir mit der Vergabe von Mandaten in unser Angebot ein, sozusagen als assoziierte Manager.


«Wir sind immer auf Zürich und London fokussiert gewesen»

Wie wichtig ist der Standort Schweiz für GAM?

Seit der Gründung von GAM sind wir immer auf Zürich und London fokussiert gewesen. Am Standort Zürich arbeiten mehr als 100 Angestellte, vor allem für die Funktionen Vertrieb, Legal und Backoffice. Auf Grund unserer ehemaligen Muttergesellschaften UBS und Julius Bär ist unsere Marke sehr bekannt. Wenn ich beispielsweise in Deutschland bin, stelle ich immer wieder fest, dass viel mehr um Aufmerksamkeit kämpfen muss.

Wie sehen die Zukunftsperspektiven von GAM in der Schweiz?

Eine unserer Hauptinitiativen ist der Ausbau unserer UCITS III Fondspalette. Das führt zu einer signifikanten Erweiterung unseres Angebots im Bereich GAM Star, das in den wichtigsten Ländern in Europa registriert und steuerlich transparent ist. Damit können wir neue Produkte sowohl im Long-only als auch im alternativen Bereich für verschiedene Anlageklassen anbieten.


«Absolute-Return-Produkte ins derzeit gefragt»

Im aktuellen Umfeld sehen wir in der Schweiz eine verstärkte Nachfrage nach Aktienfonds, sowie nach Absolute-Return-Produkten, die möglichst unabhängig von der Marktentwicklung Erträge erwirtschaften.

Suchen Sie zusätzliches Personal?

Wir haben dieses Jahr bereits neues Vertriebspersonal eingestellt, um unsere Initiativen in Europa zu unterstützen.

Wie viele Fonds betreut GAM direkt?

GAM betreute per Ende 2010 insgesamt 129 Fonds. Die Mehrheit davon ist auch in der Schweiz erhältlich.

Kurz gesagt, was sind die wichtigsten Gründe für den Erfolg von GAM?

Qualität ist für uns entscheidend. Das ist vielleicht der Luxus, den sich ein Nischenanbieter erlauben kann. Wobei, Nischenanbieter nicht heisst, dass wir klein oder nicht diversifiziert sind. Ein Nischenanbieter ist jemand, der differenzierte, aktiv verwaltete Strategien anbietet – mit einer ausserordentlich hohen Kompetenz.


«Diesen Luxus kann sich ein grosser Anbieter nicht leisten»

Wir gehen in den Markt raus und suchen nach Investment-Talenten, mit deren Hilfe wir überdurchschnittliche Renditen erzielen können. In jenen Bereichen, in den keine geeigneten Leute finden, bieten wir auch nichts an. Wir haben eine Produktepalette für unterschiedliche Marktzyklen und Anlageziele. Wir wollen aber nicht «alles für jedermann» haben. Unsere Kunden erwarten auch nicht, dass wir in jeder Asset Class alles haben. Diesen Luxus kann sich ein grosser Anbieter nicht leisten.


GAM wurde 1983 von Gilbert de Botton gegründet und war von 1999 bis zur Übernahme durch Julius Bär im Dezember 2005 eine Tochtergesellschaft der UBS. Per September 2009 schloss Julius Bär die Aufteilung des Private Banking- und Asset Managements in zwei unabhängige Unternehmensgruppen ab.

Seither ist die GAM Holding, die Dachgesellschaft der GAM Gruppe, eigenständig an der Swiss Stock Exchange notiert. GAM hat weltweit 10 Niederlassungen mit mehr als 750 Angestellten. Das Kundenvermögen belief sich per Ende 2010 auf insgesamt 57,5 Milliarden Franken.

 

 

 

 

 

 

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.46%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.75%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.13%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.64%
pixel