Die Besteuerung sorgt bei reichen Familien welweit für Kopfzerbrechen. Das hat auch mit der gestiegenen Transparenz und dem Austausch von Daten zu tun, wie ein weltweite Umfrage mit Schweizer Beteiligung zeigt.

Milliardäre sind auch nur Menschen – das zeigt der neue «Family Barometer 2023», der die Befindlichkeit von reichen und superreichen Dynastien ergründet. Sorgen um die Weltlage, die Jungmannschaft und die Zukunft treiben diese offensichtlich genauso um wie die restlichen 99 Prozent der Menschheit.

Der von der «Big Four»-Beratungsfirma Pricewaterhouse Coopers (PWC) und der Schweizer Privatbank Julius Bär jährlich erstellte Report befragt dabei nicht reiche Familien direkt, sondern deren Berater: Für die aktuelle Ausgabe wurden laut der Studie mehr als 1’500 Experten aus Europa, Asien, dem Nahen Osten, Afrika und Amerika kontaktiert.

Solche Fachleute nehmen in einer auch für bestens ausgebildeten und schwerreichen Personen immer komplexeren Welt eine zusehends wichtige Rolle ein, wie der Report feststellt.

Amerikaner sorgen sich um politische Stabilität

Ein heisses Thema ist dabei die Geopolitik. Die allerorts aufflammenden Konflikte und die globale Blockbildung geben auch den Superreichen zu denken. Politische Stabilität stellt laut dem Report besonders in Amerika und Asien eine grosse Sorge dar; generell suchen Milliardäre bei ihren Beratern nicht nur Ratschläge zu Investments, sondern zu einer Vielzahl anderer Fragestellungen.

Auf den zweiten Platz der «brennenden Themen» jenseits der Geldanlage vorgerückt ist derweil die Besteuerung (siehe Grafik unten). 57 Prozent der im Report befragten Experten bestätigten dies.

Grafik Familioen 500

AIA mit mehr als 100 Ländern

Das ist nicht verwunderlich. Angesicht der geopolitischen Spannungen und der schwierigen konjunkturellen Lage in West wie Ost müssen die Reichen-Clans davon ausgehen, dass klamme Staaten bald ihre Vermögen ins Visier nehmen. Das fällt den Regierungen zudem leichter als früher, da der automatische Informationsaustausch (AIA) zu Bankkunden mittlerweile als weltweiter Standard etabliert ist.

Wie auch finews.ch unlängst berichtete, beliefert die Schweiz als wichtigster Offshore-Finanzplatz der Welt im Rahmend des AIA inzwischen nun mehr als 100 Länder mit vertraulichen Daten.

«Eine Welle der Transparenz»

«In den letzten zehn Jahren ist eine Welle der Transparenz über die Steuerlandschaft hinweggefegt, während viele Länder gleichzeitig komplexe neue Steuergesetze eingeführt haben», so der Report. Infolgedessen hätten die Steuerbehörden nicht nur die zunehmende Verfügbarkeit und Digitalisierung von Steuerdaten genutzt, sondern haben auch die Messlatte für die Regulierung angehoben.

Reiche Familien, die oft global aufgestellt sind, sind deswegen mit einer erhöhten Komplexität konfrontiert. Da immer mehr Menschen aus beruflichen oder persönlichen Gründen umziehen, bestehe ein zunehmender Bedarf an einem globalen Ansatz bei der Bewertung möglicher Steuerverbindlichkeiten, stellen die Autoren des Reports fest. Und weiterhin würden solche Personen Grundstücke im Ausland kaufen und investieren, heirateten ausländische
Staatsbürgerinnen und -bürger, studierten an einer internationalen Spitzenuniversität oder zögen in ein Land mit stabileren Verhältnissen um.

Der Steuerstreit liegt noch nicht lange zurück

Das alles hat Steuerfolgen und macht, so liesse sich anfügen, den Job der Berater nicht einfacher. Das gilt nicht zuletzt für die Schweizer Bankerinnen und Banker, die sich seit jeher als Ratgeber der weltweiten Eliten verstehen. Steuern sind auch für sie ein Reizthema. So hat nach der Finanzkrise von 2008 der Steuerstreit mit dem Ausland das hiesige Private Banking umgekrempelt und zur «Weissgeld-Strategie» geführt, zulasten des über Jahrzehnte hoch gehaltenen Bankkunden-Geheimnis.

Die Aussicht auf neuerliche Spannungen in Steuerfragen wäre nicht nur für reiche Kunden, sondern auch für ihre hiesigen Banker wenig erbaulich.

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