Die Vorwürfe von Hindenburg Research an die Adresse von Temenos wiegen schwer und haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Das Bankensoftware-Unternehmen hat die Anschuldigungen zurückgewiesen, ohne sie detailliert zu widerlegen. Das muss das Management nun kommende Woche an der Bilanzkonferenz und am folgenden Capital Markets Day nachholen.

Die Veröffentlichung des Berichts von Hindenburg Research (HR) hat die Investoren von Temenos geschockt. Die Aktie gab am (gestrigen) Donnerstag zeitweise um rund 34 Prozent nach. Am Freitag verloren die Titel im frühen Handel weiter an Terrain. Aktuell notieren sie 4,8 Prozent tiefer bei 60.49 Franken.

Der «Shortseller» Hindenburg warf Temenos unter anderem schwerwiegende Unregelmässigkeiten in der Bilanzierung und mangelhafte Produktqualität und -implementierung vor.

Sachliche Ungenauigkeiten und analytische Fehler

Die Antwort von Temenos erfolgte noch am Donnerstagabend. Dabei wies das Unternehmen die Anwürfe «grundlegend» zurück. «Der Bericht enthält sachliche Ungenauigkeiten und analytische Fehler sowie falsche und irreführende Behauptungen, die sich nachteilig auf den Aktienkurs des Unternehmens auswirken sollen», heisst es dort. Zudem sei man im Vorfeld der Veröffentlichung nicht um eine Stellungnahme gebeten worden.

Die Genfer Bankensoftwar-Schmiede bekräftigte ausserdem die im Januar genannten Eckwerte zum Geschäftsgang 2023. So liege etwa der wiederkehrende Umsatz über den Zielvorgaben, die Lizenzeinnahmen und der Betriebsgewinn «signifikant» über der Untergrenze der Zielspanne. Der freie Cashflow sei mit 232,6 Millionen Dollar um 26 Prozent gestiegen und werde weiter wachsen.

Enormer Reputationsschaden

Bei den Analysten wird der Hindenburg-Bericht vor allem als eine Erschütterung in das Vertrauen und als Reputationsschaden gewertet. So nehmen die Experten der Privatbank Julius Bär eine Überprüfung der Bewertung vor. Das Investmenthaus Vontobel hat die Empfehlung für die Aktie bereits auf «Halten» gesenkt sowie das Kursziel auf 72 von 96 Franken zurückgenommen.

In einer Kreditanalyse der Zürcher Kantonalbank (ZKB) zu Temenos wird die Fokussierung des Unternehmens auf adjustierte Zahlen und die zunehmende Diskrepanz zu den IFRS-Zahlen kritisiert. Temenos würde von Hindenburg aber auch Praktiken vorgeworfen, die zwar zu kritisieren seien, aber durchaus im Einklang mit Bilanzierungsvorschriften stünden, schreiben die ZKB-Analysten. So sei etwa die Verlängerung der Abschreibungsfristen durchaus zulässig.

Schwierige CEO-Suche

«Wir denken nicht, dass die Vorwürfe völlig haltlos sind, erachten aber die unmittelbaren Konsequenzen aus Bondholdersicht mit dem aktuellen Kenntnisstand als begrenzt.» Die ZKB bestätigt das BB+-Rating von Temenos bei unverändert negativem Ausblick.

Die Staatsbank mahnte jedoch, dass das Festhalten an den Finanzzielen bei der Suche nach einem neuen CEO hinderlich sein könnte. Daran könnten auch die in den vergangenen Jahren kolportierten Übernahmeversuche gescheitert sein. «Es wäre zu hoffen, dass Temenos spätestens bei der Zahlenpublikation bzw. dem Capital Markets Day in der nächsten Woche detailliert zu den Vorwürfen Stellung nimmt», heisst es bei der ZKB weiter.

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