Banker sind im Job rein monetär getrieben, geht das Klischee. Doch mit der Coronakrise zeichnet sich eine Trendwende ab.

Die Coronakrise beschleunigt nicht nur den Wandel der Geschäftsmodelle, sondern auch der Arbeitsformen. Ein weiteres Indiz dafür lieferte eine aktuelle Umfrage des Stellenvermittlers Robert Half: Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber haben aus den Erfahrungen des Shutdown vom Frühling gelernt und sich flexibleren Arbeitsmodellen angepasst. Dies geht aus Befragungen bei gut 1’502 Managern weltweit vom vergangenen Juli hervor.

Laut der Erhebung bieten mehr als 60 Prozent aller Führungskräfte ihren Mitarbeitern seit Beginn der Pandemie neue Zusatzleistungen an. Eine grosse Rolle dabei spielen alternative Arbeitsmodelle.

Ein Faktor im Kampf um Talente

Mittlerweile sind neue Arbeitsmodelle zum Faktor im «War for Talent» geworden, sind sich die Experten bei Robert Half sicher: Wer nicht mit der Zeit gehe, riskiere den Verlust von Fachkräften.

Ob Zeit das neue Geld ist, darüber sind sich die befragten Chefs allerdings nicht ganz einig. Fast die Hälfe der Umfrageteilnehmer stehen der Idee kritisch gegenüber, die Angestellten selber ihre Woche gestalten zu lassen: etwa alle Stunden auf drei Tage verteilen und die restliche Zeit frei nehmen. Etwa gleich gross ist die Ablehnung gegenüber Job-Sharing, wie sich zeigt.

Noch eine Pioniertat

Doch dass Teilzeit sogar im Management funktionieren kann, machen bereits einige wenige Pioniere in der Branche vor: Bei der Alternativen Bank in Olten etwa führen zwei Frauen gemeinsam das Kerngeschäft mit der Kreditvergabe.

Notgedrungen Geschmack gefunden haben die Finanzfirmen am Homeoffice. Zuweilen waren die Angestellten so enthusiastisch, dass die Unternehmen Mühe bekundeten, sie ins Büro zurückzuholen. Die grösste Schweizer Bank UBS plant, künftig bis zu einem Drittel des Personals im Homeoffice zu beschäftigen. Der führende Allversicherer Axa will mit der Initiative «Smart Working» das Büro zuhause ebenfalls institutionalisieren.

Bedenken widerlegt

Dies passt zum weltweiten Trend: 71 Prozent der von Robert Half befragten Manager bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit von Remote- oder Telearbeit. Home-Office sei durch die Pandemie in vielen Unternehmen zur Notwendigkeit geworden, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, konstatiert der Stellenvermittler.

Die Bedenken dagegen hätten sich nicht bestätigt. «Im Gegenteil, Remote Work führt zu zufriedeneren Mitarbeitern und höherer Produktivität. Im Recruiting wirkt sich dieses Angebot ebenfalls positiv aus.»