In den USA ist die starke Zunahme von Kündigungen bereits ein grosses Thema. Nun berichten auch hiesige Unternehmen über erste Warnsignale.

Mehr als jeder dritte Arbeitgeber verzeichnet mehr freiwillige Kündigungen als vor der Pandemie. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Stellenvermittlers Robert Half bei 1’500 Personalverantwortlichen in Kontinentaleuropa und Grossbritannien.

Nicht nur die Kündigungsrate hat sich verändert, sondern auch die Gründe, warum sich Arbeitnehmer verabschieden, so der weitere Befund. Waren 2019 noch die typischen «harten» Faktoren wie ein zu niedriges Gehalt und die fehlende Aussicht auf eine Position mit internationaler Ausrichtung ausschlaggebend, drückt die Angestellten nun der Schuh bei der Work-life-balance und bei der Arbeitsplatzsicherheit. Letzteres ist allerdings vor allem in Branchen verbreitet, die von den Folgen der Gesundheitskrise hart getroffen wurden.

Traumatische Erfahrungen

Dennoch erinnern die Umfrageresultate an die Umwälzungen, welche der Arbeitsmarkt in den USA gerade durchmacht. Dort ist die Kündigungswelle – oftmals ohne Wiederkehr in den Arbeitsmarkt – besonders ausgeprägt. Mittlerweile ist in den Staaten bereits von der «Great Resignation» die Rede, eine Anspielung auf die «Great Depression» in den 1930er-Jahren.

Bereits vergangenen Herbst schlug diesbezüglich die Beratungfirma Oliver Wyman Alarm, basierend auf einer globalen Erhebung. Der Report gelangte zum Schluss, dass die Loyalität zum Arbeitgeber während der Corona-Krise markant erodiert sei. Traumatische Erfahrungen mit dem Virus und der anhaltend hohe Stress hätten dazu geführt, dass sich die Angestellten auf ihre Grundbedürfnisse besinnen würden: Bei der Stellenwahl seien nun Gesundheit und Sicherheit entscheidende Faktoren, hiess es.

Gegensteuer geben

Das müssen auch die Personalverantwortlichen im Finanzwesen bedenken. Immer mehr zeichnet sich ab, dass nicht zuletzt die gut ausgebildeten Berufseinsteiger nicht mehr mit den gängigen Anreizen zu ködern sind – immer stärker ins Gewicht fallen Work-life-balance, Gesundheit und Sinnhaftigkeit, also die «weichen» Faktoren von einst. Dies, während etwa die grossen Tech-Konzerne und die Pharma-Multis in der Schweiz mittlerweile in der Lage sind, Banken und Versicherer auch bei den Löhnen zu überrunden.

«Jede freiwillige Kündigung verursacht Kosten und einen Verlust an Wissen», mahnt nun auch Robert Half. Deshalb sei aktives Gegensteuern ratsam. Die Personalberater empfehlen neben transparenter Kommunikation, flexiblen Arbeitszeiten und der Möglichkeit zur Fernarbeit eben auch Wertschätzung und eine gelebte Firmenkultur.