Die wertvollste Neobank Europas hat er schon. Gewinne wären eine schöne Sache – doch Revolut-Mitgründer Nik Storonsky hegt einen noch innigeren Wunsch.

Umsatz statt Ertrag: Das ist seit Jahren die Devise von Überfliegern aus dem amerikanischen Silicon Valley, und daran hat sich auch Revolut, Europas wertvollste Neobank, orientiert. Mit seiner Preisbrecher-Strategie hat das britische Fintech in Windeseile neue Märkte erobert, und konnte dabei bisher stets auf reichlich frisches Kapital von Sponsoren setzen.

Doch nun dreht der Wind, wie die Massenentlassungen bei gehypten Neugründungen wie dem Kurznachrichtendienst Twitter zeigen oder bei Mark Zuckerbergs Social-Media-Riesen Meta, der am (heutigen) Mittwoch den Abbau von mehr als 11’000 Stellen angekündigt hat. Das spürt auch Nik Storonsky (Bild unten), Co-Gründer von Revolut und ehemaliger Händler bei der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS).

Storonsky 500

(Bild: Linkedin)

Auch in der Schweiz an der Preisschraube gedreht

«Geld ist nicht mehr billig», erklärte der russischstämmige Fintech-Pionier dem britischen Branchenportal «Sifted». «Was macht man da als Unternehmer? Man erhöht seine Ertragsquellen und generiert Einkünfte aus dem operativen Geschäft, anstatt sich das Geld ausserhalb zu besorgen.»

Tatsächlich hat Revolut in den vergangenen Monaten das Kreditwesen forciert und ist auf den Trend zu «Buy now pay later»-Angeboten aufgesprungen, also den Online-Kauf auf Rechnung. Ebenfalls wird bei Revolut an einer Superapp getüftelt. So können sich Nutzer seit kurzem über den Bezahldienst untereinander austauschen. Und wie auch die Tausenden Kunden der Neobank in der Schweiz bemerkt haben, hat das Jungunternehmen erneut an der Preisschraube gedreht.

Hoffung auf einen IPO

Im Heimmarkt Grossbritannien möchte Revolut zudem noch näher an die Kunden heranrücken, etwa, indem auch Lohnkonti angeboten werden. Dazu braucht es jedoch eine volle britische Banklizenz (Revolut operiert bis anhin mit einer EU-weit gültigen Lizenz aus Litauen und einer E-Geld-Lizenz im Königreich). Doch das Bewilligungsverfahren zieht sich hin.

«Ich hätte die Lizenz gerne als Weihnachtsgeschenk – für mich selber, aber auch für das Unternehmen», erklärte Storonsky nun dem Portal.

Was er auch noch für wünschenswert hält: einen Börsengang (IPO). Ein solcher könnte in den nächsten drei Jahren angestrebt werden, aber es handle sich nicht um ein eigentliches Ziel. «Mit einem IPO könnten wir einige Probleme Lösung, so die Beschaffung von günstigem Kapital zur Refinanzierung», sagte der Revolut-Chef zu dieser Option.

Noch eine Bescherung

Man könnte natürlich auch auf die eigenen Einkünfte bauen, wie Storonsky es selber erwähnte. «Wir sind profitabel», versicherte er jedenfalls, das Unternehmen generiere Cash. Als Revolut vergangenen Juni endlich die Jahresrechnung für 2020 vorlegte, wies die Neobank noch einen krachenden Verlust von 211 Millionen Franken aus. Sie hatte nach eigenen Angaben die Einkünfte gleich wieder in Wachstum investiert.

Nun muss sich sich zeigen, was im Jahr 2021 unter dem Strich übrig blieb. Die Publikation des Ergebnisses hat Revolut nun schon zweimal verschoben. Im Dezember muss das Unternehmen Farbe bekennen. Die Frage ist nun, ob dies auf eine schöne Bescherung für Nik Storonsky hinausläuft.

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