Luxus nützt sich nicht ab: Das ist mit schönen Autos so, mit guten Weinen, Goldschmuck und Diamanten – und auch mit Uhren. Der Second-Hand-Markt bietet tolle Chancen, Uhren mit schlummerndem Wert zu kaufen. Man muss nur wissen wie.

Spätestens seit der Luxusgüterkonzern Richemont im Sommer vor drei Jahren die britische Gebraucht-Uhren-Plattform Watchfinder übernommen hat, dämmert es: Der Secondhand-Markt für Uhren ist eine Fundgrube.

Einerseits für einen Konzern wie Richemont, der Uhrenmarken wie Cartier, IWC und Jaeger LeCoultre besitzt und vertreibt. Andererseits für Uhren-Liebhaber und -Sammler, die einfach und problemlos in einem Markt mit Hunderten von Milliarden Dollar Umsatz ihr Lieblingsstück online kaufen können.

Eine schöne und anspruchsvolle Beschäftigung

Einige grossen Uhrenmarken sind inzwischen auch Kooperationen mit grossen Plattformen wie Chrono24, Watchfinder oder Watchmaster eingegangen. Zertifizierte Marktplätze helfen dem Ruf der Branche, die einen anhaltenden Kampf gegen Fälscher führt.

Insofern: Gebrauchte Luxusuhren zu suchen und zu kaufen, ist eine schöne Beschäftigung. Doch wie auch das Universum der Chronometer riesig ist, gibt es auch eine Fülle an Tipps und Ratschlägen, wie man sich in diesem Markt bewegt. Das deutsche Wirtschaftsmagazin «Capital» hat diese zusammengetragen – wir präsentieren sie in kompakter Form.

1. Warum Second Hand und nicht neu?

Der einleuchtendste Grund: An neue Modelle aus bekannten Uhrenmanufakturen kommt man schwer heran. Die Wartelisten sind lang, Geduld ist gefragt. Im Second-Hand-Markt ist eine gesuchte Uhr sofort erhältlich. Man findet Stücke, die nicht mehr hergestellt werden.

Hochwertige Uhren können – nach etwas professioneller Pflegearbeit – auch nach Jahrzehnten wieder wie neuwertig sein. Weniger renommierte Uhren sind im Second-Hand-Markt teils mit deutlichen Preisreduktionen erhältlich. Manche gebrauchte Uhren können weitere Wertsteigerungen erfahren.

2. Bei welchen Uhrenmarken und -modellen ist das Geld gut ausgegeben?

Patek Philippe

Die Antwort ist einfach – und doch differenziert. Die begehrtesten Uhren sind nach wie vor sportliche Stahluhren wie von Rolex, Breitling oder Omega. Umsatzrenner auf den Online-Plattformen sind auch die Royal Oak von Audemars Piguet oder die Nautilus von Patek Philippe (Bild oben). Solche Modelle erfahren weiteren Wertzuwachs.

3. Eine Second-Hand-Uhr als Investment: Worauf ist zu achten?

Leider ist es wie am Aktienmarkt: Die ultimative Gewinnformel gibt es nicht. Eine Uhr kann heute der Hype sein und morgen etwas für die Schublade. Grundsätzlich zeigt der Online-Markt: Nur die wenigsten Modelle verkaufen sich deutlich über dem ursprünglichen Verkaufspreis.

Ein Anfang für Uhren-Investoren sollte sein: Auf bewährte und markterprobte Klassiker setzen. Nach dem Kauf ist dann ein langer Atem nötig, um eine mögliche Wertsteigerung zu erfahren.

Ansonsten: Viel Recherche und eine sorgfältige Käufereinstellung sind notwendig, allein schon um die Uhr mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis aufzustöbern. Und als letzter Tipp: Eine Uhr sollte in erster Linie Freude bereiten. Dann hat man schon mal nicht verloren.

4. Wie beugt man beim Online-Kauf bösen Überraschungen vor?

Secondhand

Die wichtigste Voraussetzung für einen erfolgreichen Uhrenkauf im Second-Hand-Markt ist: Man sollte genau darüber Bescheid wissen, wie das Original aussieht. Ebenso wichtig: Ist die Online-Plattform oder ist der Second-Hand-Verkäufer zertifiziert, ist eine Uhrenwerkstatt angeschlossen, gibt es ein Rückgaberecht oder ein Treuhandkonto?

Anschliessend ist die Darstellung der zum Verkauf stehenden Uhr wichtig: Sind die Fotos hochauflösend und in mehreren Perspektiven vorhanden? Gibt es Detailansichten der Gebrauchsspuren?

Anzeichen, um von einem Kauf abzusehen, sind: Eine grobe Schrift auf dem Zifferblatt, vom Original stark abweichenden Proportionen, etwa der Lünette, seltsame Winkel an Krone und Drückern, Lücken zwischen Gehäuse und Bandanschluss, deutliche Farbabweichung oder Farbkombinationen, die so nie in den Handel kamen, auf Hochglanz polierte Gehäuse.

Erhält man die Gelegenheit, bei einem Secondhand-Händler die Uhr «live« zu betrachten, ist auf das Gewicht der Gehäuse zu achten, Spuren von Kondensation unter dem Glas, unrunde oder knirschende Bewegung der Zeiger beim Drehen der Krone für die Uhrzeit, kein Wechsel des Datums bei Druck auf die bzw. Drehen der Krone.

Rolex

Grundsätzlich sollten zu einer Gebrauchtuhr auch die ursprüngliche Aufbewahrungsbox gehören, Kaufquittungen sowie eine Garantiekarte des Herstellers mit Seriennummer. Das ist zwar Zubehör, das auch gefälscht werden kann und wird. Doch ein vollständiges Set erhöht die Sicherheit, dass es sich bei der Second-Hand-Rolex nicht um eine Mickey-Mouse-Uhr handelt.