Wer in Luxusuhren investieren will, sollte nicht nur den Markt kennen, sondern auch viel Zeit haben. Ein neues Buch zum Thema bietet einen tiefen Blick hinter die Kulissen.

Unter dem Titel «Vom nützlichen Luxus« hat Uhren-Experte Oliver Hoffman einen Leitfaden für Investoren und Sammler geschrieben, die Zeitmesser als werthaltige alternative Anlageform wählen möchten. Ähnlich wie in der Kunstszene oder im Markt für hochklassige Weine setzt das Investieren in Uhren ein gewisses Mass an Kenntnissen über die zu erwerbenden Objekte voraus, um dabei erfolgreich zu agieren.

Der Markt ist jedenfalls da: Inzwischen tummeln sich hier neben den traditionellen Auktionshäusern auch eine Reihe von Online-Händlern. Dazu zählen etwa Watchmaster.com, Chrono24 oder Horando.de.

Geplanter Börsengang

Wie attraktiv der Handel mit Luxusuhren inzwischen geworden ist, belegt derzeit auch der geplante Börsengang der Online-Handelsplattform Chronext. Der Händler, der bislang neben dem Internethandel nur drei Ladengschäfte betreibt, könnte damit auf eine Bewertung von bis zu 700 Millionen Franken kommen.

Doch einige Grundregeln gelten überall: Vor allem geht es darum, warum bestimmte Uhren gefragter und wertstabiler sind als andere, und welche Mechanismen bei der Preisfindung eine Rolle spielen.

Alternativer Fonds

Hoffman beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema und hat als Uhrenspezialist bei Auctionata und Christies gearbeitet. Er ist nun bei Chrono24 tätig. Zudem hat er den alternativen Uhren-Fonds Auparo entwickelt.

Sein Buch will dem Investor und Sammler dabei auch Grundkenntnisse zur Geschichte und den aktuellen Mechanismen der Industrie vermitteln. Entsprechend gliedert sich das Werk in zwei Teile. Der erste trägt die Überschrift «Uhren verstehen» und bietet einen generellen Überblick über die Entstehung des Uhrenmarkes, die Herstellung in Massenproduktion und Manufaktur, technologische Innovation und die globale Entwicklung.

Liquider Markt

Insbesondere wird dabei auf wichtige Weichenstellungen eingegangen, die oft bis heute die Basis für den besonderen Wert einzelner Uhren oder Modellreihen bilden.

Für den Autor sind Uhren unter einer Reihe von Gesichtspunkten ein ideales Anlageinstrument. «Sie sind klein, einfach und kostengünstig zu lagern, unauffällig zu transportieren und relativ einfach handelbar in einem relativ liquiden und transparenten Markt, der jedoch ein gewisses Level an Expertenwissen erfordert.»

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Im zweiten Teil «Uhren als Investment» geht es dann vor allem um die Faktoren, die den Wert einer Uhr bestimmen. Dabei teilt Hoffman die Charakteristika von Luxusuhren in den internalisierten und den externalisierten Wert ein.

Zu den ersteren zählen etwa Preis, Qualität, Material, Produktionsprinzipien oder die Eigenschaften wie etwa Konstruktion, Funktionsweise und Komplikationen. Bei den äusseren Werten spielen Ästhetik, Rarität, Extraordinarität oder Symbolismus eine Rolle. Grob gesagt entspreche das dem «Wert der Sache an sich» und dem «sozialen Zeitwert».

Strömungen und Moden

Der Wert einer Uhr als Investment werde stark durch Trends und das Verhalten der wichtigen Marktteilnehmer bestimmt und sei somit Strömungen und Moden unterworfen. Meistens führe die soziale Wahrnehmung zur Überbetonung einzelner Modelle und Marken.

Hoffmann empfiehlt den Investoren hier eine kritische Distanz. Das sieht er als den entscheidenden Unterschied zum Sammler, bei denen die Emotionalität beim Kauf meist eine grössere Rolle spiele.

High-End- oder Massenluxus

Im Luxusuhrensegment macht Hoffman bei der Betrachtung der Marken drei grundlegende Strategietypen aus. Einmal die High-End-Luxus-Strategie über inverse Preisführerschaft, die Strategie des Massenluxus mit «Markenaufladung» und hohe Stückzahlen sowie als drittes eine Hybridstrategie, die beide Elemente kombiniert.

Als Vertreter dieser Strategieformen werden dabei die Marken und Modelle von Patek Philippe, Rolex und Audemars Piguet ausführlicher behandelt.

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Streuen und Klumpenrisiko vermeiden

Bevor man nun beginnt Uhren zu erwerben, sollte man sich eine klare Investitionsstrategie zurechtlegen. Dabei sollte man das Budget beachten und auch den Zeithorizonteiner möglichen Investition. Auch sollte ein Uhrenportfolio nicht mehr als 20 Prozent vom Gesamtvermögen ausmachen um ein Klumpenrisiko zu vermeiden.

Als sinnvolles Investment werden Uhren in einer groben Preisspanne von 5'000 bis 80'000 Euro am Sekundärmarkt gesehen, wobei auch hier eine gewisse Streuung angestrebt werden sollte.


Oliver Hoffmann, «Vom nützlichen Luxus; Uhren als alternatives Investment», Börsenbuch Verlag 2021, ISBN 978-3-86470-687-5