Golfregion verleiht Kunstmarkt mehr Glanz

Während alternative Anlagen wie Gemälde oder Diamantschmuck andernorts schwächeln, bleibt der Markt für das «Sahnehäubchen» im Anlageportfolio in der Golfregion robust. Petrodollars sind jedoch nicht der einzige Treiber.

Von Gérard Al-Fil, Dubai 

Anfang August rief das Dubai International Financial Centre (DIFC) Künstler aus aller Welt dazu auf, ihre Werke für die 20. Ausgabe der DIFC Art Nights im November einzureichen (siehe auch Hinweis). Die grösste Freihandelszone für Finanzen im Nahen Osten hat allen Grund, sich ins globale Rampenlicht zu stellen.

Ost trifft Ost

«Ob moderne Kunst oder traditionelle Meisterwerke – der Markt für Gemälde, Skulpturen und auch digitale Kunst wächst in der Golfregion stetig», sagt Nicole Lin, Senior Art Gallery Director der Samia Art Gallery in Dubai. Ihre Karriere als Kuratorin führte sie nach Peking, Berlin und New York. Der Gründer der Galerie, Tian Yuemin, hat kürzlich 82 Künstler aus China eingeladen, ihre Werke auszustellen. Die Veranstaltung stieß auf grosses Interesse bei arabischen Käufern.

Tian, ein renommierter Bildhauer aus China, stellte seine Pferdeskulpturen im April dieses Jahres beim weltweit höchstdotierten Pferderennen, dem Dubai World Cup, aus. Alle Exemplare  wurde verkauft, besonders die Scheiche griffen beherzt zu. Auch bei der letzten Ausgabe der DIFC Art Nights war Samia Art mit einer Ausstellung vertreten.

Art Basel geht mit dem Trend

Der Aufwärtstrend hat auch die prestigeträchtigste Kunstmesse der Welt, die Art Basel, dazu bewegt, erstmals in der ölreichen Region Fuß zu fassen. Die Art Basel wird bald ihre erste Ausstellung im Nahen Osten organisieren – und zwar in der katarischen Hauptstadt Doha. Die Art Basel Qatar wird das fünfte Premier-Event der Art Basel und zugleich ihre neueste Messe sein, die vom 5. bis 7. Februar 2026 stattfinden soll. «Die Erstausgabe der Art Basel Qatar wird im M7, einem Kreativzentrum im Herzen von Doha, sowie im Doha Design District stattfinden», heißt es in einer Medienmitteilung auf der Website der Art Basel.

Auch Auktionshäuser zeigen sich weiterhin optimistisch für die Region. Edward Gibbs, Vorsitzender von Sotheby’s Middle East and India, sagte im Juni gegenüber dem Magazin World Art Dubai, dass die Zahl der Bieter aus der Region in den letzten fünf Jahren um 70 Prozent gestiegen sei.

Der lebendige Kunstmarkt steht im Kontrast zur angeschlagenen Kunstszene in anderen Regionen. «Galerien in Europa, China und den USA sitzen auf Gemälden und Skulpturen fest», schrieb die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» im September letzten Jahres und verwies auf geopolitische Unsicherheiten, die Investoren zurückhaltend stimmen.

Loyale Araber, wohlhabende Expats

Was nährt die Nachfrage nach dieser Art alternativer Investments im Orient an? Laut der jüngsten Vermögensstudie 2025 von EY, die im Juli veröffentlicht wurde, reagieren Investoren im Golf-Kooperationsrat (GCC) angesichts von Marktschwankungen und geopolitischen Herausforderungen (Stichwort: Trump-Zölle) vorsichtiger und pro-aktiver. Sie legen Wert auf Transparenz, klare Kostenstrukturen und massgeschneiderte Angebote. Die Studie ergab zudem, dass die Zahl der Gutbetuchten, die philanthropische und kunstbezogene Beratung suchen, im Jahresvergleich um 13 Prozent gestiegen ist – doch nicht alle Vermögensverwalter sind in der Lage, ihre Kunden auf diesem Gebiet zu unterstützen.

Neben wohlhabenden lokalen Arabern zieht der Golf auch immer mehr «Happy Few» aus dem Ausland an. Und auch sie treffen ihre Auswahl für ihre privaten Sammlungen.

Laut «The National News», Abu Dhabi, wird die Vereinigten Arabischen Emirate im Jahr 2025 voraussichtlich 9'800 neue Millionäre anziehen – mehr als jeder andere Staat weltweit. Derzeit leben in Dubai über 81.200 Millionäre, das sind 12 Prozent mehr als im Vorjahr. «Die halbe Moskauer High Society investiert in Dubai», heisst es vor Ort – in Anspielung auf die vielen vermögenden Investoren aus der Russischen Föderation, die weiterhin in die Region strömen.

Prominente Namen wie Hollywood-Schauspielerin Lindsay Lohan, Bollywood-Star Shah Rukh Khan oder die Schweizer Tennislegende Roger Federer nennen Dubai bereits ihr Zuhause – oder besitzen zumindest Immobilien in «fly-buy-Dubai». Dieser Zustrom an Reichtum führt zu einer wachsenden Nachfrage nach einem luxuriösen Lebensstil in Villen und Anwesen – inklusive teurer Kunstwerke für die Innenwände.

Der verborgene menschliche Faktor

Neben Ölgemälden und digitalen Leinwanddrucken haben auch Diamanten und Schmuckstücke laut Amit Dhamani, CEO der in Dubai ansässigen Schmuckkette Dhamani (aktiv in den VAE seit 1969), nichts von ihrem Glanz verloren. Obwohl der Goldpreis ein Allzeithoch nach dem anderen erklimmt, fügen sogenannte Non-resident Indians (NRIs) weiterhin Goldketten und Ringe zu ihrem Portfolio hinzu – als Absicherung.

Ein weiterer, von westlichen Vermögensberatern oft übersehener Faktor ist der menschliche Aspekt, der in der Region eine zentrale Rolle spielt. Der arabische Privatinvestor Fadi H. sagte gegenüber finews.ch: «Ob wir nun in den Aktienmarkt oder in eine Statue investieren – wir schauen selten auf Charts und Daten. In der arabischen Welt investieren wir vor allem emotional.»


 Künstler, die an den DIFC Art Nights vom 13. bis 16. November 2025 im Gate Village, Dubai, teilnehmen möchten, können ihre Werke bis zum 15. September über diese Website einreichen.