Ägypten – die Rückkehr der Sphinx
Der elegante Pavillon der Fluggesellschaft Egyptair fällt den Besuchern sofort ins Auge. Noch nie trat der Flieger vom Nil so selbstbewusst auf der andauernden Luftfahrtmesse Dubai Airshow auf, die noch bis zum 21. November läuft.
Ägypten, das einstige Sorgenkind des Nahen Ostens, feiert ein Comeback und hat allen Grund zur demonstrativen Stärke.
Golfstaaten sorgen für Aufschwung
Vor allem die Golfstaaten nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein. Die Zuflüsse aus den sechs Ländern des Golfkooperationsrats erreichten im Fiskaljahr 2023/24 rund 41 Milliarden Dollar. Der Handel zwischen Ägypten und dem GCC wuchs von 9 Milliarden Dollar im Jahr 2020 auf fast 14 Milliarden Dollar im Jahr 2024, erklärt der Ökonom Nasser Saidi, Präsident der Consulting-Firma Nasser Saidi & Associates, aus Dubai in einer aktuellen Studie.
Kairo verhandelt derzeit mit Saudi-Arabien und Kuwait über eine Verdopplung der bilateralen Handelsvolumina und einen Ausbau gemeinsamer Investitionen, industrieller Verflechtungen und logistischer Kooperationen. «Zudem überstiegen Ägyptens Auslandsreserven zuletzt die Marke von 50 Milliarden Dollar – ein historisch hoher Wert, gestützt durch Golfkapital und fortlaufende IWF-Tranchen», fügt er hinzu. Dieser Optimismus spiegelt sich ebenso an der Aktienbörse wider. Der Leitindex EGX30 stieg in den letzten sechs Monaten um 27,71 Prozent.
Ausbau der Flugkapazitäten
Dieser Trend stärkt die Nachfrage nach mehr Geschäftsreisen aus dem Golf. Emirates Airline, die weltweit grösste internationale Fluggesellschaft, setzt ab dem 1. Dezember 2025 sechs zusätzliche wöchentliche Frequenzen auf der Strecke Dubai–Kairo ein.
Auch China rückt stärker in den Fokus: Mehr als 2800 chinesische Unternehmen sind bereits in Ägypten aktiv, mit kumulierten Investitionen von über 8 Milliarden Dollar. Beijing gilt für Kairo als strategischer Partner in Industrie, Infrastruktur und Technologie.
Ein weiterer Hoffnungsträger ist der Tourismussektor – traditionell einer der wichtigsten Wirtschaftsmotoren des Landes. Saidi: «Für 2026 rechnet Kairo mit einem Plus internationaler Ankünfte von 20 Prozent. Die Tourismusbehörde richtet ihren Blick zunehmend auf wachstumsstarke Märkte in Asien und Lateinamerika. Bis 2030/31 sollen 30 Millionen Besucher ins Land kommen, und die Einnahmen aus dem Tourismus sollen bis 2028 auf 30 Milliarden Dollar steigen.»
Nicht alles Gold, was glänzt
Eine Hürde auf dem Weg zu mehr Prosperität bleibt dennoch: die Inflation. Die Verbraucherpreise stiegen im Oktober auf 12,5 Prozent (September: 11,7 Prozent), angetrieben durch eine fast 13-prozentige Erhöhung der Treibstoffpreise sowie ein neues Gesetz, das Vermietern höhere Mieten erlaubt. Die Folge: Wohnkosten schnellten um 27,1 Prozent in die Höhe (September: 18,2 Prozent). Auch die Kerninflation kletterte von 11,3 Prozent auf 12,1 Prozent. Die Preise für Nahrungsmittel legten leicht zu, während der Transportsektor weiterhin stark verteuert blieb.
Laut Ökonomen kann Inflation aber auch zu mehr Konsum und Investitionen führen, weil in diesem Szenario Geld wie eine «heisse Kartoffel» schnell den Besitzer wechselt, um weiteren Preissteigerungen zuvorzukommen. Tatsächlich stiegen laut Finanzminister Ahmed Kouchouk private Investitionen im laufenden Fiskaljahr um bemerkenswerte 73 Prozent. Die Behörden setzen zunehmend auf Digitalisierung, den Ausbau der Steuerbasis und mehr Wettbewerbsfähigkeit; allein die jährlichen Steuereinnahmen sollen so um 35 Prozent wachsen.
















