Eine niederländische Grossbank schnallt den Fondsverkäufern neuerdings Fitness-Armbänder um. Wozu das gut sein soll.

Banken bieten ihren Angestellten mittlerweile ein umfassendes Sportangebot. Denn gesunde Banker verursachen weniger Kosten. Doch die holländisch-stämmige ING Bank geht noch einen Schritt weiter und schnallt ihren Fondsverkäufern neuerdings Fitnessarmbänder um – auf freiwilliger Basis, versteht sich.

Die Bank will ihre Verkaufsmannschaft nicht nur fit trimmen, sondern auch die Umsatzzahlen ankurbeln, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» am Montag berichtete. Insgesamt machen 350 ING-Banker am speziellen Wellness-Programm mit und schwitzen täglich um die Wette. Denn mit der zugehörigen App lässt sich die Leistung untereinander vergleichen.

Fitnesspunkte anstatt Umsatzziele

Zum Tagesritual gehören auch das Eintippen der Mahlzeiten, wieviel man geschlafen hat und die Beantwortung einiger Fragen zum aktuellen Gemütszustand in die App. Die persönlichen Daten würden dabei nicht gesammelt, versichert ING.

Die sportliche Leistung wird im sogenannten «Wellness Quotient» (WQ) fortlaufend festgehalten – einer Skala von 0 bis 1'000 Punkten. ING ging sogar soweit, dass sie die individuellen Umsatzziele für ihre Fondsverkäufer abgeschafft und durch den WQ ersetzt hat. Die Bank baut darauf, dass gesunde Mitarbeiter nicht nur mehr arbeiten, sondern auch bessere Resultate abliefern.

Zum Joggen statt zum Lunch

Doch damit nicht genug: Neben den ING-Bankern machen laut Bericht auch 35 Kunden mit. Dies sei eine ideale Möglichkeit, den Kunden näher kennenzulernen und eine enge Beziehung zu knüpfen, sagte Mark Pieter de Boer, globaler Leiter Financial Market Sales bei ING, zu «Bloomberg».

Gleichzeitig schaffe die ING gegenüber Konkurrenten ein Differenzierungsmerkmal, indem der Verkäufer mit dem Kunden Joggen geht, anstatt mit ihm zu Lunchen.

Das Wellness-Programm ist der dritte Pfeiler in der Geschäftsstrategie von ING. In den vergangenen drei Jahren hat die Bank ihre Verkaufsteams laut Bericht durch zwei weitere Programme geschleust. Das eine fokussierte auf den Intellekt, das andere auf die emotionale Intelligenz.

Schulung in emotionaler Intelligenz

Zu Beginn hätten die Banker mit zynischen Voten auf die Programme reagiert, hiess es. Doch gemäss ING spiegelt sich der Erfolg des umfassenden Wellness-Programms in höheren Ertragszahlen. Rund 18 Prozent haben die Erträge auf Gruppenebene seither zugenommen – 80 Prozent steuerten bestehende Kunden bei.

Finanzinstitute versuchen seit geraumer Zeit, mit speziellen Arbeitsplatz-Konzepten die Mitarbeiterproduktivität zu steigern. Vereinzelt verpassen Unternehmen ihren Mitarbeitern auch biometrische Sensoren, mit dem Ziel, Arbeitsabläufe zu optimieren. So etwa die amerikanische Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG), wie auch finews.ch berichtete.