Die Commerzbank baut in der Schweiz massiv aus. Sie will Marktanteile bei den KMU gewinnen und greift UBS, Credit Suisse und die Kantonalbanken an.

Die Pläne für eine Schweizer Offensive hatte die Commerzbank bereits Franken als neue Kunden zu gewinnen. «Die Schweiz wird ein Kernmarkt der Commerzbank», kündigte Markus Beumer, Chef des Firmenkundengeschäfts, am Dienstag in Zürich an.

Zunächst werden sechs neue Regionalstandorte eröffnet: In Basel, Bern, Lausanne, Luzern, St. Gallen und in Zürich. Die Zahl der Mitarbeiter für das Schweiz-Geschäft soll von derzeit 100 innerhalb der kommenden Jahre auf 200 Angestellte verdoppelt werden.

Bond-Geschäft bereits erfolgreich angelaufen

Die Commerzbank betreut in der Schweiz gemäss eigenen Angaben zufolge bereits über 500 Kunden, vor allem im Bereich der Grossunternehmen. Zudem ist sie im vergangenen April mit einem Team gestartet, das Franken-Anleihen für ihre Kunden emittiert. Davon haben bereits Unternehmen wie Kuoni, Valora, Emmi und Clariant Gebrauch gemacht.

Nun soll der Angriff auf die KMU erfolgen. Was in Deutschland «mittelständische Unternehmen» genannt wird, sei hierzulande noch dynamischer, noch exportorientierter und noch internationaler ausgerichtet als im Heimmarkt, wo die Commerzbank über 100'000 Firmenkunden betreut.

Seit 2011 rasches Wachstum

Nach einer Umfrage unter Schweizer Firmenkunden ist Beumer überzeugt, dass die Commerzbank mit ihrer internationale Ausrichtung und ihrem Filialnetz, das bis in die entlegensten und schwierigsten Märkte reicht, ein besserer Partner für exportorientierte KMU sein kann als eine UBS, Credit Suisse oder die Kantonalbanken.

Der bisherige Erfolg im Schweizer Firmenkundengeschäft der Commerzbank lässt sich sehen. 2011 startete sie die Firmenkundenbetreuung aus der Schweiz heraus mit 20 Mitarbeitern. Heute sind es 100 Angestellte und ein Angebot, das von Finanzierungen und Cash Management über Dokumentenmanagement bis zu Risikomanagement reicht, und gemäss Beumer «dicke schwarze Zahlen schreibt».

Bollwerk der Schweizer Anbieter aufbrechen

Das Schweizer Firmenkundengeschäft war bis Ausbruch der Finanzkrise in fester Schweizer Hand gewesen: Die Kantonal-, Regional- und Raiffeisenbanken hatten den Markt für lokal ausgerichtete KMU, die Grossbanken richteten sich mit ihren Services auf exportorientierte und multinationale Unternehmen aus. Daneben gab es eine Handvoll ausländischer Banken mit spezialisierten Angeboten.

Die Commerzbank will dieses Bollwerk nun weiter aufbrechen, nachdem bereits die HSBC vor zwei Jahren in der Schweiz eine Geschäftsbank gegründet hat – allerdings nur mit 16 Mitarbeitern.

Schweizer Personal gesucht

Ihr zusätzliches Personal will die Commerzbank auf dem Schweizer Markt rekrutieren. Lokales Know-how und die Netzwerke qualifizierter Schweizer Kollegen seien notwendig, um dem Anspruch eines Partners für KMU gerecht zu werden.

In Europa gehört die Commerzbank zu den Marktführern im Firmenkundengeschäft. Das will sie nun auch in der Schweiz werden. Es ist nicht der erste Versuch, richtig Fuss zu fassen.

2009 hatte die Commerzbank ihr hiesiges Private Banking an die Bank Vontobel verkauft, nachdem eine Strategieüberprüfung ergeben hatte, dass ihr in der Schweiz die kritische Grösse fehlte. Dieses Mal sei «kein Versuch», sagte der seit diesem September amtierende Schweiz-Chef Marc Steinkat. «Wir verfolgen hier eine nachhaltige Strategie».

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.59%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.27%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.12%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.42%
pixel