Geht die Bank Vontobel in die Offensive? Gemäss Spekulationen in der Sonntagspresse könnte das Zürcher Traditionsinstitut die Raffeisen-Tochter Notenstein übernehmen. Eine Einschätzung.   

Diese Woche beendete das Schiedsgericht einen lästigen Kooperationsstreit zwischen den beiden Schweizer Finanzinstituten Raiffeisen und Vontobel, wie auch finews.ch berichtete. Entsprechend darf die Notenstein Privatbank noch bis zum Auslaufen der Zusammenarbeit Mitte 2017 (weiterhin) keine Finanzprodukte an Raiffeisen-Kunden vertreiben. Dies ist exklusiv Vontobel vorbehalten.

Vor diesem Hintergrund soll nun Vontobel (Bild oben, Hauptsitz) ein Auge auf die Notenstein Privatbank geworfen haben. Das zumindest berichtet der «Sonntagsblick». Das Zürcher Institut wolle die Raiffeisen-Tochter Notenstein übernehmen, schreibt das Blatt. Im selben Artikel schliesst ein Raiffeisen-Sprecher einen solchen Verkauf allerdings gleich aus. 

Tango oder Klotz am Bein?

Und ein Vontobel-Sprecher erklärt höchst bildhaft: «Es braucht zwei für einen Tango», streicht indessen die bei Vontobel geltenden Übernahme-Kriterien hervor: eine Schweizer Privatbank mit verwalteten Vermögen von bis zu 25 Milliarden Franken sowie einer vergleichbaren Unternehmens- und Risikokultur. So kommt der «Sonntagsblick» zum Schluss: Alles Bedingungen, die Notenstein perfekt erfüllt.

Bei einer allfälligen Übernahme würde sich Vontobel tatsächlich einen schweren Klotz ans Bein binden. Denn bekanntlich hat die Notenstein Privatbank in den vergangenen Jahren stark expandiert, ohne allerdings die damit verbundenen und hohen Kosten auf der Ertragsseite wieder eingespielt zu haben. Daraus resultiert ein extrem hohes Kosten-/Ertragsverhältnis von 90 Prozent.

Vielleicht nur das Asset Management?

Natürlich könnten sich die getätigten Investitionen dereinst auszahlen, wie man das sicherlich im Top-Management der Notenstein Privatbank auch annimmt. Doch realistischerweise muten diese Erwartungen eher etwas sehr optimistisch an. Denn das Schweizer Private Banking wächst – positiv formuliert – nur noch beschränkt.

Mittlerweile geht es in diesem Geschäft bloss noch darum, der Konkurrenz Marktanteile abzuknöpfen. Ob das für Vontobel – via Notenstein Privatbank – so attraktiv sein mag, ist fraglich. Eher denkbar wäre, dass Vontobel nur dass Asset Management von Notenstein erwirbt, also das Geschäft mit institutionellen Anlegern wie Versicherungen, Pensionskassen und anderen grossen Institutionen. Es umfasst aktuell rund 12 Milliarden Franken an Kundenvermögen.  

Niedermargig aber attraktiv

Wie auch finews.ch darüber berichtete, wurde dieses Geschäft bei Notenstein im vergangenen Jahr in eine eigenständige Firma überführt und könnte entsprechend problemlos veräussert werden. Das Asset Management ist zwar ein niedermargiges Geschäft, aber von der ganzen Steuerkontroverse absolut nicht tangiert und mit Blick in die Zukunft attraktiv, weil wachstumsstark.

Kommt hinzu, dass seit geraumer Zeit einige Bestrebungen am Laufen sind, dieses Geschäftsfeld in der Schweiz zu forcieren; erinnert sei hier an die Asset-Management-Initiative der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) und dem Fondsverband (Sfama).

Argumente für Vontobel

Bei Vontobel ist das Asset Management schon jetzt einer, wenn nicht der wichtigste Ertragszulieferer. Seit geraumer Zeit versucht die Bank mit dieser Division auch im Ausland verstärkt zu expandieren, unter anderem in Asien, wie finews.ch im vergangenen Herbst berichtete.

Vor diesem Hintergrund spricht einiges für einen (Teil-)Deal zwischen Vontobel und Raiffeisen: Das Zürcher Institut könnte seine kritische Grösse in diesem Bereich (aktuell 76 Milliarden Franken Kundenvermögen) signifikant ausbauen (plus 12 Milliarden Franken) und so auch von Synergie- und Skaleneffekten profitieren, während sich die Genossenschaftsbank wieder verstärkt auf ihr Kerngeschäft konzentrieren könnte, das auf Grund der anhaltenden Tiefzinssituationen bis auf weiteres einigen Herausforderungen (Zinsmarge!) ausgesetzt ist. 

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