Pictets Wealth-Management-Chef in Asien, Claude Haberer, kann Universalbanken wie UBS oder Credit Suisse wenig abgewinnen. An der Kundenfront seien reine Privatbanken überlegen, sagt er.

Im hart umkämpften Private-Banking-Markt in Asien duellieren sich zurzeit zwei Banking-Modelle. Das eine ist die integrierte Bank oder auch Universalbank, die dem (vermögenden) Kunden von der privaten Vermögensverwaltung über die Unternehmensfinanzierung bis hin zum Börsengang alles aus einer Hand anbietet.

Die UBS, die Credit Suisse, aber auch Standard Chartered verfolgen diese Strategie der «Unternehmerbank».

Das andere Modell ist der «Pure Player»: Die Privatbank tut nichts anderes als reiche Kunden zu beraten und deren Privatvermögen zu verwalten. Diese Strategie verfolgen beispielsweise Julius Bär und die Genfer Privatbank Pictet.

Mangelnde Vertraulichkeit, Interessenkonflikte

Pictets Asien-Chef Claude Haberer sagt in einem Artikel des Singapurer Anlagemagazin «The Edge Markets» klipp und klar: «Das ‹Pure-Play›-Modell wird sich durchsetzen.»

«Das integrierte Modell hat Defizite bezüglich Vertraulichkeit und birgt sämtliche Interessenkonflikte, die Bankkunden seit der Finanzkrise bewusst geworden sind», sagt Haberer weiter.

Der Kunde muss nie zweifeln

Privatkunden auch Investment- oder Corporate Bankern vorzustellen, mit der Absicht weiteres Geschäft zu generieren, liege nicht im besten Interesse der Kunden. Denn Diskretion sei alles, so der Pictet-Manager.

«Wer zu uns kommt, trifft nur seinen Kundenberater. Sämtliche Informationen bleiben bei ihm, anstatt dass sie auch an Banker in anderen Abteilungen weitergereicht werden.» So müsse sich der Kunde nie fragen, wer in der Bank denn noch Zugang zu seinen privaten Informationen habe, sagt Haberer.

Karriere in allen Banking-Bereichen

Die Kunden kämen genau deswegen zu Pictet: Sie trennten Unternehmen von Privatem und schätzten die Unabhängigkeit einer Privatbank. «Eine Privatbank verwaltet die Privatvermögen, eine Investmentbank ist für die verschiedenen unternehmerischen Aspekt zuständig,» zieht Haberer die Linie.

Der Franzose, der 2011 von BNP Paribas zu Pictet stiess, ist selber kein «reiner» Private Banker. In seiner über 30-jährigen Karriere war er im Retail-, Corporate- und Investmentbanking tätig.

Das alte Partner-Modell war ein Pluspunkt

Die Pictet-Philosophie hat er inzwischen verinnerlicht. «Unabhängige Beratung war bislang der Schlüssel unseres Erfolges in Asien», sagt er. Dass die Bank von Partnern geführt wird, die noch bis 2014 mit ihrem eigenen Privatvermögen bürgten, sei gerade bei asiatischen Unternehmern ein weiterer Pluspunkt, die selber mit viel Einsatz und Risiko reich geworden seien.

Pictets Erfolg liege in der Differenzierung des Angebots von dem einer UBS oder Credit Suisse, betont Haberer, der auch fliessend Mandarin spricht und schreibt und Chairman der Ricci Association ist, die ein siebenbändiges chinesisch-französisches Wörterbuch herausgibt.

Ziel: Weiter schneller als der Markt wachsen

In den vergangenen dreieinhalb Jahren habe die Bank, die weltweit rund 400 Milliarden Franken verwaltet, ihre Kundengelder in Asien verdreifacht. Damit gehört Pictet zwar noch nicht zu den grössten zehn Vermögensverwaltern Asiens, aber Haberer ist überzeugt, dass Pictet weiterhin schneller als der Markt wachsen werde.

Dabei legt die Bank weniger wert darauf, bloss Marktanteile zu gewinnen. Vielmehr sucht sie auch eine Vertiefung der Beziehungen mit ihren bestehenden Kunden.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.63%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.55%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.19%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.1%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.51%
pixel