Der Chef der Credit Suisse, Tidjane Thiam, findet deutliche Worte zu den Lohn- und Bonusvorstellungen gewisser Banker. Thiam bezog bei Prudential selbst zweistellige Millionengehälter. Ob er sich bei der CS in Bescheidenheit übt, wird sich zeigen.

Der Chef der Credit Suisse (CS) Tidjane Thiam ist für seine markigen Statements bekannt. Diesen Ruf festigte er erneut an einer Konferenz in Paris am Dienstag.

Investmentbanker seien bereit für ihren Lohn zu kämpfen, sagte Thiam gemäss der Nachrichtenagentur «Bloomberg». «Die Vergütungsdiskussionen sind ein Schlachtfeld.» Das Investmentbanking sei an sich ein profitables Geschäft – sofern die Löhne wie die Zyklen auch rauf und runter gehen. «Es ist das Runter, welches sie nicht akzeptieren,» stellte Thiam fest.

Für ihn ist dies ein Widerspruch. Die Vorstellung von fixen Salären in einem hoch zyklischen Geschäftsfeld wie dem Investmentbanking funktioniere nicht. «Dies ist schlicht die nackte Wahrheit», so der gebürtige Ivorer.

Wahrheit noch nicht überall durchgedrungen

Diese Erkenntnis habe sich allerdings noch nicht in allen Investmentbank-Bereichen durchgesetzt. Deshalb betrug die Eigenkapitalrendite der CS im dritten Quartal nur noch  7 Prozent, so Thiam weiter.

Fest steht: Die Credit Suisse muss Kosten reduzieren und dies nicht zu knapp. Bis 2018 will die Bank ihre Fixkosten um 3,5 Milliarden Franken jährlich senken. Das hat in der Schweiz den Abbau von 1'600 Stellen zur Folge. Auch in den USA und in London fallen Stellen weg.

Auch bei der Höhe der Boni muss die CS wohl weiter zurückschrauben. Schon 2014 sank der Bonus-Pool von 3,6 auf 3,3 Milliarden Franken. Diversen Medienberichten zufolge soll der Bonus-Pool für 2015 um 60 Prozent schrumpfen. Das ist laut Thiam aber reine Spekulation.

Wie viel bekommt Thiam?

Thiam muss sich an seiner klaren Ansage an die Bonus-Kultur, die nicht nur im Investmentbanking herrscht, messen lassen. Er gehörte bislang selber zu den Grossverdienern: Als CEO des britischen Versicherers Prudential bezog er zuletzt einen Jahreslohn von umgerechnet 17 Millionen Franken. 

Dies ist deutlich mehr als sein Vorgänger Brady Dougan, der 2014 9,7 Millionen Franken erhielt oder UBS-CEO Sergio Ermotti mit 11,2 Millionen Franken.

Löhne bislang weitgehend zementiert

Man darf gespannt sein, welche Lohn- und Bonusbedingungen Thiam bei der CS verhandelt hat. Geht er mit gutem Beispiel voran und begnügt sich mit einem bescheideneren Vergütungspaket als die CEO der CS-Konkurrenten? Es wäre in zweierlei Hinsicht ein wichtiges Signal: Erstens würde Thiam damit die Akzeptanz innerhalb der CS-Belegschaft erhöhen, Abstriche bei den Boni hinzunehmen.

Und zweitens würde er aus dem «Lohn-Oligopol» ausbrechen, in welchem die CEO-Löhne weitgehend zementiert sind, weil sie sich jeweils an denen der direkten Konkurrenten orientieren.

Hoffen auf ein Umdenken

Einer hat die mögliche Revolution bereits angekündigt: Der Deutsche-Bank-Chef John Cryan, wie auch finews.ch berichtete. Banker würden zu viel Geld verdienen, hatte der frühere UBS-Finanzchef gesagt. Und weiter: Er habe keine Ahnung, warum ihm ein Vertrag mit Bonus-Klausel angeboten worden sei. Er persönlich würde nicht mehr oder weniger hart arbeiten, nur weil ihm jemand einen Bonus verspreche.

Bleibt abzuwarten, ob sich Thiam von Cryans Einstellung anstecken lässt oder er alles beim Alten belässt.

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