Selbst im Wachstumsmarkt Asien wachsen die Bäume nicht mehr in den Himmel, wie eine neue Erhebung von finews.ch zeigt. Deutlich wird: Die Spreu trennt sich vom Weizen.

Asien-Pazifik gilt zwar nach wie vor als Wachstumsregion par excellence, doch davon profitieren nicht alle Banken gleich. Nach Jahren ungebremster Prosperität stösst die Euphorie allmählich an Grenzen.

Ein erstes Signal erfolgte im vergangenen Spätsommer, als die Börsen in China markant korrigierten und damit die gesamte Region in Mitleidenschaft zogen. Viele asiatische Anleger verloren damals Geld und verharrten in der Folge an der Seitenlinie, was sich in den Abschlüssen der Banken per Ende 2015 deutlich zeigt.

Enorme Unterschiede

Entsprechend sind die verwalteten Vermögen vieler Finanzinstitute im vergangenen Jahr nur noch begrenzt gewachsen. Allerdings gibt es immer noch enorme Unterschiede (in Klammern Zuwachs gegenüber Vorjahr).

  1. UBS Wealth Management 284 Milliarden Dollar (+4,4%)
  2. Citi Private Bank 210 Milliarden Dollar (Messgrösse verändert)
  3. Credit Suisse Private Banking 157 Milliarden Dollar (+8,2%)
  4. HSBC Private Bank (GPB) 112 Milliarden Dollar (unverändert)
  5. Deutsche Asset & Wealth Management 106 Milliarden Dollar (+8,1%)
  6. J.P. Morgan Private Bank 94 Milliarden Dollar* (+4,4%)
  7. Morgan Stanley Private Wealth Management 86 Milliarden Dollar* (+22,9%)
  8. BNP Paribas Wealth Management 73 Milliarden Dollar* (+23,7%)
  9. DBS Private Bank 71 Milliarden Dollar** (-2,7%)
  10. Julius Bär 65 Milliarden Dollar* (-13,3%)
  11. Standard Chartered Private Bank 61 Milliarden Dollar*** (+32,6%)
  12. Bank of Singapore 55 Milliarden Dollar (+7,8%)
  13. Goldman Sachs Private Wealth Management 50 Milliarden Dollar**** (+11,1%)
  14. Barclays 36 Milliarden Dollar (unverändert)
  15. LGT 26 Milliarden Dollar (+16,6%)
  16. EFG International/BSI 25 Milliarden Dollar (+38,9%)*****
  17. ABN Amro Private Banking 22 Milliarden Dollar* (+7,3%)
  18. J. Safra Sarasin 16 Milliarden Dollar (+6,7%)
  19. RBC Wealth Management 14 Milliarden Dollar* (+7,7%)
  20. Union Bancaire Privée/Coutts 13 Milliarden Dollar (neu)

Umrechnungskurse
1 CHF = 1.04 USD
1 EUR = 1.34 USD
1 SGD = 0.74 USD

* Schätzung
** nur Kunden mit investierbaren Vermögen von S$1,5 Millionen und mehr
*** Wert von Mitte 2015
**** Schätzung, nur Kunden mit Netto-Vermögen über 100 Millionen Dollar
***** nach Übernahme von BSI

Auffallend ist vor allem, dass die grösste Vermögensverwalterin der Welt, die Schweizer Grossbank UBS, im vergangenen Jahr leicht hinter den Wachstumserwartungen zurückblieb, wie finews.ch schon früher berichtet hatte. Offenbar fällt es dem Unternehmen immer schwerer, im Wealth Management noch substanziell zuzulegen.

Darum darf es auch nicht überraschen, dass sich das Top-Management der UBS überlegt, in Asien, namentlich in China, künftig auch das Affluent-Segment zu bearbeiten, also Leute mit Vermögen unter einer Million Dollar.

Investieren wie die Fürstenfamilie

Markant zulegen konnte im vergangenen Jahr hingegen die Credit Suisse, die in Asien im Vergleich zu allen anderen Konkurrenten den höchsten Neugeld-Zufluss verzeichnen konnte, wie auch finews.ch verschiedentlich berichtete. Ebenfalls erfolgreich, wenn auch auf einem tieferen Niveau, entwickelt sich die liechtensteinische Fürstenbank LGT. Offenbar gefällt es vielen Asiaten, wie die Fürstenfamilie aus dem «Ländle» zu investieren, wie CEO Prinz Max von Liechtenstein gegenüber finews.ch unlängst erklärte.

Andere Institute bekundeten im vergangenen Jahr unmissverständlich Mühe und bewiesen so, dass zwischen Hongkong, Singapur und Schanghai die Bäume doch nicht in den Himmel wachsen. Für Institute wie Barclays und Standard Chartered rechnet sich das Asien-Geschäft offenbar nicht richtig, so dass das entsprechende Asien-Geschäft (Barclays) oder Teile davon (Standard Chartered) inzwischen zum Verkauf stehen oder noch stehen könnten.

Lokale Angreifer

Interesse daran melden lokale Häuser wie in Singapur ansässigen Banken DBS, OCBC (mit ihrer Bank of Singapore) oder UOB. Nach Jahren des Aufbaus sind sie nun dazu übergegangen, den Konkurrenten aus Europa und den USA Konkurrenz zu machen; um über dem Durchschnitt zu wachsen, übernehmen sie Private-Banking-Sparten von Häusern, die sich aus dem Markt zurückziehen, wie es die DBS Bank mit der Société Générale (Private Banking) gemacht hat. Auch Barclays Asia dürfte einer lokalen Bank zufallen.

Gespannt darf man auf die Entwicklung so genannter Pure Players sein, also auf Institute, die sich aufs Private Banking konzentrieren. Bei Julius Bär scheint sich die Entwicklung im «zweiten Heimmarkt» etwas abgekühlt zu haben, wie aus Finanzkreisen zu vernehmen ist, während die bislang im Private Banking in Asien kleine Union Bancaire Privée mit der übernommenen Coutts Bank Morgenluft wittert.

Last but not least sind die EFG International und die Tessiner BSI im neu formierten Verbund scharf zu beobachten. Für die in den Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB verwickelte BSI dürften die Wachstumschancen eher begrenzt bleiben.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.47%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.54%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.26%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.13%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.6%
pixel