Die Banque Havilland ist der neuste Player im Swiss Private Banking. Die Gruppe hat in rascher Folge eine globale Präsenz aufgebaut. Finanziert hat dies ein kamerascheuer Milliardär mit angeschlagenem Ruf.

«Wie konnte eine Bank in Familienbesitz so schnell so gross werden?», stellt der Autor des britischen Magazins «Cafe Babel» in einem Artikel über die luxemburgische Banque Havilland die Frage. Um in den folgenden PR-lastigen Zeilen die Antwort zu liefern.

Die Expansion hat David Rowland finanziert, ein britischer Immobilien-Tycoon und Milliardär. Rowland gründete Havilland 2009 aus der Konkursmasse der isländischen Bank Kaupthing mit Ziel: Eine Bank zu führen, welcher er seine Millionen anvertrauen würde.

Wenig Ertrag, rasche Expansion

Seither dient Havilland hauptsächlich der Verwaltung und als Partner für die globalen Aktivitäten der Familie Rowland – denn gemäss verfügbaren Informationen verwaltet die Bankengruppe nicht mehr als einen tiefen einstelligen Milliardenbetrag – 2014 waren 1,3 Milliarden Euro verwaltete Vermögen ausgewiesen worden, neben einem Gewinn von 2,7 Millionen Euro.

Die dünne Ertragslage tat dem Expansionshunger keinen Abbruch – und die einst weit verzweigte Banque Pasche diente als Steigbügel. In rascher Folge übernahm Havilland die Pasche-Töchter in Monaco, auf den Bermudas und in Liechtenstein.

Auch die Banco Popolare Luxembourg ging dieses Jahr an Havilland, die inzwischen über Präsenzen in Luxemburg, London, Monaco, Liechtenstein, auf den Bahamas, in Moskau sowie in Dubai verfügt; nun auch in Genf und Zürich, wo sie die Reste der Banque Pasche geschluckt hat.

Finma-Prüfung dauerte über neun Monate

Der Deal ging mit einiger Verzögerung doch noch über die Bühne. Die Finma brauchte für die Prüfung der Pasche-Besitzerin mehr Zeit als zunächst eingeplant. Havilland und Pasche-Besitzerin Groupe Mutuel-CIC hatten nach Vertragsabschluss im Juli 2015 mit der Zustimmung bis 30. November 2015 gerechnet.

Über die Gründe der Verzögerung schweigen sich sowohl Finma als auch die Banque Havilland aus. Doch lässt sich diese nicht allein durch die prekäre Lage der Banque Pasche erklären, die in Frankreich im Zentrum eines Steuerbetrugs- und Geldwäscherei-Skandals steckt.

Denn auch Havilland ist kein offenes Buch, was einen Track Record für eine einwandfreie und nachhaltige Geschäftsführung betrifft: So ist bislang nicht klar, wie die Bank ihr Ziel erreichen will, ein führender Wealth Manager für Superreiche und Family Offices zu werden.

Keine Neugelder und -kunden

Ganz offensichtlich ist es der Bank bislang kaum gelungen, Neukunden und -gelder anzuziehen. CEO der Gruppe ist der Belgier Jean-Francois Willems, der als knapp 30-Jähriger das Investmentbanking und Corporate Finance bei Kaupthing geleitet hatte.

So drängt sich der Eindruck auf, die bisherige internationale Expansion sowie der Markteintritt in die Schweiz dienen vor allem den Interessen der Rowland-Familie. Sieben von acht Kindern von Vater David sind in der Bank tätig, wie aus einem früheren Interview mit seiner Tochter Venetia Lean hervorgeht, die bis 2013 Havilland COO gewesen ist.

Der Familien-Patriarch selber hatte ursprünglich das Ziel gehabt, seine Bank in der Schweiz zu gründen. Der langwierige Prozess bis zum Erhalt einer Banklizenz hatte ihn aber abgeschreckt. Nun ist Rowland doch am Ziel.

Freunde sind David Cameron und Prinz Andrew

In seiner Heimat ist der 71-Jährige zwar hervorragend vernetzt und sowohl mit der britischen Königsfamilie als auch mit Premierminister David Cameron bestens bekannt. Doch wohl gelitten ist Rowland nicht. 2010 durfte er das Amt des Schatzmeisters der Conservative Party nicht antreten, nachdem parteiinterne Opposition Druck machte, ein Mann mit dem Ruf Rowlands schade den «Tories».

Der publizitätsscheue Immobilien-Tycoon war – nachdem er den «Tories» mit Millionen von Pfund gespendet hatte – Mittelpunkt einer Medienkampagne geworden, im Laufe derer mehrere alte Geschichten aufgewärmt wurden, welche Rowlands bereits angeschlagenem Ruf als «dubioser und aggressiver Geschäftsmann» weiteren Schaden zufügten.

Auch ein Steuerflüchtling

Dazu kam die Tatsache, dass Rowland mit seinen ersten verdienten Millionen aus Steuergründen die Insel verlassen hatte und während Jahrzehnten in Guernsey, Frankreich und in den USA lebte, bevor er wegen seiner politischen Ambitionen 2009 nach England zurückkehrte.

Seine Banking-Ambitionen verfolgt Rowland, der als Ehrenpräsident von Havilland amtet, nicht gerade mit britischem Understatement. Die Eröffnung der Havilland-Filiale in Monaco, wo vorher die Banque Pasche nachweislich heikle Geschäfte mit Geldern undurchsichtiger Herkunft gemacht hatte, feierte er mit Ehrengast Prinz Andrew, den er im Privatjet einfliegen liess.

Der Schweizer Bankenplatz darf gespannt sein, wie sich die Banque Havilland machen wird.

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