Die Genfer Banque Pasche war das Zentrum eines Systems zur Steuerhinterziehung und Geldwäscherei. Das Brisante dabei: Pasche soll auch Millionen an Schmiergeldern eines Fifa-Funktionärs gehortet haben.

Es ist bereits der vierte grosse Banken- und Steuerskandal in Frankreich, in den ein Schweizer Finanzinstitut verwickelt ist. Nach der HSBC Private Bank, der UBS und der Banque Reyl trifft es nun die Genfer Privatbanken-Gruppe Pasche. Sie soll noch bis vor einem Jahr die Plattform für ein organisiertes System zur Steuerhinterziehung und Geldwäscherei gewesen sein.

Diese Vorwürfe sind der Inhalt der TV-Dokumentation «Evasion Fiscale, Enquète sur le Crédit Mutuel», die kürzlich auf dem Sender «France 3» lief. Die TV-Journalisten stützten sich dabei auch auf Recherchen der News- und Recherche-Website «Mediapart».

Schwarzgeld und Geldwäscherei in Monaco

Die Banque Pasche, die noch Niederlassungen in Genf und in Zürich hat, wird gerade von ihrer Besitzerin, dem Crédit Mutuel, an die luxemburgische Banque Havilland verkauft, wie finews.ch berichtet hatte. Die Ausstrahlung der TV-Dokumentation dürfte dem Verkaufsprozess allerdings nicht besonders förderlich sein.

Im Film gehen die Journalisten den Hinweisen von drei entlassenen Pasche-Mitarbeitern in Monaco nach, wonach die Privatbank jahrelang Schwarzgeld angenommen und sich möglicherweise der Geldwäscherei schuldig gemacht habe.

Schmiergelder aus dem Fifa-Korruptionsskandal

Offenbar hat die Bank auch Gelder des brasilianischen Fifa-Funktionärs Ricardo Teixeira angenommen. Im vergangenen Juni waren 30 Millionen Euro von ihm auf einem Konto in Monaco aufgetaucht. Das Geld soll der Brasilianer aus Katar erhalten haben, nachdem die Fifa die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 in das arabische Emirat vergeben hatte.

Im Film sind Tonaufnahmen von Jürg Schmid, dem früheren Chef der Banque Pasche in Monaco, zu hören. Er spricht von einem brasilianischen Kunden, der «ein heisses Eisen» sei, den «keine andere Bank in Monaco nehmen würde». Die 30 Millionen Euro seien aber das Risiko wert, ist Schmid zu hören. Er verliess die Banque Pasche in Monaco im Jahr 2013. Gegen ihn wird inzwischen ermittelt.

Von der Genossenschaftsbank organisiert

Nicht weniger brisant sind die Enthüllungen der TV-Journalisten zu dem System der Steuerhinterziehung, das vom Crédit Mutuel und der Bankentochter CIC organisiert und offenbar noch bis 2014 aufrecht erhalten wurde. Demnach «vermittelte» die Genossenschaftsbank, immerhin das fünftgrösste Institut Frankreichs, Kunden und unversteuerte Gelder an die Banque Pasche in Genf.

Dies lief gemäss den Recherchen der TV-Journalisten immer gleich ab: Die Kunden wurden zu einer CIC-Filiale in Paris gelotst, wo sie das Geld bar abgaben. Ein Kurier brachte die Geldkoffer dann über Lyon nach Genf zu Pasche, wo die Kundenberater die Herkunft des Geldes endgültig verschleierten.

Alles abstreiten

Dafür waren auch die Pasche-Niederlassungen in Liechtenstein und auf den Bahamas dienlich. Diese Pasche-Tochtergesellschaften übernahm im vergangenen Jahr die luxemburgische Familienbank Havilland.

Die Vorwürfe der französischen Journalisten wiegen schwer, vor allem was die Orchestrierung der organisierten Steuerhinterziehung des Crédit Mutuel betrifft, der die Banque Pasche 1996 übernommen hatte. Bislang hat die französische Genossenschaftsbank alles abgestritten; dies tut auch die Banque Pasche in Genf.

Codename: Albert Camus

Dass das Institut in Genf Geheimkonten führte, konnten die Journalisten indes belegen. Sie sind im Besitz eines Dokuments, das diverse Kundenbeziehungen handschriftlich und codiert festhält. Jeder Kunde hat dabei den Decknamen eines Schriftstellers, also beispielsweise Charles Baudelaire, Simone de Beauvoir, Jack London oder Albert Camus.

Jedem Schriftsteller ist zudem der Name eines Werkes zugeordnet; das ist der Name des jeweiligen Kontos. Bei Albert Camus ist es «L'Etranger» – «Der Fremde».

Journalist wurde durchgestellt

Ein Journalist macht im Film die Probe aufs Exempel: Er ruft die Banque Pasche in Genf an, nennt seinen Namen, Albert Camus, und sein Konto, «L'Etranger», und wird sofort zum Kundenberater durchgestellt. Die Szene stammt von 2014.

Dabei entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass der Crédit Mutuel/CIC schon 2013 beschlossen hatte, sich von der Banque Pasche zu trennen. In der noch jungen Privatbanken-Gruppe Havilland aus Luxemburg fand sich sogar eine bereitwillige Käuferin.

Havilland muss noch warten

Havilland gehört der britischen Familie Rowland, die ein internationales Wealth-Management-Geschäft aufbauen will. Sie übernahm 2013 die Kundenvermögen der Banque Pasche in Monaco und ein Jahr später die Niederlassungen in Liechtenstein und auf den Bahamas.

Havilland will auch das restliche Pasche-Geschäft integrieren. Gemäss Recherchen von finews.ch ist der Kauf beschlossene Sache. Die Bewilligung der Finma steht jedoch noch aus.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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