Die Genfer Banque Pasche gibt auf. Ihre Besitzerin, das französische Institut Crédit Mutuel, stösst das problembeladene Institut ab, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Der Schritt kommt nicht ganz überraschend. Der Käufer sitzt in Luxemburg.

Die Konsolidierungswelle auf dem Schweizer Finanzplatz schluckt ihr nächstes Opfer: Die Genfer Banque Pasche – oder vielmehr, was von ihr noch übrig ist. Denn nach Teilverkäufen im Vorjahr verkauft die Pasche-Besitzerin, die französische Crédit Mutuel, nun auch das verbliebene Geschäft mit dem Hauptsitz in Genf und der Niederlassung in Zürich, wie Recherchen von finews.ch ergeben haben.

Der Schritt hatte sich angekündigt – die Banque Pasche war zu stark auf das Offshore-Banking mit unversteuerten Geldern fokussiert und sorgte bei ihrer Besitzerin Crédit Mutuel zusehends für Reputationsschäden.

Immer derselbe Käufer

Käuferin ist gemäss den Recherchen die luxemburgische Banque Havilland. Und auch dies ist nicht überraschend: Havilland hatte vor knapp einem Jahr die Mehrheit der Banque Pasche Liechtenstein übernommen und wenig später auch den Pasche-Ableger auf den Bahamas. Bereits 2013 hatte Havilland auch die Banque Pasche Monaco gekauft.

Die Banque Pasche gab auf Anfrage von finews.ch bislang keinen Kommentar. Von Seiten der Banque Havilland hiess es, zu diesem Zeitpunkt könne kein Kommentar abgegeben werden.

Früher mal weltumspannend

Die 1885 in Genf gegründete Banque Pasche führte zu ihren besten Zeiten neben Genf, Zürich, Nassau und Monaco auch Niederlassungen in Luzern sowie in Dubai. Darüber hinaus gehörten Family Offices Marrakech, Rio de Janeiro, Montevideo und in Schanghai zum Netzwerk.

Den Höhepunkt hatte die Bank wohl 2007 nach verschiedenen Akquisitionen erreicht, darunter die Swissfirst Bank. Pasche verwaltete zu diesem Zeitpunkt knapp 7 Milliarden Franken. CEO ist seit kurzem Martin Sztremer, der das Amt von Jean-Pierre Merlo übernommen hat.

Im Visier der französischen Behörden

Das Geschäft mit unversteuerten Geldern war bei Pasche wohl zu stark forciert worden. Pasche musste im Juli eine Busse von 7,2 Millionen Dollar an die US-Justiz überweisen, wie finews.ch berichtete. Die Privatbank war in der Kategorie 2 des Steuerprogramms gewesen.

Seit letztem Jahr machen aber vor allem die französischen Behörden Druck. Nach der UBS, der HSBC und Reyl kam auch Pasche auf die französische Liste jener Schweizer Privatbanken, die der Geldwäscherei und des Steuerbetrugs verdächtigt sind.

Thema in einer TV-Dokumentation

Banque Pasche und ihre Besitzerin, die Crédit Mutuel-CIC, werden beschuldigt, über die Niederlassung in Genf ein System des organisierten Steuerbetrugs betrieben zu haben. Bereits 2013 war in Monaco eine Untersuchung gegen Pasche eingeleitet worden. Auch hier ging es um steuerliche Belange sowie Geldwäscherei.

Namentlich wurde auch gegen Jürg Schmid ermittelt, den ehemaligen Chef der Banque Pasche in Monaco, nachdem zuvor entlassene Angestellte die Bank angeschwärzt hatten. Pasche hat die Vorwürfe bestritten.

Diesen Mai hätte der französische TV-Sender Canal+ eine «Spécial Investigation» senden sollen, welche das Steuerbetrugssystem Crédit-Mutuel-Banque-Pasche zum Thema hatte.

Havilland aus den Resten der Kaupthing Bank

Der Beitrag soll von Vincent Bolloré, dem Chef der Vivendi-Gruppe, zu welcher Canal+ gehört, eigenhändig gekippt worden sein, wie französische Medien berichteten. Nun wird die Dokumentation am kommenden 7. Oktober auf dem Sender France 3 ausgestrahlt.

Pasche-Käuferin Havilland scheinen die Skandale rund um Banque Pasche nicht zu stören. Sie ist eine junge Privatbank: Sie wurde 2009 aus den Resten der pleite gegangenen, isländischen Kaupthing Bank gegründet und gehört der britischen Familie Rowland, die ihr Vermögen im Immobiliengeschäft gemacht hat.

Ziel ist es, Havilland zu einer international tätigen Privatbanken-Gruppe aufzubauen. Erst diesen August hatte sie die Banco Popolare in Luxemburg übernommen.

Konsolidierungswelle rollt weiter

Havilland macht keine Angaben über die bislang erreichte Höhe der verwalteten Vermögen, doch bewegen sich diese noch im tiefen Milliardenbereich. Für 2014 wies die Bank einen Gewinn von 2,8 Millionen Euro aus. Sie beschäftigt knapp 90 Angestellte.

Der Verkauf der Banque Pasche ist der letzte einer ganzen Reihe von Transaktionen auf dem Schweizer Finanzplatz. Zuletzt hatte die Bank Vontobel die italienische Finter Bank übernommen, wie auch finews.ch berichtete.

Dass sich auch ausländische Institute an der Konsolidierung beteiligen, ist nicht neu: Die Bank Sarasin ging an die brasilianische J. Safra, die BSI ebenfalls an brasilianische Käufer, die BTG Pactual.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.8%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.86%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
pixel