Einer nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Umfrage zufolge ist Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam aus Sicht institutioneller Investoren nicht der richtige CEO für die Schweizer Grossbank.

Die Umfrage des Londoner Research-Hauses Autonomous Research war eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen. Dennoch kamen Details der Umfrage über Insider ans Licht, wie die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) am Mittwoch berichtete.

Und diese Details haben es aus Schweizer Sicht in sich: Autonomous Research wollte von 74 institutionellen Investoren wissen, welche europäischen Banken einen CEO-Wechsel bedürfen. Mit 26 Stimmen landete HSBC-CEO Stuart Gulliver auf den ersten Platz. Danach folgt laut Bericht bereits Tidjane Thiam – mit rund halb so viel Stimmen. 

Allerdings scheint dieser Wunsch der institutionellen Grossbank wenig realistisch. Denn Thiams Strategie, die Bank stärker auf das Private Banking auszurichten, geniesst weiterhin das Vertrauen des Verwaltungsrats und der Grossaktionäre.

Glücklos agiert

Dennoch ist es nicht von der Hand zu weisen, dass Thiam nach bald einem Jahr als Konzernchef ein Grossteil seines Goodwills aufgebraucht hat. Dies vor allem, weil er in den vergangenen Monaten etwas glücklos agierte. Zeitweise schien es gar, als würde ihm das Ruder aus den Händen gleiten.

So gab Thiam beim Riesenabschreiber für notleidende Kredite (Distressed Debt) eine schlechte Figur ab. Nicht nur musste die Grossbank auf den Papieren rund 1 Milliarde Franken streichen. Es kam auch zu wüsten Beschuldigungen innerhalb der Bank und zu einem Aufstand der New Yorker Investmentbanker gegen Thiam, wie auch finews.ch berichtete.

Weiter schwindet die Zuversicht, dass es der Credit Suisse gelingt, die Kapitaldecke auf das geforderte regulatorische Niveau zu heben. Dazu müsste das Finanzinstitut dringend Gewinne schreiben – was angesichts der nervösen Finanzmärkte nicht nur für die CS eine schwierige Aufgabe darstellt.

Aktienkurs im Keller

Die Probleme der Schweizer Grossbank spiegeln sich auch im Aktienkurs wider und sorgen für Frust bei vielen Aktionären. Seit Jahresbeginn sackte der Titel fast 40 Prozent ab, während im Vergleich dazu der Schweizer Gesamtmarkt nur rund 7 Prozent tiefer notiert.

Zum Vergleich: Die Aktien der Deutschen Bank, welche in einer ähnlichen Restrukturierungsphase wie die CS steckt, gaben seit Januar rund 30 Prozent ab. Bei der UBS sind es 20 Prozent.

Die befragten institutionellen Investoren wünschen sich zudem Francisco Gomez Martin weg, den CEO der spanischen Grossbank Banco Popular, wie die «Financial Times» weiter berichtete.

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