Erneut wird der Aufstand der New Yorker Investmentbanker gegen CEO Tidjane Thiam medial inszeniert. Das sorgt innerhalb der Credit Suisse für Aufregung – und verheisst nichts Gutes.

Kurz vor dem Wochenende kursierte bei der Credit Suisse (CS) intern eine Warn-Email, die rasch ein immer grösseres Publikum fand. Darin machte die Medienstelle auf einen Bericht aufmerksam, den die Zeitung «New York Times» veröffentlichen würde, und den die Bank offenbar nicht ohne Vorwarnung auf die Belegschaft wirken lassen wollte.

Tatsächlich hat es der inzwischen publizierte Artikel in sich: Die Rede ist davon, dass der neue CS-Chef Tidjane Thiam mit einer Revolte seiner amerikanischen Investmentbanker konfrontiert ist. Dies, nachdem der CEO im vergangenen März hatte verlauten lassen, die New Yorker Trader seien hinter seinem Rücken risikoreiche Positionen eingegangen, wegen der sich die Schweizer Grossbank seither rund 1 Milliarde Franken ans Bein streichen musste.

Verwaltungsrat muss Gemüter beruhigen

Die «New York Times» zitiert dazu ungenannte CS-Händler, die dem Chef vorwerfen, er habe mit seinen Vorwürfen und seinen drastischen Rückbau-Massnahmen besonders in der CS-Investmentbank-Division ‹Global Markets› den Respekt der Mitarbeitenden verloren. «He has lost the building», so der Anwurf aus anonymer Ecke.

Die Moral bei der Investmentbank-Sparte in New York sei mittlerweile so schlecht, will die Zeitung weiter wissen, dass CS-Verwaltungsrat Richard Thornburgh durch die Abteilungen tourte und die Top-Leute ermahnte, sich trotz allem auf die Kunden zu konzentrieren.

Chaos veranstaltet?

Rebellion an der Wall Street: Dies ist in jüngster Zeit schon das zweite Mal, dass die Missstimmung bei der CS-Investmentbank in den USA medial in Szene gesetzt wird.

Wohl nicht zufällig auf die Generalversammlung von Ende letzten April hin veröffentlichte das amerikanische «Wall Street Journal» ebenfalls einen Artikel, der den mutmasslichen Grabenkampf zwischen Thiam und seinen Investmentbankern erstmals ans Licht zerrte.

Anonyme CS-Banker beschuldigen in dem Artikel Thiam, er habe ein Chaos veranstaltet. Die Angriffe waren schon damals auch persönlicher Natur: So war zu lesen, Thiam ziehe es vor, Sitzungen in seiner Hotelsuite in New York abzuhalten.

Dougans Machtzentrum

Ob die Revolte nun nur medial inszeniert ist oder Thiam in den USA tatsächlich «das Haus verloren hat» – die Berichte weisen auf den wachsenden Graben innerhalb der gebeutelten Schweizer Grossbank hin und sind deswegen in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen. Dass die CS den zweimaligen Angriff auf ihren CEO seitens wichtiger Wall-Street-Publikationen durchaus ernst nimmt, zeigt allein schon die Warn-Email an die Mitarbeitenden.

Ebenfalls stellt sich die Frage, auf welche Basis innerhalb der Grossbank Thiam noch zählen kann, wenn er tatsächlich die amerikanischen Investmentbanker gegen sich aufgebracht hat. Denn diese waren unter seinem Vorgänger Brady Dougan das unbestrittene Machtzentrum der CS.

Bankpräsident Urs Rohner hat sich zwar anlässliche der letzten Generlaversammlung vorbehaltlos hinter seinen CEO gestellt. Ebenfalls hat Thiam nach einem grossen Köpferollen beinahe sämtliche wichtigen Schaltstellen innerhalb des Konzerns mit neuen Leuten besetzt, die er ebenfalls in sein Lager zählen darf.

Image-Politur verordnet

Dass ihn das Schweizer Fussvolk – traditionell der zweite grosse Block innerhalb der CS – ihren neuen CEO ins Herz geschlossen hat, ist vorläufig noch nicht offenkundig. Auch hierzulande erinnert man sich an die ebenfalls anonymen Äusserungen von CS-Bankern, Thiam fliege mit dem Helikopter in der Schweiz herum, um CS-Filialen zu besuchen. Wie zudem finews.ch berichtete, wurde die PR-Agentur Hirzel Neef Schmid Konsulenten engagiert, um Thiams Image aufzupolieren.

Die Wirkung der Berater steht noch aus, während die Lager innerhalb der CS scheinbar immer weiter auseinanderdriften. Mit Blick auf den geplanten Börsengang der Schweizer Universalbank-Einheit im Jahr 2017 dürften die internen Fliehkräfte so schnell nicht kleiner werden.

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