In einem wüsten Rechtsstreit mit dem Libyschen Staatsfonds muss die amerikanische Grossbank Goldman Sachs erklären, warum sie dem Sohn eines einflussreichen Beamten einen begehrten Praktikumsplatz verschaffte.

Um als Praktikant bei der «Königin der Investmentbanken» Goldman Sachs zugelassen zu werden, würden junge Studienabgänger wohl alles tun. Allein dieses Jahr gingen bei der amerikanischen Bank nicht weniger als 250'000 Bewerbungen ein, wie auch finews.ch berichtete.

Nicht um seinen Platz bangen musste hingegen der Libyer Haitem Zarti. Noch mehr: Er wurde zum Praktikum zugelassen, obwohl man bei Goldman Sachs wusste, dass er dafür gar nicht qualifiziert war.

Eigentlich «ungeeignet»

Etwas anderes sprach aber für ihn: Er war der Sohn eines wichtigen Beamten beim vom libyschen Despoten Muammar al-Gaddafi gegründeten Staatsfonds Libyan Investment Authority (LIA) – mit dem Fonds machte Goldman Sachs vor der Finanzkrise Milliardengeschäfte.

Das alles kommt nun in einem aufsehenerregende Prozess in London ans Licht, indem die LIA wegen hoher Verluste im Jahr 2008 gegen Goldman Sachs klagt. Wie auch finews.ch berichtete, werden dabei auch die gelinde gesagt überraschenden Methoden öffentlich, mit denen sich die Goldmänner die Gunst ihres lybischen Grosskunden sichern wollten.

Wie unter anderem die britische «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, gab ein Goldman-Sachs-Partner nun im Zeugenstand zu, dass Zarti als Praktikant «ungeeignet» gewesen war.

Die «Prinzessin» und die UBS

Allerdings sei er vom Gedanken «begeistert» gewesen, dass ein künftiger LIA-Entscheidungsträger sich mit «unserem komplexen Finanzunternehmen Goldman Sachs» vertraut machen konnte.

Die Aussage legt nahe, dass Zarti als so genannter Prinz zum amerikanischen Institut kam. Die Praxis, bei der sich Firmen durch Gefälligkeiten gegenüber den Kindern die Gunst der mächtigen Väter sichern möchten, ist im Banking durchaus verbreitet.

Sie wurde auch schon der UBS in China vorgeworfen, wie finews.ch berichete.

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