Die Privatbank der Raiffeisen Gruppe musste im vergangenen Halbjahr erneut Federn lassen. Entsprechend zeigt sich das Mutterhaus zunehmend ungeduldig mit Notenstein La Roche.

Wenn Konzernchefs öffentlich Sätze wie «das ist noch nicht genügend befriedigend» in den Mund nehmen, dann läuft es den Verantwortlichen des gemeinten Geschäftsfelds für gewöhnlich kalt über den Rücken.

So könnte es auch Adrian Künzi, dem Chef der Privatbank Notenstein La Roche, ergangen sein: Wie Raiffeisen-Gruppenchef Patrik Gisel am Mittwoch anlässlich des Semesters-Abschlusses ausführte, kam die Vermögensverwaltungs-Tochter auch im letzten Halbjahr nicht recht auf Touren.

Eine Untertreibung

Gegenüber finews.ch hatte Künzi bereits letzten Juni angetönt, dass es sehr schwierig sei, organisches Wachstum bei den Kundengeldern zu realisieren. Notenstein La Roche trete diesbezüglich an Ort, wie er damals ausführte. Das stellt sich nun noch als Untertreibung heraus.

Laut Gisel flossen bei der Privatbank rund 700 Millionen Franken ab; weitere 500 Millionen Franken zogen Kunden bei der letzten Juni überraschend an die Bank Vontobel verkauften Asset-Management-Tochter Vescore ab.

Damit schmälerte sich der Nettoneugeld-Zufluss der Gruppe auf rund 3,4 Milliarden Franken, wie der Halbjahres-Rechnung zu entnehmen war.

Halbierter Gewinn

Auch der Rest der Notenstein-La-Roche-Zahlenkranzes nimmt sich nicht gerade berauschend aus. Gegenüber der Vorjahresperiode erhöhten sich die verwalteten Vermögen zwar um ein knappes Drittel auf 20,8 Milliarden Franken. Der um knapp 24 Prozent höhere Kommissions-Erfolg war aber laut Gisel vor allem der La-Roche-Übernahme zuzuschreiben; Notenstein alleine habe ohne Sonderfaktoren etwa gleich viel erwirtschaftet wie im Jahr zuvor.

Gestiegen sind derweil die Kosten. Der Aufwand kletterte um knapp 5 Prozent auf über 70 Millionen Franken; der Reingewinn halbierte sich beinahe auf 8,3 Millionen Franken.

Das legt nahe, dass sich Notenstein La Roche nochmals weiter vom Ziel entfernt hat, mit verwalteten Vermögen von rund 40 Milliarden Franken zum tragenden Pfeiler der Raiffeisen-Diversifizerungs-Strategie zu werden.

Weitere Zukäufe möglich

Zwar bekannte sich Chef Gisel einmal mehr zur Privatbanken-Tochter. Diese sei weiterhin fester Bestandteil der Strategie, betonte er am Mittwoch. Ebenso unterstrich er, dass das Mutterhaus bereit sei, Notenstein La Roche mit weiteren Übernahmen zu mehr Gewicht zu verhelfen.

Doch Gisel sagte ebenfalls, dass es das Institut schaffen muss, aus eigenem Antrieb zu wachsen.

Dabei klang eine gewisse Ungeduld mit; wie finews.ch exklusiv berichtete, musste das Institut dieses Jahr bereits auf die Kostenbremse treten und 10 Millionen Franken einsparen.

Ein neuer Typ Privatbank?

Weitere Massnahmen könnten folgen, wälzt man bei Raiffeisen doch schon Ideen zu einem neuen Typ Privatbank. Diesen Gedankenspielen zufolge könnte Notenstein La Roche künftig noch stärker auf den Vertrieb ausrichtet werden, wo die grosse Stärke von Raiffeisen Schweiz mit ihren 3,9 Millionen Kunden liegt.

Zudem wird offenbar darüber beraten, das Angebot auf eine handvoll standardisierte Mandate zu reduzieren, die dann sowohl an die reiche Notenstein-Kundschaft wie auch an vermögende Raiffeisen-Klientel vertrieben werden. Mit der Vereinfachung des Angebots und der Steigerung des Volumens soll das Kosten-Ertrags-Verhältnis (Cost Income Ratio, CIR) von Notenstein La Roche unter 60 gesenkt werden.

Das wäre dann sehr weit vom aktuellen Wert von 82,8 entfernt.

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