Vorbei sind die Zeiten, als sich mit der Verwaltung von Vermögen reicher Asiaten leicht Geld verdienen liess. Das sagt Urs Brutsch, Gründer des Vermögensverwalters HP Wealth Management in Singapur.

«Die Branche steckt inmitten eines perfekten Sturms», sagt Urs Brutsch, Gründer und CEO der in Singapur ansässigen Vermögensverwaltungs-Boutique HP Wealth Management, im Gespräch mit finews.ch.

Das Unwetter hat laut dem Schweizer vielerlei Ursachen. Dazu gehören ein härterer Wettbewerb, die zunehmende Regulation, kostenbewusstere Kunden und schwierige Finanzmärkte.

Lokale Banken mischen den Markt auf

Während früher die lokalen Banken den ausländischen Finanzinstituten zumeist das Feld überliessen, treten diese nun verstärkt in den Wettbewerb ein. So kaufte die Bank of Singapore – der Private-Banking-Arm der Singapurer Grossbank OCBC – kürzlich Barclays Wealth. Und vor zwei Jahren übernahm DBS, die grösste Bank Südostasiens, das Asiengeschäft der Société Générale.

Zwar haben derzeit mehrheitlich europäische Grossbanken – allen voran die UBS und die Credit Suisse – in Asien die Nase vorn. Doch die Einheimischen holen auf. So steigerte die DBS ihre Kundenvermögen binnen einem Jahr um 35 Prozent auf 71 Milliarden Dollar.

Höhere Kosten, erodierende Erträge

Auch die asiatischen Kunden haben sich verändert. «Ihr Anlagewissen ist heute höher denn je und ihr Preisbewusstsein ausgeprägt», sagt Brutsch. Gerade Letzteres erhöhe den Druck auf die bereits erodierenden Margen zusätzlich.

Hinzu kommt: Die Banken stehen in Asien unter einem enormen Kostendruck. Sie haben in der Vergangenheit viel in Infrastruktur und Personal investiert, und beides gilt es nun zu «füttern». Gleichzeitig nehmen aber die Erträge ab, bedingt durch erhöhte Regulationskosten und konservativer agierenden Kunden.

Die Folgen: «Die Konsolidierung unter hiesigen Finanzinstituten beschleunigt sich und der Kundenberater-Stab dünnt aus», sagt Brutsch. Er schätzt, dass von den insgesamt 3’000 Beratern auf den Finanzplatz Singapur etwa ein Drittel überzählig ist.

Umbrüche bieten Chancen

Doch der Umbruch in der asiatischen Finanzbranche bietet auch Chancen – gerade für unabhängige Asset Manager wie HP Wealth Management. Derzeit verwalten unabhängige Vermögensvewerwalter bloss etwa 3 bis 5 Prozent der im Stadtstadt gebuchten Kundenvermögen. Zum Vergleich: In der Schweiz liegt der Wert bei 15 bis 20 Prozent.

Brutsch, der schon seit 30 Jahren in Asien tätig ist, hofft denn auch, gute Kundenberater an Bord zu lotsen. Er ist überzeugt, dass die Banken über kurz oder lang selbst von ihren besten Leuten finanzielle Opfer werden abverlangen müssen.

Bei HP Wealth Management kommt das Entlöhungsmodell schon längst ohne Retrozessionen aus, dafür kriegen die Berater 50 Prozent der Vermögensverwaltungsgebühr.

Akquisitionen denkbar

Die von Brutsch 2009 gegründete HP Wealt Management verwaltet vorwiegend Vermögen asiatischer Kunden. Mittelfristig will der Schweizer die Depots auf 2 bis 3 Milliarden Franken steigern. «Diesbezüglich sind wir auf gutem Weg», versichert Brutsch.

Der Weg dorthin kann auch akquisitorisch erfolgen. «Wir scannen den Markt regelmässig nach potentiellen Übernahmekandidaten», sagt Brutsch, der früher das Asien-Geschäft der mittlerweile in die Credit Suisse integrierte Tochtergesellschaft Clariden Leu verantwortete.

Aber auch HP Wealth Management gerät bisweilen ins Visier von potenziellen Käufern geraten. Erst kürzlich habe sich wieder einmal ein Interessent gemeldet. «Doch ein Verkauf von HP Wealth Management steht ausser Debatte», betont Brutsch.

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