Der Amerika-Chef der UBS will im Private Banking mit fragwürdigen Anstellungsmethoden aufräumen. Doch es fragt sich, ob Tom Naratil dabei nicht der Schnauf ausgeht.

Tom Naratil, der früherere Finanzchef der UBS, setzte sich vor einem Jahr ein ehrgeiziges Ziel. Als neuer Leiter der Vermögensverwaltung in den USA wollte er dem kostspieligen Kampf um die besten Talente im amerikanische Private Banking einen Riegel schieben.

Wie auch finews.ch berichtete, plante er, insbesondere bestehende Kundenberater – in den USA heissen diese Broker – besser ans Unternehmen zu binden. Hingegen sollte die Rekrutierung deutlich zurückgefahren werden.

Nun zeigt der kürzlich publizierte Geschäftsbericht der Bank, wie stark Naratil die im Metier übliche «Reise nach Jerusalem» zu bremsen vermochte. Wie das Branchenprotal «Advisor Hub» berichtete, stellte die Division UBS Americas letztes Jahr 178 Broker ein. Das sind 54 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Nicht mehr im Markt

Damit vermochte die Grossbank allerdings die Abgänge an der Front nicht zu kompensieren. Der Broker-Bestand schrumpfte um 115 Berater, womit Naratil immerhin die Ausgaben im Zaun halten konnte. Die Lohnkosten für die Berater stiegen nur leicht um 3 Prozent, parallel zu den Erträgen im letzten Jahr. Der Vorsteuergewinn von Naratils Sparte kletterte 2016 auf 1,12 Milliarden Franken.

Für die Headhunter im US-Brokerage ist klar, was das bedeutet: Die Schweizer seien nicht mehr im Markt, sagte einer von ihnen gegenüber dem Portal. Das könnte daran liegen, dass die UBS im letzten Jahr nicht weniger als 101 Broker von der Erzrivalin Credit Suisse (CS) abgeworben hatte. Dies, nachdem diese den Verkauf ihres US-Private-Bankings an die amerikanische Grossbank Wells Fargo beschlossen hatte.

Plötzlich ohne Stuhl?

Der «Fischzug» der UBS bei der CS hatte allerdings ein juristisches Nachspiel; wohl mit ein Grund, warum der Americas-Chef nun von dem ewigen Sesseltanz abrücken will und stattdessen nach einer stabilen Beziehung zu seinen Brokern sucht.

Ob ihm das angesichts des schon 2016 sichtbaren Beraterschwunds mittelfristig gelingen wird, steht allerdings in den Sternen. Denn die Konkurrenz führt den Kampf um die besten Broker unbeirrt fort. Für die UBS birgt das die Gefahr, in der Reise nach Jerusalem plötzlich ohne Stuhl dazustehen.

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