Die brasilianisch-schweizerische Privatbank muss in Deutschland erneut bluten. Sie ist im Streit um heikle Steuerdeals mit dem deutschen Unternehmer Erwin Müller unterlegen.

Das ist kein Pappenstiel: Das Landgericht im süddeutschen Ulm hat die Bank J. Safra Sarasin zu 45 Millionen Euro Schadenersatz im Prozess mit dem Drogerieunternehmer Erwin Müller verurteilt.

Das Gericht bestätigte damit am Montag die Forderung des 84-Jährigen, wie die Agentur «AWP» berichtete. Der deutsche Unternehmer wollte für Verluste durch falsche Beratung bei Investitionen in den hochriskante Fonds entschädigt werden.

Die Bank bestritt diese Vorwürfe, wie auch finews.ch berichtete. Sie kann gegen das Urteil binnen eines Monats Widerspruch einlegen.

Wie weiter berichtet wurde, muss die brasilianisch-schweizerische Bank zudem die Verzugszinsen sowie die Kosten des langwierigen Rechtsstreits tragen. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Milliardär Müller Opfer einer fehlerhaften Kapitalanlageberatung geworden ist.

Maschmeyer & Co. mit Verlusten

Mit fragwürdigen Produkten – sogenannten Cum-Ex-Fonds – an reiche Kunden hatte sich die Privatbank in die Mühlen der Justiz manövriert. Die Anlagegelder von Müller flossen in Aktienfonds, die so ausgestaltet waren, dass einmal an den deutschen Fiskus gezahlte Kapitalertragssteuern gleich mehrfach zurückerstattet werden sollten.

Als das deutsche Finanzamt dieses Schlupfloch schloss, erwiesen sich die Fonds als wertlos und die Sarasin-Kunden erlitten teils Totalverluste.

Neben Drogeriekönig Müller investierten auch AWD-Gründer Carsten Maschmeyer, dessen Ehefrau Veronica Ferres und der Fussballtrainer Mirko Slomka in die Fonds. Maschmeyer & Co. hatten zunächst ebenfalls geklagt, inzwischen haben sich die Streitparteien aber geeinigt. Mit J. Safra Sarasin im Clinch liegt hingegen noch Fleischunternehmer Clemens Tönnies.

Die Reissleine gezogen

Auch ein Unternehmer aus München hatte gegen die Schweizer Privatbank geklagt, weil er auf ihre Empfehlung Millionen in solche Fonds investiert hatte. Solchen Forderungen erhalten durch Müllers Sieg nun Auftrieb.

Im Geschäft mit schwerreichen Deutschen hat J. Safra Sarasin derweil die Reissleine gezogen. Letzten März gab das Institut bekannt, sich aus dem Onshore-Private-Banking im Nachbarland zurückzuziehen. Betroffen von der Massnahme sind rund 80 Mitarbeitende und 1,5 Milliarden Franken an Kundengeldern.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.47%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.75%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.13%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.63%
pixel