In immer dichterer Kadenz wechseln Kundenberater von einer Bank zur andern, wie im Fussball. Das kann nur mit falschen Anreizen geschehen – und zum Nachteil der Kunden.

Im Schweizer Private Banking ist ein wilder Sesseltanz im Gang. Kaum eine Woche vergeht mehr, ohne dass nicht namhafte Kundenberater ihren Arbeitgeber wechseln. Dabei entsteht zwangsläufig der Eindruck, dass manche Banken zu den Verlierern und andere wiederum – zumindest vordergründig – zu den Gewinnern zählen, wie beim Fussball.

So musste beispielsweise die Privatbank Notenstein La Roche seit Anfang 2017 eine ganze Reihe von Leuten ziehen lassen; und die UBS verzeichnete in den vergangenen zwölf Monaten etliche Abgänge etwa im Bereich Executives & Entrepreneurs (E&E), die nun aber allesamt kompensiert werden konnten, wie ein hochrangiger UBS-Mann gegenüber finews.ch verlauten liess.

Wie in Paris

Umgekehrt übernahm die Credit Suisse (CS) zahlreiche dieser E&E-Leute von der UBS, wie finews.ch mehrmals exklusiv berichtete; auch die Bank J. Safra Sarasin, EFG International oder Vontobel machten sich in jüngster Zeit mit namhaften Zugängen bemerkbar. Bei genauerem Überlegen fragt sich indessen, ob dieser Sesseltanz – ähnlich wie das Engagement von Neymar durch Paris Saint-Germain – wirklich nachhaltig ist, sowohl für die beteiligten Finanzinstitute als auch für die Kunden.

Besonders gut illustriert dies ein Beispiel von vergangener Woche: So meldete die von arabischen Aktionären aus Abu Dhabi, aber in der Schweiz domizilierte Falcon Private Bank den Zugang des Kundenberaters Christian Blum mit seinem Team, wie auch finews.ch berichtete. So weit so gut.

Hinter vorgehaltener Hand

Blum war lange Zeit ein wichtiger Ertragslieferant bei der Credit Suisse, und zwar im Geschäft mit sehr vermögenden Privatkunden. Dann wechselte er im Sog der kurzen Ära von Schweiz-Chef Barend Fruithof zu Julius Bär. Doch bereits zieht er weiter, und hinter vorgehaltener Hand heisst es nun bei Julius Bär, Blum und sein Team hätten nicht die erwarteten (Ertrags-)Ziele erreicht.

Ähnlich klang es auch beim Abgang von Fruithof, der die Bank ebenfalls nach kurzer Zeit wieder verliess – mit seiner forschen Art habe er Kunden und Mitarbeiter verärgert – und seine Ziele ebenfalls nicht erreicht haben soll.

Super-Prämien im Spiel

Wenn dem tatsächlich so ist, dann hat das HR, also die Personalabteilung, zweimal schlecht recherchiert respektive die falschen Leute engagiert, beendeten sie ihr Gastspiel doch nach viel zu kurzer Zeit. Nachhaltig ist das gewiss nicht für eine Branche, die sich einst als langfristig orientiert, stabil und zuverlässig ausgab.

Ebenso wenig nachhaltig ist noch eine weitere Praktik: Obschon viele Banken das Gegenteil beteuern, setzen sie – wie im Fussball – enorme Summen ein, um manche Kundenberater zu ködern. Denn ein Top-Kundenberater wechselt sicherlich nur mit einer «Super-Prämie» beispielsweise von Julius Bär zu Falcon, einem Institut, das hierzulande kaum das selbe Ansehen geniesst. Mit anderen Worten: Da ist jeweils sehr viel Geld «im Spiel».

Drastisch gesunken

Dass sich solche spektakulären Wechsel rechnen, ist fraglich, Denn die Summe an Kundengeldern, die ein Berater von seinem alten Arbeitgeber zum neuen bewegen kann, ist in den vergangenen Jahren drastisch gesunken.

Galten in den «Goldenen Zeiten» vor der Finanzkrise 40 Prozent als gang und gäbe, so sind heute schon 10 Prozent sehr viel, wie jeder spezialisierte Headhunter bestätigt. Das hängt damit zusammen, dass die Banken ihre sogenannten Retention-Massnahmen massiv ausgebaut haben und nichts unversucht lassen, um beim Abgang eines Beraters dessen Kunden zu behalten.

Tiefe Taschen

Unter diesen Prämissen wundert sich der Laie, warum manche Banken immer noch so tief in die Tasche greifen, um Kundenberater zu engagieren, die nie und nimmer ihre Kosten einspielen werden.

Ein Kunde mag vielleicht Gefallen daran finden, von der Grossbank CS zur noblen Privatbank Julius Bär zu wechseln. Doch weshalb sollte er zu einem Institut wechseln, das zwar in der Schweiz ansässig ist, aber von arabischen Aktionären aus Abu Dhabi kontrolliert wird? Selbst im Schweizer Private Banking sind mittlerweile die Wege des Herrn unergründlich.

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