Angesichts des Coronavirus-Notstands steht der normale Banker-Alltag Kopf. An den Memos, welche die CEO an ihre Mitarbeiter verschickt haben, zeigen sich unterschiedliche Führungsansätze.

Philipp Rickenbacher, der CEO der Zürcher Bank Julius Bär, wird dieses Jahr 49 Jahre alt. Damit ist er der Jüngste unter den Chefs der drei grossen börsenkotierten Schweizer Banken – UBS-Chef Sergio Ermotti wird heuer 60; Thomas Gottstein, frisch gebackener Steuermann der Credit Suisse, hat Jahrgang 1964.

Womöglich liegt in diesem Altersunterschied auch der unterschiedliche Umgang der drei Bankchefs mit der Kommunikation während der Corona-Krise begründet. Rickenbacher veröffentlichte sein ausführliches Memo direkt auf Linkedin.

Durchhalteparolen an die Belegschaft

Ermotti, der noch vor einem Jahr mit seinen Twitter-Aktivitäten auffiel, hat sich noch gar nicht über Social Media zur Pandemie geäussert, während Gottstein dies gar nicht könnte: Der CS-Chef hat keine entsprechende Präsenz.

Wie Rickenbacher wandten sich auch Gottstein und Ermotti mit Durchhalteparolen an die Belegschaft. Die internen Nachrichten, die finews.ch vorliegen, folgen dabei alle demselben Schema.

Neben einem Dank an die Mitarbeiter und Verständnis für die schwierige Situation der Banker geht es darin vor allem um den Fokus auf die Kunden.

«Was wir in den letzten Wochen gesehen haben – angeführt von unseren Kollegen in Apac und jetzt auf alle Regionen ausgeweitet – ist ein wahrer Ausdruck des UBS-Geistes», schrieb Ermotti im kürzesten der drei Memos. «Indem wir über Teams, Funktionen und Regionen hinweg zusammengearbeitet haben, haben wir alles Notwendige getan, um unseren Kunden weiterhin mit unserer Expertise zu dienen und unser Unternehmen funktionstüchtig zu halten.»

Zeichen für Kulturwandel

Während sich die Nachrichten im Inhalt ähneln, spiegeln sie auch wider, mit welchen individuellen Herausforderungen die Banken bereits vor dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie konfrontiert waren. Vielleicht liegt es daran, dass sich der UBS-Chef kurz fassen konnte: Seine Zeit an der Spitze der Bank endet im Herbst.

Derweil muss Rickenbacher seiner Mannschaft vorleben, dass die Zeit ikonischer Anführer bei Julius Bär vorbei ist. Kurz vor Ausbruch der Krise hatte er Details zu einer Restrukturierung der Bank bekanntgegeben, innert kurzer Frist wurden Hunderte von Kündigungen ausgesprochen.

Auf der so gesenkten Kostenbasis soll die Bank auch nachhaltiger wirtschaften. Das Bolzen von Kundengeldern, welches das Institut in der Vergangenheit in die Bredouille brachte, gehört deshalb explizit nicht mehr zu den Zielen der Kundenberater.

Ende des Machtkampfs

Auch bei der CS ergriff die Führungsetage die Gelegenheit, um Einigkeit zu demonstrieren. Dort unterschrieben CEO Gottstein und Verwaltungsratspräsident Urs Rohner die Nachricht gemeinsam – noch vor sieben Wochen lieferte sich letzterer mit Gottsteins Vorgänger Tidjane Thiam mit dem Präsidenten einen offenen Machtkampf.

Nun sieht sich der neue CS-Chef direkt zu Beginn seiner Amtszeit mit der potenziell grössten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten konfrontiert. Dabei wurde bisher keine Kritik an dem Mitinitianten eines Hilfsfonds öffentlich, der über die Banken verteilt werden wird.

«Es ist uns wichtig, hier als Bank einen Beitrag zu leisten und die Realwirtschaft in unserem Heimmarkt unterstützen zu können», schrieben Rohner und Gottstein im Memo.

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