Einem Geschäftsmann wird in den USA vorgeworfen, ein Millionenvermögen vor dem Staat verborgen zu haben. Dazu hat er offenbar auch seine Schweizer Banken ausgetrickst.

Der am vergangenen Wochenende am Flughafen von Miami verhaftete Geschäftsmann darf darauf hoffen, das Untersuchungsgefängnis bald zu verlassen – wenn er 3 Millionen Dollar in Cash beim zuständigen Gericht hinterlegt. Dieses hat die Kaution für den 77-Jährigen auf 15 Millionen Dollar angesetzt, wobei nur ein Bruchteil überwiesen werden muss.

Nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass der Mann über Pässe der USA, von Brasilien und Rumänien besitzt, gehen die Behörden im US-Bundestaat Florida offenbar von einem erheblichen Fluchtrisiko aus. Wie auch finews.ch berichtete, wird dem Geschäftsmann vorgeworfen, zwischen 1985 und 2020 mit Hilfe der Credit Suisse (CS), der UBS und anderer Schweizer Banken Vermögenswerte in Höhe von mehr als 20 Millionen Dollar vor den amerikanischen Steuerbehörden versteckt zu haben.

Zu Wohlverhalten verpflichtet

Offenbar hat er sich dazu ausgiebig Verschleierungstaktiken bemüht – nicht nur gegenüber der amerikanischen Steuerbehörde IRS, sondern auch gegenüber den Geldinstituten.

Für die betroffenen Banken, zumal die CS und deren neues Mutterhaus UBS, könnte sich das als höchst heikel erweisen. Die CS hatte im Steuerstreit mit den USA im Jahr 2014 rund 2,6 Milliarden Dollar an Bussen bezahlt und sich schuldig bekannt, US-Bürgern beim Steuerbetrug geholfen zu haben. Teil der Einigung, die der CS Strafverfolgung ersparte, war künftiges Wohlverhalten der Bank bei der Entgegennahme von Kundengeldern.

Nur ein kleiner Fisch?

Wie nun die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) die Untersuchungsbehörden zitierte, soll der Beschuldigte komplizierte Unternehmensstrukturen und Mittelsmänner vorgeschoben haben, um seine Vermögen und -Einkommen ausserhalb den USA zu verbergen. Die Spuren reichen nach Liechtenstein und auf die britischen Jungferninseln.

Sein Nettovermögen wird von Ermittlern auf 38,5 Millionen Dollar geschätzt – er wäre damit ein deutlich kleinerer «Fisch» als etwa der texanische Milliardär Robert Brockman, der insgesamt 200 Milliarden Dollar vor dem Steuervogt versteckt haben soll und damit ebenfalls hiesige Banken in Bedrängnis brachte.

Brockman starb im Jahr 2022, noch bevor ihm der Prozess gemacht werden konnte.

Cousin und brasilianischen Pass vorgeschoben

Laut den Ermittlern hat der inhaftierte Geschäftsmann wohl auch die Compliance seiner Banken in der Schweiz ausmanövriert. Er soll dazu Geld zwischen sich und seinem Cousin in Brasilien hin- und hergeschoben und seinen brasilianischen Pass benutzt haben, um seine US-Staatsbürgerschaft gegenüber den Instituten nicht offenlegen zu müssen.

Ebenfalls ist nun ans Licht gekommen, dass der Mann einst als so genannter «Leaver» mutmassliches Schwarzgeld von der UBS zu einer anderen, ungenannten, Schweizer Bank verschoben hatte. Dies, nachdem die UBS im Jahr 2008 ins Visier der Amerikaner geraten war. Ein Schweizer Finanzberater soll ihm dabei behilflich gewesen sein.

Das CS-Mutterhaus UBS wollte sich gegenüber der Agentur nicht zum Fall äussern. Die Grossbank hielt lediglich fest, dass die CS weiterhin mit den Behörden kooperiere.

Fragiler Frieden bedroht

Das bei hiesigen Banken gefürchtete US-Justizministerium Department of Justice (DoJ) ermittelt nun erneut; die Behörde soll schon vor der Verhaftung des Mannes der Frage nachgegangen sein, ob die CS gegen die Vereinbarung von vor zehn Jahren verstossen hat. Ein erneutes Aufflammen des Steuerstreits hängt schon seit längerer Zeit wie ein Damoklesschwert über der Krisenbank. Auch zahlreiche andere Banken haben gegenüber dem DoJ versprochen, im Geschäft mit US-Bürgern nur noch korrekt versteuerte Gelder entgegenzunehmen.

Fälle wie jene des amerikanische-brasiliansischen Geschäftsmannes, die sich auch die Zeit nach den für die Schweizer Banken kostspieligen Einigungen beziehen, bedrohen den fragilen Frieden des Bankenplatzes mit den USA.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.67%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.63%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.16%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.07%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.47%
pixel