Die Investment Bank im UBS-Konzern lässt sich kaum noch rechtfertigen. Die Formel «fürs Wealth Management brauchen wir das Investmentbanking» hat sich in dieser einfachen Form erledigt.

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Der unerwartete Verlust im Aktienhandel der UBS Investmentbank kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Denn unter CEO Oswald Grübel hatte die Bank ein neues Risiko-Management installiert, das ebensolche Praktiken hätte verhindern müssen. Vor diesem Hintergrund stellt sich unweigerlich die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte – selbst falls es stimmt, dass hier ein Banker mit krimineller Motivation gehandelt hat.

Dass ein einziger Mann einen Verlust anhäufen konnte, der dem 28-fachen des täglichen Value-at-Risk-Werts im 2. Quartal 2011 entspricht, verwundert tatsächlich. Gerade in der derzeit höchst volatilen Situation hätte es schlicht nicht möglich sein dürfen, dass solch ungesicherte Transaktionen geschehen, ohne dass das Risk-Management darauf aufmerksam wird.

Hüst und Hott im Investmentbanking

Rein finanziell kann die UBS diesen Abschreiber verkraften, hat sie doch allein im 2. Quartal 2011 einen Vorsteuergewinn von 1,7 Millionen Franken erwirtschaftet. Gleichwohl ist mit dem neuen Fall eine allfällige Dividende gefährdet – und die hoffte man gemäss früheren UBS-Angaben im nächsten Jahr wieder auszuzahlen. Dieser Rückschlag dürfte den Kurssturz an der Börse beschleunigt haben.

Der Vorfall kommt vor allem deswegen zum ungünstigen Moment, weil er nun definitiv die Sinnfrage zum ganzen Investmentbanking innerhalb der UBS stellt. Nachdem diese Abteilung in der Finanzkrise die Grossbank beinahe ruiniert hätte, wählte CEO Grübel eine Hüst-und-Hott-Strategie, um die Division zwischen den Ansprüchen der Öffentlichkeit, den Ansprüchen der Investmentbanker und den Chancen auf schnelle Erträge durchzusteuern.

Eine Zeit lang baute er zwar Risiken ab und reduzierte manche Geschäfte, doch alsbald war wieder von höheren Risiken die Rede – und dies wiederum ging einher mit der Anstellung hunderter teurer Leute. Als dann aber die Ergebnisse nicht den Erwartungen entsprachen, kam bald das Signal für einen neuerlichen Stellenabbau und Sparrunden.

Fest steht, dass das Investmentbanking der UBS nun einen noch schwereren Stand hat – in der Öffentlichkeit, in der Politik, bei den Anlegern. Es ist nicht anzunehmen, dass das UBS-Top-Management noch genügend Gründe zusammenbringt, um weite Teile des Investmentbanking im Rahmen einer sinnvollen Konzernstrategie zu erklären.

Die Zwangslage: Wie wird man das denn los?

Gewisse Geschäfte im Beratungs- und M&A-Bereich, die sich gut mit der Vermögensverwaltung ergänzen, sind dabei die Ausnahme; sie könnten ja durchaus auch eine Nische in der Zukunft finden. Aber die Formel «fürs Wealth Management brauchen wir das Investmentbanking» hat sich in dieser simplen Form erledigt. Denn die erhofften Synergien lassen sich definitiv nicht mehr ökonomisch rechtfertigen.

Oder anders gefragt: Wie erklärt man den Nutzen des Global Synthetic Equities Trading – dort war der Angeschuldigte tätig – im Rahmen einer «One Bank»-Strategie?

Also werden die Regulatoren nun noch mehr Druck auf die Bank machen, das Investmentbanking massiv zu stutzen. Zugleich dürften die gebeutelten Anleger auf eine rasche Lösung drängen, damit die UBS-Titel irgendwann wieder an Wert gewinnen. 

Nur: Es dürfte schwierig werden, diese IB-Division für einen guten Preis zu verkaufen; zu viele andere Grossbanken haben schliesslich dasselbe Klumpenproblem. Und eine Schliessung ist aus Kostenüberlegungen fast ein Ding der Unmöglichkeit. Bleibt also nur ein entschlossenes Gesundschrumpfen. Das Schlamassel, das heute allen bewusst wurde, dürfte die UBS noch lange, lange beschäftigen. Die Bank hat schwere Zeiten überwunden – und schwere Zeiten folgen noch.

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