Kein anderer Banker in der Schweiz ist je mit so massiven Rücktrittsforderungen konfrontiert worden wie CS-Chef Brady Dougan. Was jetzt?

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«Vielleicht erzählen wir unsere Story nicht richtig», sagt Credit-Suisse-Konzernchef Brady Dougan im Interview mit der «Handelszeitung». Damit räumt er auch ein, dass der aktuelle Kurs der CS-Aktie – sie notiert mittlerweile auf dem tiefsten Niveau seit zwanzig Jahren – nicht seinen Erwartungen entspricht.

Allerdings kommt Dougan auch zur überraschenden Feststellung: «Der Markt hat nicht immer recht.» Es gebe, so der CS-Chef, viele Beispiele, wo der Markt nicht recht hatte. «Angesichts der Diskrepanz zwischen der Rendite, die wir im Vergleich zur Konkurrenz erzielen, und der Aktienperformance habe ich so meine Zweifel an der Effizienz des Marktes», stellt Dougan überraschend fest.

Ansprechende Aktienperformance

In diesem Zusammenhang verweist er darauf, dass die CS in den ersten beiden Quartalen 2012 einen Return von 12 Prozent erreicht habe und mit Blick in die Zukunft sind seine Ziele klar: hohe Eigenmittel, tiefere Risiken, ausgezeichnete Produkte und Dienstleistungen sowie eine ansprechende Aktienperformance. «Ich hoffe, dass man in zwei Jahren sagen wird, diese Bank hat früh gehandelt, zeigt gute Ergebnisse und zählt zu den besten der Welt», so der CS-Chef.

Vor diesem Hintergrund stellt sich unweigerlich die Frage, ob Dougan auch in zwei Jahren noch auf seinem Posten sein wird respektive die Bank noch denselben Chef hat.

Darauf antwortet er im Interview: «Wir werden sehen – vielleicht auch mit demselben Chef. Mir liegt nicht nur in beruflicher, sondern auch in persönlicher Hinsicht viel am Erfolg der Credit Suisse. Ich möchte die Ziele erreichen, für die wir heute so viele Anstrengungen unternehmen.»

Absage an die Kritiker

Damit erteilt Dougan vorerst all seinen Kritikern eine klare Absage. Allerdings ist es im Moment schwer vorstellbar, dass der Amerikaner auch noch in zwei Jahren an der Spitze der CS sein wird. In der Branche wird eher vermutet, dass Dougan die weiteren, bereits beschlossenen Massnahmen zur Effizienzsteigerung noch etwas begleiten wird, so dass ein allfälliger Nachfolger die Bank mit weniger Baustellen übernehmen kann.

Würde ein neuer CEO früher an Bord kommen, liefe er Gefahr, auf Grund der vielen noch bestehenden Probleme schon rasch verbraucht zu sein.

Veränderungen im 4. Quartal?

Wie aus CS-internen Quellen zu vernehmen ist, dürften bereits im 4. Quartal 2012 die ersten greifbaren Ergebnisse der seit dem 2. Quartal 2011 angekündigten Einsparungen sichtbar werden und sich positive auf das Ergebnis ausschlagen. Das wäre theoretisch ein guter Zeitpunkt, um das Zepter einem neuen, unverbrauchten CEO weiter zu reichen.

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