Ein Geldwäscherei-Report, bei dem der Finanzplatz Schweiz im Zentrum steht – und doch nicht am Pranger.

In Russland deckt der Anwalt Sergej Magnitsky einen gewaltigen Steuerbetrug auf – die Verdächtigten horten Millionensummen bei UBS und Credit Suisse.

In Spanien fliegt ein grosser Geldwäscherei-Ring auf, geleitet von einem Chinesen – mit ins Visier der Behörden kommt ein Banker von HSBC in Genf.

Die Bundesanwaltschaft sperrt Gelder von Dinara Kulibaeva, der Tochter des kasachischen Präsidenten Nasarbayev, wegen des Verdachts auf Geldwäscherei – sie finden sich bei UBS, CS und BNP Paribas in Genf.

Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Gulnara Karimova, die Tochter des usbekischen Präsidenten – die Konten sind bei Lombard Odier.

Drei unbekannte Russen richten über eine panamaische Briefkastenfirma ein 120-Millionen-Dollar-Konto bei der Genfer Bank Bordier ein – und heben es in bar ab.

Potentaten wie Mubarak oder Ben-Ali werden gestürzt – gesperrt werden ihre Konten bei Schweizer Banken. Und so weiter, und so fort.

monica fahmy finanz oase schweizOder so weit, so bekannt: Dass die Spuren von grossen Geldwäscherei-Skandalen ständig auf den Schweizer Finanzplatz führen, diese Story wird dauernd erzählt. Jetzt rollt ein neues Sachbuch aus dem Orell-Füssli-Verlag die Fälle auf und fasst das Gesamtbild zusammen: «Das saubere Geschäft mit dem dreckigen Geld», verfasst von der Zürcher Journalistin Monica Fahmy.

Doch hier entsteht für einmal ein anderes Bild. Denn trotz all den geschilderten Fällen erscheint der Finanzplatz Schweiz nicht – wie meist üblich – als Hort der Gewissenlosigkeit. Sondern man erfährt eben auch, dass die Schweiz früh führend war bei der Bekämpfung der Geldwäscherei, in Fragen der Compliance und bei der Durchsetzung von ernsthaften «Know Your Customer»-Prinzipien. Oder man liest, wie sehr andere Finanzplätze bei der Bekämpfung der Umgehungs-Wirtschaft schlampen.

Gegen Windmühlen kämpfen alle

Und das ist der Punkt: Das neue Buch verzichtet auf den moralischen Zeigefinger. Gerade dadurch macht es klar, dass die Finanzplätze hier letztlich gegen Windmühlen kämpfen. Weltweit, so erfahren wir zum Beispiel, können wohl weniger als 1 Prozent der illegalen Gelder ermittelt werden. Der Graben zwischen angefangenen Fällen und Verurteilungen ist enorm. In der Schweiz kommen auf 100'000 Verdachtsfälle in den Monitoring-Programmen der Banken vielleicht drei Verfahren.

Die Aussichtslosigkeit hat zur Folge, dass der staatliche Aufwand und die Regelwerke einfach weiter hochgeschraubt werden (so dass mittlerweile auch Juwelieren, Kunsthändlern oder Immobilienmaklern eine Geldwäscherei-Aufsicht droht). Aber ein Blick in die geschilderte Realität lässt ahnen, dass auch dies am Ende wenig bewirken dürfte.

Und so kann die Schweiz zwar mustergültig sein – am Ende finden schwarze Gelder immer wieder einen diskreten Weg nach Zürich oder Genf. Genauso wie nach Frankfurt, Paris, London oder Delaware.

Monica Fahmy, «Das saubere Geschäft mit dem dreckigen Geld. Finanz-Oase Schweiz – ein Hintergrundbericht», Orell Füssli, April 2014

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.65%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.54%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.21%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.1%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.52%
pixel