Die Schweizer Banken-Lobby muss dringend ein Konzept erstellen, wie es nach dem faktischen Ende des Bankgeheimnisses weitergeht. Das sagt der bürgerliche Politiker Thomas Aeschi im Gespräch mit finews.ch.

Die Wahl eines neuen Präsidenten an der Spitze der Schweizerischen Bankiervereinigung, dem Dachverband der Schweizer Banken, sei eine grosse Chance für den Neustart eines Verbands, der in den vergangenen Jahren massiv an Einfluss und Bedeutung verloren habe, sagte der SVP-Nationalrat und Finanzpolitiker Thomas Aeschi am Dienstag gegenüber finews.ch.

«Ich sehe den neuen Präsidenten als einen Turnaround-Manager, der die Situation analysieren, Stärken und Schwächen evaluieren sowie stets ein Auge auf die regulatorische Entwicklung richten kann», so Aeschi, und es brauche eine auf rund 20 Jahre angelegte Strategie für die Schweiz als internationales Finanzzentrum.

Wieder auf Erfolgskurs bringen

Last but not least brauche es jemanden, der die Bankiervereinigung als Ganzes wieder auf Erfolgskurs bringen könne, sagt Aeschi, der sich als nationaler Politiker seit einiger Zeit intensiv mit diesen Fragen beschäftigt. Aeschi spart auch nicht mit Kritik an der bisherigen Führung der Bankiervereinigung unter dem Genfer Privatbankier Patrick Odier, der das Swiss Banking durch eine der schwierigsten Perioden überhaupt geführt hat.

Gerade vor dem Hintergrund, dass viele Schweizer Banken in den vergangenen Jahren im US-Steuerstreit milliardenhohe Bussen bezahlen mussten, sei die Schweizer Bankenlobby sehr schwach gewesen, findet Aeschi, der sich überdies nicht daran erinnern könne, in den vergangenen vier Jahren in Bern viel von der Bankiervereinigung gespürt zu haben, zumal auch der Präsident nicht besonders oft sichtbar gewesen sei.

Einfluss verloren

Der Zuger Aeschi ist ein früherer Credit-Suisse-Banker, der sich in Bundesbern seit einiger Zeit auffallend stark für die Belange des Schweizer Finanzplatzes einsetzt – und zwar öffentlich wie auch hinter den Kulissen, immer mit dem Ziel, den Graben zwischen der Politik und den Banken wieder zu verengen. Wie auch finews.ch bereits berichtete, gibt es eine Reihe von potenziellen Kandidaten.

Galt die Bankiervereinigung vor rund zwanzig Jahren, etwa im Zusammenhang mit den nachrichtenlosen Vermögen, noch als einflussreich, büsste sie in der Folge einiges an Bedeutung ein, insbesondere als der Schweizer Finanzplatz auf Grund der Steuerthematik international zunehmend unter Druck geriet, was wiederum zur Folge hatte, dass es zwischen Banken, Vermögensverwaltern sowie finanznahen Fachleuten wie Treuhänder und Steuerberater, zu immer grösseren Meinungsdifferenzen kam, wie Aeschi weiter festhält.

Langfristige Strategie nötig

«Bei der Wahl eines neuen Präsidenten geht es nicht darum, ob er Deutsch oder Französisch spricht, sondern ob er einen Neustart hinkriegt und fundamental analysieren kann, wer wir sind, was wir wollen und wohin die Reise in den nächsten 10 bis 15 Jahren gehen soll», sagt Aeschi.

Diverse Initiativen wie «Rubik» in der Steuerfrage oder die Asset-Management-Initiative, die dem Finanzplatz eine neue Ausrichtung hätten verleihen sollen, scheiterten. Ausserdem hätten in Bern, wo die Lobby-Arbeit zumeist hinter den Kulissen ablaufe, die Bankenvertreter in den letzten Jahren eher durch Absenz brilliert oder seien auf Grund der zahlreichen politischen Entwicklungen oftmals auf dem falschen Fuss erwischt worden, was wiederum nur ein reaktives anstatt ein proaktives Verhalten möglich machte.

Viel Zeit nötig

Aeschi äussert im Gespräch mit finews.ch klare Vorstellungen, wie das Profil von Odiers Nachfolger beschaffen sein sollte. Jemand nämlich, der die verschiedenen «Risse» innerhalb der Bankiervereinigung kitten könne, die in den vergangenen Jahren zwischen den verschiedenen Bankengruppen entstanden seien.

«Der künftige Präsident muss ein Bankier sein, um die erforderliche Akzeptanz in der Branche zu haben, entweder aus einer Grossbank oder aus einem mittelgrossen Institut, der aber sowohl die kleinen wie auch die grossen Mitglieder in der Bankiervereinigung kennt und sich dabei wohl fühlt, diese nach aussen zu vertreten. Verbandserfahrung wäre überdies nützlich», sagt Aeschi und wünscht sich zudem einen guten Kommunikator, der genügend Zeit für diesen anspruchsvollen Job aufwenden kann.

Mit allen Akteuren am Tisch

Vor diesem Hintergrund findet Aeschi, dass sich die Bankiervereinigung überlegen sollte, das Präsidentenamt in einen Vollzeit-Job aufzuwerten, nachdem die bisherigen Amtsinhaber – mehrheitlich Privatbankiers wie Georg Krayer, Pierre Mirabaud und Patrick Odier, dies «im Nebenamt» machten.

«Wir brauchen eine Persönlichkeit, die alle wichtigen Akteure an einen Tisch bringen kann, und wo sie sich auf einen Kompromiss für alle Themen einigen können, mit denen die Branche in den nächsten Jahren konfrontiert sein wird», sagt Aeschi.

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