Angesichts einer divergierenden Notenbank-Politik diesseits und jenseits des Atlantiks und wegen erhöhter politischer Unsicherheit rät Stephan Heitz von Axa Investment Managers zu einer defensiven Anlagepolitik.

Stephan Heitz ist ‹Head of Continental Europe & Nordics› bei Axa Investment Managers. Er schreibt neu eine monatliche Kolumne für finews.ch.

Eine wirkliche Saisonalität an den Börsen ist statistisch kaum nachzuweisen, aber im Jahr 2016 scheint dem Herbst doch eine gesteigerte Bedeutung zuzukommen.

Der zum Teil deutliche Aufschwung der Aktienmärkte im Juli – trotz des eigentlich als belastend erwarteten Ausgangs des «Brexit-Referendums» in Grossbritannien – hat die Marktteilnehmer überrascht, viele sogar auf dem falschen Fuss, sprich in einer «Short-Position», erwischt.

Auch der Swiss Market Index (SMI) hat mit einem Wert von über 8'300 erneut das Niveau vom vergangenen Mai erreicht und sich mittlerweile deutlich von den Tiefständen im Februar von 7'700 Indexpunkten entfernt.

Widersprüchliche Signale der US-Zentralbank

Angetrieben wurde diese Erholung durch positive Entwicklungen in der US-Konjunktur. Insbesondere der Arbeitsmarkt-Bericht für Juni liess eine weitere Unterstützung des US-Konsums erwarten. Die Berichte über die Lagerhaltung der Unternehmen oder, genauer gesagt, deren Lagerabbau, liessen sogar für das drittel Quartal eine Wachstumsbeschleunigung erwarten.

Es ist somit nicht verwunderlich, dass die Sitzungsprotokolle der amerikanischen Zentralbank Federal Reserve (Fed) durchaus ein geteiltes Meinungsbild der Mitglieder des Offenmarkt-Ausschusses widerspiegeln.

Scheint auf Grund der immer noch nicht eindeutigen Entwicklung in Grossbritannien und Europa eine Zinserhöhung in den USA im September eher unwahrscheinlich, so gehen wir bei Axa Investment Managers (Axa IM) doch von einer Erhöhung im Dezember aus.

War noch vor wenigen Wochen darüber spekuliert worden, ob eine Zinserhöhung ganz ausbleiben könnte, so scheint dies angesichts der Erholung an den Finanzmärkten und der wieder stabileren Entwicklung in den Schwellenländern, die im Wesentlichen mit positiven Wachstumsraten im zweiten Quartal aufwarteten, und auch angesichts des glimpflicher als befürchtet ausgegangenen Stresstests der europäischen Banken aus heutiger Sicht doch sehr unwahrscheinlich.

Andere Zentralbanken auf Expansionskurs

Grossbritannien fühlt bereits die Auswirkungen der «Brexit-Entscheidung», naturgemäss zuerst in den Stimmungs- und Frühindikatoren, noch nicht in der tatsächlichen Datenlage. Die Bank of England hat zwar noch nicht sofort im Juli geldpolitisch stimulierend agiert, es bestehen jedoch kaum Zweifel, dass sie dies im September mit einer Zinssenkung der Fall sein wird.

Die Bank of Japan hat indes angekündigt, zum einen ihre Aktienkauf-Programme auszuweiten und zum anderen bei ihrer nächsten Sitzung am 20. und 21. September die Ergebnisse einer umfangreichen Überprüfung ihrer bisherigen Zentralbank-Politik vorzustellen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht sich mit einer überraschenden Aufwertung des Euro zum Dollar konfrontiert und wird hierauf wohl ebenfalls mit geldpolitischen Massnahmen reagieren.

Es bestehen kaum Zweifel, dass auch die Schweizer Nationalbank (SNB) weiterhin über Anleihekauf-Programme ihre Bilanz ausweiten wird, um in diesem Umfeld eine erneute Aufwertung des Franken gegenüber dem Euro zu verhindern.

Vorsichtige Anlagepolitik vor unsicherem Hintergrund

Angesichts dieser unsicheren Datenlage mit einer möglicherweise divergierenden Notenbank-Politik diesseits und jenseits des Atlantiks und auf Grund einer erhöhten politischen Unsicherheit (Verfassungsreferendum in Italien im Oktober, US-Präsidentschaftswahlen im November, Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit dem Brexit) empfehlen wir eine defensive Ausrichtung der Anlagepolitik – mit leicht reduzierten Aktienallokationen.

Die Bewertungsniveaus befinden sich oberhalb längerfristiger Durchschnitte und werden nur durch die ausserordentlich niedrigen Zinsen unterstützt. Diese Unterstützung scheint zwar länger als erwartet anzuhalten, aber die Anfälligkeit der Aktienmärkte für kurzfristige heftige Rückschläge erscheint aber doch eher höher als erwartet.


Stephan Heitz 192Stephan Heitz ist seit Januar 2009 bei Axa Investment Managers tätig. Er startete als Head of Axa IM Northern Europe mit Verantwortung für Deutschland, Österreich, Schweiz, Belgien, Luxemburg und die Niederlande. Im Jahr 2014 wurde die geographische Verantwortung um die Länder Italien, Spanien und die Nordics ausgeweitet und die Region in ‹Continental Europe & Nordics› umbenannt.

Zuvor war er ab 2001 für die Swiss Life Asset Management in Zürich tätig, zuerst als Director, dann als Managing Director und CEO. Von 1993 bis 2001 arbeitete er bei der ABN Amro Bank. Er startete seine Karriere 1989 beim Schweizerischen Bankverein (heute UBS).

Heitz absolvierte ein Studium an der Universität Fribourg und schloss in Volks- und Betriebswirtschaftslehre ab. Er ist Certified Fund Officer und absolvierte das Advanced Management Program (AMP) an der Harvard Business School.

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