Der CEO der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange sieht trotz geplanter Mega-Mergers in der Börsenlandschaft optimistisch in die Zukunft.

Kernstück seiner Zuversicht ist die Aufwertung des Handelssystems, das ab Frühjahr 2012 mit einer Latenz von unter 100 Mikrosekunden arbeiten wird, wie Christian Katz (Bild) am Wochenende gegenüber finews.ch erklärte.

Eigentlich standen viele äussere Zeichen auf Sturm, als sich Europas Börsenchefs Ende letzter Woche zur Konferenz des Europäischen Börsenverbands FESE trafen.

Tagungsort war ausgerechnet Athen, wo gewaltige Gewitterregen niedergingen und wütende Demonstranten einmal mehr unmissverständlich klarmachten, was sie von den Sparbemühungen der griechischen Regierung halten.

Im Bann der EU-Regulierung

Christian_Katz

Im Zentrum der Konferenz stand aber weniger die Frage, wie der Staatsbankrott von Hellas abgewendet werden kann als vielmehr regulatorische Themen wie etwa die immer noch laufende Revision der Finanzmarktrichtlinie MiFID (Markets in Financial Instruments Directive), welche 2007 in den Wertpapierhandel in wenig durchdachter Art deregulierte.

Als Folge von MiFID in der ersten Lesung fechten die europäischen Börsen gegen ihre Mitbewerber (die meisten der grösseren Investmentbanken sowie die Alternativen Handelsplattformen) seither mit kürzeren Spiessen. Während die Börsen stark reguliert und überwacht sind, gelten für Alternative Handelsplattformen weniger strikte Anforderungen und eine eigentliche Regulierungslücke besteht bei den bank – und brokerbetriebenen Crossing Networks (bankinterne Handelssysteme, die börsenähnliche Funktionalitäten anbieten).

Andere Marktstruktur

Was bedeutet dieser Kampf mit harten Bandagen für die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange? Christian Katz, CEO, gibt sich gelassen: «Die MTFs (Multilateral Trading Facilities, bzw. Alternative Handelsplattformen) haben den europäischen Börsen und damit auch uns Marktanteile abgenommen. Ich denke aber, dass die MTFs in Europa nicht unbedingt die gleiche Stärke entwickeln werden wie in den USA, weil die Marktstruktur zu verschieden ist.»

Was den OTC-Handel (nichtbörslicher Wertpapierhandel) angeht, glaubt Katz, dass die Bedrohung einer weiteren Ausweitung existiert. Aber regulierte, transparente Börsen hätten die wichtigste Position in der Kapitalaufnahme durch Wertpapiere und der transparenten Preisfindung– die Wirtschaftsakteure wüssten dies, und gemeinsam werde man weiter für die Verbreiterung des Börsenangebots arbeiten.

Wer übernimmt wen?

In aller Munde war an der Athener FESE-Konferenz natürlich die Frage, wie es weitergeht, wenn die Mega-Fusion zwischen der Deutschen Börse und NYSE Euronext über die Bühne geht. Wäre diese grösste Börse aller Zeiten eine Gefahr für die Schweizer Börse?

CEO Katz gibt sich abermals unaufgeregt: «SIX Swiss Exchange ist unter dem Dach von SIX Group und damit Teil eines weltweit operierenden Finanzinfrastrukturbetreibers. Was das reine Börsengeschäft angeht, so haben wir die Philosophie, dass es auch neben potentiellen Megabörsen sehr viel Raum gibt für erfolgreiche Geschäftsmodelle wie unseres. Wir sind technologisch höchst innovativ und wesentlich näher am Puls der Kunden als viele Konkurrenten.»

Neue Rekorde im Kampf um Mikrosekunden

Die Schweizer Börse setzt im Wettstreit mit der Konkurrenz schwergewichtig auf Investitionen in die Technologie. Zusammen mit dem Plattformprovider Nasdaq OMX arbeitet der Handelsplatz in Zürich-Selnau an einer massiven Verbesserung der Infrastruktur.

Dazu präzisiert Katz: «Wir werden innert sechs Monaten unser Handelssystem massiv verbessern mit einer Verkürzung der Latenzzeit von heute 800 auf unter 100 Mikrosekunden. Gleichzeitig werden wir unsere Kapazität ebenfalls stark erhöhen und somit die Basis für unser weiteres Wachstum und die Internationalisierung legen. Die Systemverbesserungen gelten für sämtliche 40'000 Finanzinstrumente, die heute bei uns gehandelt werden.»

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