Der Schweizer Rückversicherer Swiss Re will in den nächsten Jahren vermehrt auf Partnerschaften setzen. In einem Interview schliesst CEO Christian Mumenthaler auch Übernahmen nicht aus.

Neue Produkte zu entwickeln sei immer zeitaufwendiger, als man denkt, so Christian Mumenthaler, CEO des zweitgrössten Rückversicherers der Welt, Swiss Re. Aber längerfristig stecke viel Potenzial drin: «Ich kann mir vorstellen, dass in Partnerschaften mit Industriepartnern ein breites Geschäftsfeld steckt», sagt er in einem Interview mit dem deutschen «Handelsblatt».

Das Potential komme vor allem daher, dass viele Unternehmen nun finanziell unter Druck stünden und sich deshalb überlegen würden, welche anderen Services sie noch anbieten könnten. Deshalb wende sich die Versicherungsbranche nun auf der Suche nach neuen Erlösquellen vermehrt ihren Industriekunden zu, um gemeinsam neue Geschäftsfelder zu erschliessen. 

«Niemand hat Spass daran, sich eine neue Police auszusuchen»

So hat Swiss Re zum Beispiel im Oktober dieses Jahres mit dem Autokonzern Daimler ein Joint-Venture gegründet, um ab 2021 volldigitale Auto- und Mobilitätsversicherungsprodukte entwickeln. Mumenthaler: «Wir möchten eine Plattform kreieren, die Versicherungsprodukte in den Autokaufprozess integriert und somit eine einheitliche Kundenerfahrung schafft.»

Ohne Partner sei das nur schwer möglich: «Der Kauf von Versicherungen ist für den menschlichen Verstand schwierig, weil wir uns dann mit negativen Gedanken beschäftigen und über Wahrscheinlichkeiten nachdenken müssen. Kein Mensch setzt sich abends hin und hat Spass daran, sich eine neue Police auszusuchen – darum haben es selbst coole und günstige digitale Versicherer so schwer.» Deshalb versuche man nun, Versicherungen in ein anderes Produkt zu integrieren, das die Menschen gern kaufen, wie eben mit Daimler oder hierzulande auch mit dem schwedischen Möbelhaus Ikea.

Kooperationen gesucht

Die Erstversicherungs- und Industriekunden zeigen sich laut Mumenthaler nicht alle begeistert, dass Swiss Re sich plötzlich indirekt in ihr Geschäftsfeld einmischen will, man habe schon solche Hinweise erhalten. Seine Antwort darauf sei immer, dann solle man doch mit Swiss Re zusammenarbeiten.

So zum Beispiel beim Insurtech Iptiq, der mit Daten unterstützten Produktemaschine, auf der Geschäftskunden massgeschneiderte Lösungen zusammenstellen können, dabei aber die Kundenschnittstelle behalten. Die Schweizer Grossbank UBS hat etwa diesen Sommer verkündet, ab nächstem Jahr für ihre Kunden ein Lebensversicherungsangebot zu lancieren. Laut Mumenthaler können so auch die Erstversicherer Iptiq nutzen, um in neue Märkte oder Geschäftsfelder einzusteigen, statt Hunderte von Millionen selbst zu investieren.

Übernahmen ein Thema

Auch Übernahmen von anderen Unternehmen schliesst Mumenthaler im Interview nicht aus. Ergäbe sich eine interessante Übernahmegelegenheit, würde er sie sich in jedem Fall genau ansehen: «Wir denken immer über Zukäufe nach.»

Jedoch nicht in der Rückversicherung, dort sei das Unternehmen schon in allen Ländern sehr gross, eine Übernahme in diesem Bereich wäre also nicht strategisch: «Allenfalls ist eine rein finanzielle Transaktion denkbar», so Mumenthaler.

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