Swiss-Re-Präsident Sergio Ermotti sieht Inflation und steigende Risiken als Treiber bei den Prämien des Rückversicherers. Die Erstversicherer hätten von der Entwicklung zu sehr profitiert.

Sergio Ermotti ist mit der Profitabilität des Rückversicherungskonzerns Swiss Re nicht glücklich. «Die Risiken sind gestiegen, die Häufigkeit der Risiken ist gestiegen, die Kapitalkosten für uns sind gestiegen. Deshalb müssen wir die Preise überprüfen, um unsere Profitabilität zu verbessern. Wir können mit unserer aktuellen Profitabilität nicht zufrieden sein», sagte der Verwaltungsrats-Präsident in einem Interview mit dem «Handelszeitung». Wie auch finews.ch berichtete, musste der grösste Schweizer Rückversicherer für die ersten neun Monate des Jahres einen Verlust von 285 Millionen Dollar ausweisen.

«Wir sind langfristige Partner, aber wir müssen eine faire Entschädigung für unser Kapital haben. Sonst müssen wir unser Angebot an Kapazitäten überprüfen.» Lieber würde Ermotti auf Marktanteile verzichten, als darauf, einen «vernünftigen Return» für die Aktionärinnen und Aktionäre zu verdienen.

Swiss Re absorbiere inzwischen eine viel höhere Volatilität und höhere Risiken als die Erstversicherer. Unter dem Strich müssete das Unternehmen deshalb über den Zyklus besehen mindestens so gute oder höhere Kapitalrenditen als Erstversicherer haben, gab der frühere UBS-CEO zu bedenken.

Haben Zeichnungsdisziplin selbst in der Hand

«Es gibt in unserer Branche die Aspekte der Kapazitäten, also die Menge des Angebots, und jene der Disziplin, also, welche Verträge wir abschliessen. Das Gesamtangebot können wir beeinflussen, aber nicht alleine gestalten. Bei der Zeichnungsdisziplin haben wir es selbst in der Hand.»

In einigen Bereichen und bei einigen Risiken könnte es zu einer Vervielfachung der Prämien kommen. «Rechnen Sie mal die gestiegene Inflation, die gestiegenen Risiken und die gestiegenen Kosten von Naturkatastrophen zusammen», so der früherer Banker.

Als ein Beispiel nannte er die stark steigenden Schäden aus den Haftpflichtdeckungen für Manager und verwies dabei auf die USA. Dort habe sich inzwischen eine ganze Branche von Anwältinnen und Anwälten etabliert, die nur darauf warten würden, Firmen oder Führungskräfte zu verklagen. Ähnliche Grundtendenzen in unterschiedlichem Ausmass beobachte man auch in anderen Regionen.

Man muss CS-Führung arbeiten lassen

Auch zur Lage der Grossbank Credit Suisse, zu der er sich zuvor bereits in anderen Medien eingehender geäussert hatte, bezog er erneut Position. «Alle wären zufrieden, wenn die Credit Suisse wieder stark, konkurrenzfähig und profitabel wäre. Wir müssen das Managementteam und den Verwaltungsrat jetzt arbeiten lassen.»

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