In den vergangenen Monaten gerieten Superyachten vor allem im Zusammenhang mit den sanktionierten russischen Oligarchen in die Schlagzeilen. Dessen ungeachtet erlebt der Markt für die schwimmenden Paläste einen Boom.

Länger, grösser, schneller, lautete bis vor wenigen Jahren noch die Devise, wenn sich die Milliardäre dieser Welt eine neue Super- oder Megayacht auf Kiel legen liessen. Doch die Zeiten, in denen die Grösse einer Yacht im Status-Wettbewerb der alles entscheidende Faktor war sind vorbei, wie die österreichische Ausgabe des Magazin «Forbes» schreibt.

Einsame Spitze seit 2013

Die derzeitige Rekordhalterin und diesen Luxusschiffen ist die «Azzam», in Besitz von Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan, dem früheren Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate. Die Yacht der Superlative wurde bereits im Jahr 2013 fertiggestellt und wurde seither nicht mehr von einem neuen Projekt herausgefordert. Das Schiff mit einer Länge von 181 Metern und einem damaligen Preis von 605 Millionen Dollar wurde von der deutschen Lürssen Werft gebaut.

Der Markt für Yachten mit mehr als 24 Metern Länge, das entspricht rund 80 Fuss, hat in den vergangenen Jahren einen Boom erlebt. So seien 2021 rund 880 Schiffe verkauft worden, heisst es unter Berufung auf die «Yacht-Spotter» von «Vesselsvalue». 2019, vor der Pandemie, seien es nur halb so viele gewesen.

In den Schlagzeilen waren zuletzt vor allem die beschlagnahmten Schiffe wie etwa die «Tango» des auch in der Schweiz bekannten russischen Industriellen Viktor Vekselberg oder die «Amore Vero», die dem Oligarchen und Politiker Igor Setschin zugeschrieben wird.

Nur jede zehnte Yacht in russischer Hand

Mehr als 9’000 Superyachten würden derzeit die Weltmeere kreuzen. Aber nur 9 Prozent davon gehören russischen Eignern, die damit abgeschlagen den zweiten Platz belegen. Die grösste Gruppe der Superyacht-Besitzer stamme mit 23 Prozent aus den USA.

«Die Werften sind ausgelastet, mehr als je zuvor», wird Marcus Krall, Sprecher der Arbeitsgruppe «Deutsche Yachten» des Deutschen Boots- und Schiffbauer-Verbands zitiert. Wer heute eine neue Superyacht bestellt, müsse drei bis fünf Jahre darauf warten. «Und von den Menschen, die sich heute eine Yacht leisten könnten, besitzen weltweit nur 3 Prozent eine.». Es gibt also noch Potenzial, theoretisch.

Neue Wünsche

Der Markt werde einerseits von der weltweit wachsenden Gruppe der Milliardäre getrieben. Zudem verändere sich die Kundschaft und werde durch die nachfolgende Erben-Generationen und neue Tech-Milliardäre jünger. Im Vordergrund stehe nicht mehr die Repräsentation, sondern der Spass, der Luxus und die Aktivitäten, die beim Reisen auf den Gross-Schiffen genossen werden können.

Auch bei der Nachhaltigkeit oder den Antrieben werden neue Anforderungen gestellt. So werden Brennstoffzellen statt Diesel oder Hybryd-Antriebe verbaut, wie etwa beim jüngsten Lürssen-Schiff «Blue», dass von einem Mitglied der Herrscherfamilie von Abu Dhabi in Auftrag gegeben wurde.

Nicht der reichste Typ auf dem Friedhof sein

Ein Grund für den Boom sei auch die Pandemie gewesen, sagt Max Bulley von der Charterfirma Y.CO mit Sitz im Fürstentum Monaco. Dadurch habe es eine Art Erwachen gegeben. Viele Menschen hätten zwei Dinge realisiert: Wer im Home-Office arbeiten kann, kann auch von der Yacht aus arbeiten. Und: Das Leben kann schnell vorbei sein. «Ich will nicht der reichste Typ auf dem Friedhof sein», beschreibt er die Gefühlslage bei vielen Wohlsituierten.